Reverse Takeover in den USA
Es ist sein bisher grösster Deal: Aebi-Schmitt-CEO Barend Fruithof baut mit einer US-Übernahme einen Milliardenkonzern für Spezialfahrzeuge auf.
16. Dezember 2024 • Beat Schmid

Aebi Schmitt ist in den USA bereits seit einigen Jahren stark gewachsen und beschäftigt heute bereits rund die Hälfte der Mitarbeitenden dort. Nun macht das Unternehmen einen weiteren grossen Schritt: Es fusioniert mit der Shyft Group, einem in den USA börsenkotierten Hersteller von Spezialfahrzeugen.

Die beiden Unternehmen sind etwa gleich gross: Shyft setzt 872 Millionen Dollar um, Aebi Schmitt mehr als eine Milliarde. Zusammen kommen die Unternehmen auf 1,9 Milliarden Dollar, wie die Unternehmen heute mitteilten. Rund drei Viertel des Umsatzes wird das Unternehmen künftig in den USA erwirtschaften. Der EBITDA soll bei rund 200 Millionen Dollar liegen. Durch die Synergieeffekte soll die Marge auf knapp über 10 Prozent steigen.

Der Mehrheitsaktionär von Aebi Schmitt, Peter Spuhler, wird mit 35 Prozent weiterhin die Kontrolle über das fusionierte Unternehmen behalten. Es handelt sich somit um einen sogenannten Reserve Takeover. Mit dem Aktientausch wird Aebi Schmitt eine in den USA kotierte Gesellschaft. Die Aktien werden an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Der Hauptsitz bleibt in Frauenfeld.

Der Markt reagierte euphorisch auf die Nachricht. Die Aktien von Shyft legten zum Börsenstart in den USA um über 16 Prozent zu. Das Unternehmen wird derzeit an der Börse mit rund 476 Millionen Dollar bewertet.

Börsengang wurde zum Thema

Neuer CEO der Gruppe wird der bisherige Aebi-Schmitt-Chef Barend Fruithof. Wie er am Montag in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte, wird er künftig «die meiste Zeit in den USA verbringen». Schon jetzt sei er sehr oft in Amerika unterwegs. Neun der 14 Produktionsstätten befinden sich in den USA. Der Hauptsitz der Shyft Group liegt in Charlotte (Michigan) zwischen Detroit und Chicago.

Fruithof liefert mit dem Deal sein Gesellenstück als Industrieller ab. Bahnunternehmer Peter Spuhler holte den Banker 2017 in die Industrie und machte ihn zum Chef von Aebi Schmitt. In der Folge zog der ehemalige Firmenkundenchef der Credit Suisse eine Reihe von Übernahmen durch. Innerhalb weniger Jahre kurbelte er den Umsatz auf über eine Milliarde Euro hoch. Die Pro-forma-Verschuldung lag Ende September bei 485 Millionen Dollar.

Ein Börsengang von Aebi Schmitt war in den letzten Jahren zum Thema geworden. Durch den Zusammenschluss mit Shyft erhält das Unternehmen direkten Zugang zum amerikanischen Kapitalmarkt. «Mit dem Börsengang und der neuen Grösse entstehen neue Möglichkeit bei Kunden, Märkten und Produkten. Aebi Schmidt kann in naher Zukunft ein noch breiteres Produktportfolio anbieten. Dies wird die Stabilität langfristig sichern und die Erträge weiter steigern», wird Fruithof in der Medienmitteilung zitiert.

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