Ein Restaurant in der Berner Innenstadt stand kurz vor seiner glamourösen Eröffnung. Am 8. November hätte das Supernova an der Schauplatzgasse 22 erstmals seine Türen öffnen sollen. Bastian Baker war für ein Show Act geladen. Doch dazu kam es nicht. Ein Untersuchungsbeamter der Finma schloss das Restaurant mit Bar und öffentlichem Social Club eigenmächtig.
Für die Betreiberin Juliette Bülowius hat die Schliessung gravierende Folgen. Sie musste allen Partnern, Lieferanten und Sponsoren absagen, wie sie im Gespräch mit tippinpoint sagt. Auch bereits eingestellten Mitarbeitern musste sie kündigen. «Monatelange Vorbereitungen waren umsonst.» Wie sie im Gespräch sagt, fühlte sie sich von dem Beauftragten der Finma massiv unter Druck gesetzt.
Die Schliessung erfolgte am 1. November. Juliette Bülowius wurde am frühen Morgen durch mehrere Anrufe geweckt. Der Finma-Delegierte habe ihr mitgeteilt, dass sie und ihre Mitarbeitenden das Gebäude in Bern «sofort zu verlassen» hätten. Sie eilte zum Restaurant, doch nach längerer Diskussion teilte der Finma-Mann der Wirtin mit, er habe «keinen Spielraum», er müsse jetzt alles sichern und sie müsse das Lokal verlassen.
Er verlangte die Herausgabe der Schlüssel. Als Juliette Bülowius sich weigerte, «packte er seine Aktentasche und sagte, wenn ich ihm jetzt nicht die Schlüssel gebe, müsse er mich härter angehen». Bülowius war geschockt. «Nach dieser Aussage hatte ich Angst und Tränen in den Augen», sagt sie. «Ich habe ihm meine Schlüssel gegeben und gesagt, dass ich sehr hoffe, bald wieder in meinen Laden gelassen zu werden.»
Hat die Finma hier eine Grenze überschritten? Wie kommt die Finma dazu, ein Restaurant zu schliessen? Darf sie das überhaupt?
Das Unheil begann vor rund zwei Monaten. Die Finma eröffnete eine Vorabklärung gegen die Finma Moonshot, die Investitionen in Privatmarktanlagen vermittelt. Mit Moonshot sind weitere Firmen verbunden. Unter anderem Le Bijou, die sogenannte Serviced Apartments in verschiedenen Städten vermietet. Hinter Moonshot und Le Bijou stehen Alexander und Madeleine Hübner. Die NZZ schrieb über die Jungunternehmer: «Der Erfolg gibt Le Bijou recht: Renditen, von denen klassische Hotels und andere Unternehmen nur träumen können.»
Laut einem Bericht der HandelsZeitung sind Moonshot und Le Bijou oft gemeinsam aufgetreten. Zuletzt im vergangenen Sommer im Zusammenhang mit der Liegenschaft an der Berner Schauplatzgasse, wo neben dem Restaurantbetrieb von Juliette Bülowius neue Luxuswohnungen hätten entstehen sollen.
Was der Finma an den Geschäften von Moonshot und Le Bijou nicht passte, bleibt geheim. «Dem Grundsatz nach äussert sich die Finma nicht zu allfälligen laufenden Verfahren oder Abklärungen», schreibt ein Mediensprecher auf Anfrage. Wie den Websites zu entnehmen ist, vermittelte Moonshot Finanzierungen für Le Bijou und auch sogenannte Tracker-Zertifikate auf Firmen wie Space X oder Open AI. Moonshot versteht sich als «Investorennetzwerk» für vermögende Privatpersonen und Unternehmen. Über eine Finma-Bewilligung verfügen die Firmen nicht.
Alles stillgelegt
Zum Knall kam es Ende Oktober. Aus der Vorabklärung ist offenbar ein Enforcement-Verfahren geworden. Dies zeigt sich daran, dass bei allen Gesellschaften, die mit Moonshot und Le Bijou in Verbindung stehen, der erwähnte Untersuchungsbeauftragte der Finma die Kontrolle übernommen hat. Er hat inzwischen sämtliche Aktivitäten der Firmen eingestellt.
Anleger haben keinen Zugriff mehr auf die Website, Wohnungen können nicht mehr vermietet werden. Es werden keine Rechnungen mehr bezahlt und vermutlich auch keine Löhne. Die plötzliche Einstellung der Geschäftstätigkeit hat einige Anleger verunsichert, wie auf einschlägigen Online-Plattformen zu lesen ist. Geschädigte Investoren scheint es aber bis zum Eingreifen der Finma keine gegeben zu haben.
Untersuchungsbeauftragter der Finma ist der Zürcher Rechtsanwalt Thomas Leder von Bellerive Rechtsanwälte. Der auf Arbeits- und IT-Recht spezialisierte Jurist verfügt laut Handelsregistereinträgen über Einzelunterschrift bei insgesamt elf Gesellschaften, die mit Moonshot in Verbindung stehen. Darunter auch bei der Finma OCSP AG.
Das ist die Firma, mit der Juliette Bülowius einen Mietvertrag abgeschlossen hat. Die Mieterin sagt, ihre Firma habe weder mit Moonshot noch mit den Le Bijou Apartments zu tun. Sie habe vier Stockwerke gemietet, um dort einen Social Club mit Restaurant und Bar zu eröffnen. Die Le-Bijou-Initianten Alexander und Madeleine Hübner kenne sie seit über zwei Jahren. «Madeleine hatte mich damals für ein privates Abendessen in einer Bijou-Wohnung gebucht», sagt sie.
Anwalt und Finma-Beauftragter Thomas Leder liess eine Anfrage unbeantwortet.