Genossenschaftsbank
Nach nur zwei Jahren verlässt Uwe Krakau die Genossenschaftsbank wieder. Weil es Probleme mit einer neuen App gab, kam es zu Spannungen auf höchster Ebene.
24. Oktober 2024 • Beat Schmid

Es war ein Paukenschlag, als am Montag bekannt wurde, dass Uwe Krakau nach nur zwei Jahren in der Konzernleitung der Genossenschaftsbank wieder zurücktritt – und mit ihm die Funktion des Chief Operating Officer wieder abgeschafft wird. Raiffeisen Schweiz habe sich im Zuge einer «kritischen Überprüfung des Umsetzungsstandes der Gruppenstrategieprojekte» zu diesem Schritt entschlossen, teilte die Bank mit.

Die bisher in dieser Organisationseinheit gebündelten Aufgaben werden auf die bestehenden Departemente verteilt. Damit reduziere das Unternehmen die Schnittstellen bei der Strategieumsetzung, begründet die Bank den Schritt.

Dass Projekte scheitern oder sich verzögern, ist in Unternehmen eher die Regel als die Ausnahme. So auch bei Raiffeisen. Wie die HandelsZeitung (Abo) berichtete, verhängte die Bank einen Einführungsstopp für eine neue App. Offenbar gab es Probleme bei der Skalierung. Nach einem Jahr Testbetrieb mit Mitarbeitenden und Neukunden traute sich die Bank nicht, das neue Online-System für alle knapp 2 Millionen Kundinnen und Kunden auszurollen.

Die technischen Probleme allein waren nicht der Auslöser. Wie aus dem Innern der Bank zu hören ist, kam es auch zu Spannungen. Verantwortlich für das Projekt waren Uwe Krakau und sein Team. Doch bei einer Einführung reden plötzlich viele mit. Wie aus Gesprächen zu erfahren ist, kam es zu einem Gerangel zwischen Krakau und IT-Chef Niklaus Mannhart. Letzterer hat nach dem Abgang von Krakau nun die Projektleitung übernommen.

Als Krakau zu Raiffeisen geholt wurde, zeigte sich Raiffeisen-Schweiz-Chef Heinz Huber überzeugt, dass der IT-Spezialist mit seinem Know-how, seiner Innovationskraft und seinem unternehmerischen Denken die besten Voraussetzungen mitbringe, um die Strategie «Raiffeisen 2025» erfolgreich umzusetzen und «unsere Dienstleistungen kundenorientiert und erfolgreich weiterzuentwickeln».

Eine wohlklingende, aber auch diffuse Stellenbeschreibung. Dass sie zum Scheitern verurteilt war, zeigt die Tatsache, dass sie bereits nach der ersten wichtigen Bewährungsprobe wieder abgeschafft wurde.

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