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Für die Zürcher Finanzboutique war 2024 ein Jahr zum Abschreiben. Sinkende Margen, ein Finma-Verfahren und Sparübungen zehren an der Substanz. Ein neuer Chef soll die Wende bringen.
6. Februar 2025 • Beat Schmid

Leonteq hat die Geschäftszahlen für das Jahr 2024 veröffentlicht. Die Zürcher Derivateboutique blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Lukas Ruflin, CEO von Leonteq, kommentiert: «Mein letztes Geschäftsjahr als CEO war von Herausforderungen geprägt und unsere Ergebnisse sind zweifellos enttäuschend ausgefallen. Gleichzeitig konnten wir dank unserer Kunden und Partner eine Rekordzahl an Transaktionen und Produktemissionen verzeichnen. Ich bin zuversichtlich, dass Leonteq die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen erfolgreich nutzen wird.»

Er macht Platz für Christian Spieler. Dieser war zuletzt als Berater tätig. Spieler startete seine Karriere im Derivatgeschäft bei JP Morgan. 2005 wechselte er als Head of Capital Markets für Deutschland und Österreich zu Lehman Brothers. Von 2008 bis 2021 war er bei Citigroup Global Markets, wo er unter anderem das Aktien-, Fixed-Income-, Devisen- und Rohstoffgeschäft für deutsche und österreichische Kunden leitete.

Der Jahresgewinn ging deutlich von 36,6 Millionen Franken im Vorjahr auf 5,8 Millionen Franken zurück. Der Kommissions- und Dienstleistungserfolg blieb mit 214 Millionen Franken praktisch unverändert. Das Unternehmen verweist auf den «intensiven Wettbewerb», der zu einem Margenrückgang auf 70 Basispunkte (2023: 90 Basispunkte) geführt habe.

Neue Sparmassnahmen

Das Handelsergebnis ging von 36 Millionen Franken im Vorjahr auf 21 Millionen Franken zurück. Dank strikter Kostenmassnahmen – restriktive Vergütungspolitik und weniger externe Berater – resultierte ein Vorsteuergewinn von 7,9 Millionen Franken (2023: 18,4 Millionen Franken). Der Verwaltungsrat beantragt eine Reduktion der Dividende von 1 Franken auf 25 Rappen.

Vor Weihnachten schloss die Finma ihr Verfahren im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Finanzmarktprodukten durch Distributoren im Ausland ab. Die Behörde stellte schwere Verletzungen der Risiko- und Gewährspflichten fest. Die Finma zog Gewinne von 9,6 Millionen Franken ein. Wie Leonteq in ihrem Ausblick schreibt, werden die Auflagen und «regulatorischen Anpassungen» vorerst zu tieferen Volumina mit bestehenden Partnern führen.

Dies will das Unternehmen durch den Ausbau des sogenannten Balance-Sheet-Light-Geschäfts, neue White-Label-Partnerschaften sowie Kosteneinsparungen von bis zu 10 Millionen Franken kompensieren. Den laufenden Betriebsaufwand schätzt Leonteq für das Jahr 2025 auf 220 Millionen Franken. Die Finanzziele für 2026 nimmt das Unternehmen zurück. Neue Ziele würden nach der «Stabilisierung des neuen Regimes» definiert, schreibt das Unternehmen.

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