Der Artikel, der unüblicherweise ohne Autorenname gekennzeichnet wurde, beschreibt detailreich, was der Banker in den ersten fünf Monaten als neuer Asienchef der UBS schon alles gemacht hat: Er habe sich «in Hunderte von Kundengesprächen» eingewählt, «nahm sich Zeit für persönliche Gespräche von Shanghai bis Sydney, schaute sich ein Grand-Prix-Rennen in Singapur an und begann, Mandarin zu lernen».
Er habe auch «dazu beigetragen, wichtige Mandate von leitenden Angestellten zweier führender chinesischer Technologieunternehmen, Alibaba Group Holding und JD.com, zu sichern. Und das alles, während UBS kurz vor dem Erwerb einer Beteiligung an einem der grössten Vermögensverwalter Indiens, 360 One WAM, steht, was der Schweizer Bank helfen würde, ihre Präsenz im bevölkerungsreichsten Land der Welt rasch auszubauen.»
Bloomberg spricht von einem «hyperaktiven Start», der die «Dringlichkeit unterstreicht, mit der er eine Region in Angriff nimmt, die UBS seit langem als Schlüssel für ihre Ambitionen im Wealth Management betrachtet». Der Bericht erwähnt auch, dass die Wealth-Maschine in Asien nicht mehr so rund läuft wie in den letzten Jahren.
Khans CEO-Ambitionen
Ambitionen hat natürlich auch Iqbal Khan, wie Bloomberg weiss. Für den 49-jährigen Khan könnte der grösste Druck aus Zürich kommen. «Das liegt daran, dass er seit langem als einer der Spitzenkandidaten für die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Sergio Ermotti gilt, der voraussichtlich Anfang 2027 zurücktreten wird. Seine jüngste Ernennung zum Asien-Pazifik-Chef bedeutet, dass er seinen Wert aus der Ferne unter Beweis stellen muss, und das alles innerhalb eines engen Zeitrahmens von zwei Jahren.»
Immerhin, Bloomberg (Abo) unterschlägt die weniger ruhmvollen Seiten von Khans Karriere nicht. Er sei zwar einer der wenigen Führungskräfte der Credit Suisse, die in den letzten Jahren «unbeschadet aus den Trümmern der Bank» hervorgegangen seien. Als Chef des Bereichs International Wealth Management baute die Bank unter seiner Führung jedoch rasch ein Geschäft mit Anlageprodukten auf, die mit dem Finanzier Lex Greensill verbunden waren, dessen Firma später zusammenbrach.
Die Supply-Chain-Fonds bescherten den Kunden schliesslich hohe Verluste und trugen zum Niedergang der Credit Suisse bei. Die Schweizer Aufsichtsbehörde Finma hat Khan jedoch keine Schuld an der Affäre gegeben, schreibt Bloomberg. «Auch ein früherer interner Bericht, der mit Unterstützung von Deloitte erstellt wurde, hat nach Angaben von UBS keine Schuld festgestellt, wurde aber nie veröffentlicht.»
Interessant ist, dass Bloomberg auch einen Kritiker Khans zu Wort kommen lässt: «Erfolg hatte immer mit einer höheren Risikobereitschaft zu tun», lässt sich Rupak Ghose, ein ehemaliger Analyst der Credit Suisse, zitieren. «Die Herausforderung für ihn besteht darin, mehr schweizerisch zu sein und eine ruhige Hand zu haben.»