Der Kurs der UBS-Aktie fiel gestern um 7 Prozent auf 29.55 Franken. Für Konzernchef Sergio Ermotti und einige Kommentatoren war der Grund schnell gefunden: Es sind die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den neuen Eigenkapitalvorschriften. So schrieb Bloomberg, dass die UBS-Aktie am Dienstag gefallen sei, nachdem Analysten festgestellt hätten, dass das Unternehmen die «härteste Version» der geplanten Massnahmen weniger gut abfedern könne als erwartet.
Reuters hingegen sah das Problem eher auf der Ergebnisseite: Die «plausibelste Erklärung» sei, dass den Anlegern die UBS-Prognose eines Rückgangs des Zinsertrags im Schweizer Geschäft und im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft nicht gefiel, was auf die Zinsentwicklung zurückzuführen sei und nicht in der Kontrolle der Bank liege.
Wie so oft war es wohl der Mix, der den Anlegern auf den Magen schlug.
Dass die Mühlen in Bern langsam mahlen, scheint Sergio Ermotti und seinem Team zunehmend auf die Nerven zu gehen. Dabei dürfte er mit den behördlichen Bearbeitungsgeschwindigkeiten bestens vertraut sein. Der Nebel über der Too-big-to-fail-Regulierung dürfte sich nicht vor der zweiten Jahreshälfte lichten – das wissen eigentlich alle, auch der Markt.
Nun gilt es, den eigenen Laden in Ordnung zu bringen. Hier gibt es neben der komplexen und heiklen Datenmigration in der Schweiz weitere Baustellen, die dringend angegangen werden müssen. Die grösste liegt im Global Wealth Management (GWM), der Kerndisziplin der Bank. Hier zeigt die Bank zwei Jahre nach dem Kauf der CS erstaunliche Schwächen. Die Riesenabteilung wird seit Sommer 2024 von Rob Karofsky und Iqbal Khan geführt (Bild). Beide gelten als Papabile für den Chefposten bei der UBS.
Baustelle Americas
Besonders unbefriedigend ist die Entwicklung des Vermögensverwaltungsgeschäfts in den USA. Die Cost Income Ratio stieg im vierten Quartal auf unglaublich hohe 92,4 Prozent. Obwohl die Bank im grössten Vermögensverwaltungsmarkt der Welt 2000 Milliarden Dollar verwaltet, verdient sie dort praktisch kein Geld.
Die 2000 Milliarden Dollar entsprechen der Hälfte der verwalteten Vermögen von GWM. Dennoch trägt GWM Americas nur 19 Prozent zum Vorsteuergewinn der Sparte bei. Warum das so ist, zeigt sich bei den Kosten beziehungsweise bei der Aufteilung der Vermögensberater nach Regionen. In den USA sind 61 Prozent der gesamten Truppe beschäftigt – 5968 von 9803 Beratern. Anders ausgedrückt: 39 Prozent der Berater erwirtschaften 81 Prozent des Vorsteuergewinns.
Das ist nicht nachhaltig. Nun will die Bank das Problem angehen und ihre «Vorsteuergewinnmarge» auf 15 Prozent erhöhen, wie sie gestern in einem Investoren-Update mitteilte. Die Vorsteuergewinnmarge ist nichts anderes als eine auf den Kopf gestellte Cost-Income-Ratio, die also auf 85 Prozent gesenkt werden soll.
Keine Skaleneffekte
Wirklich ambitioniert ist dieses Vorhaben nicht – auch nicht, was den Zeithorizont betrifft: Erst 2027 will die UBS eine Cost-Income-Ratio von 85 Prozent erreichen. Das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Bank in den Jahren 2019 bis 2023 bereits einmal dort war. Zum Vergleich: In den anderen GWM-Regionen ist die Cost-Income-Ratio deutlich besser: 64 Prozent in der Schweiz, 75,2 Prozent in EMEA und 67,5 Prozent in Asien. Auch die US-Konkurrenz schneidet deutlich besser ab: Morgan Stanley kommt mit 6,2 Milliarden Dollar Assets auf eine Vorsteuermarge von 30 Prozent (Cost-Income-Ratio: 70 Prozent).
Die Bank machte keine konkreten Angaben, wie sie das hartnäckige Kostenproblem in den USA lösen will. Dieses ist zu einem grossen Teil auf die Vergütung der Berater zurückzuführen, die wesentlich stärker auf Provisionsbasis bezahlt werden. Solange das so bleibt, kann die Bank in den USA kaum Skaleneffekte erzielen.
Gut möglich, dass Sergio Ermotti und sein Präsident Colm Kelleher das Problem mit einer Übernahme lösen wollen. Doch geeignete Partner zu finden, ist nicht einfach, und das Risiko, zu viel auf den Tisch zu legen, ist gross.
Neugeldschwäche
Ob mit oder ohne Transaktion: UBS Amercas wird noch lange ein Klotz am Bein der UBS bleiben. Jahrelang machte das nicht viel aus, weil die anderen Regionen umso besser liefen. Doch inzwischen zieht zum Beispiel auch die Boomregion Asien nicht mehr so stark wie früher. Insgesamt blieb die Bank bei den Neugeldern hinter den Erwartungen zurück. In APAC gab es sogar einen Neugeldabfluss von 1,2 Milliarden Dollar. Obwohl sich die Bank in den letzten 12 Monaten von rund 460 Kundenberatern (5 Prozent) getrennt hat, sind die Kosten gleich geblieben oder gestiegen.
Das Kostenproblem betrifft nicht nur die Region Americas, sondern die gesamte Division – mit Ausnahme der Schweiz. Zwei Jahre nach dem Megamerger kann dieses Problem nicht mit der Credit Suisse entschuldigt werden.