Reaktion auf Trump
Amerikanische Grossbanken haben Milliarden für krisenbedingte Ausfälle auf die Seite gelegt. Noch ist es nicht ganz so schlimm wie zu Covid-Zeiten, aber das könnte sich noch ändern.
14. April 2025 • Beat Schmid

Trotz sehr guter Finanzergebnisse für das erste Quartal warnte der JP-Morgan-Chef Jamie Dimon am Freitag vor «heftigen Turbulenzen» in der Wirtschaft. Als Reaktion darauf hat die grösste Bank an der Wall Street 3,3 Milliarden Dollar für potenzielle Kreditausfälle zurückgestellt. Wells Fargo schlug sich ebenfalls gut, hielt die Rückstellungen jedoch konstant. Schaut man auf vergangene Krisen, dürften die US-Grossbanken noch deutlich mehr Rückstellungen machen müssen.

JP Morgan segelte mit viel Rückenwind durch die ersten drei Monate des Jahres. Der Nettogewinn stieg um 9 Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar. Haupttreiber war das Investmentbanking: Die Erträge aus dem Handel mit Aktien kletterten im Vergleich zum gleichen Quartal 2024 um 48 Prozent. Auch das Kreditkartengeschäft half der Bank, eine Eigenkapitalrendite von insgesamt 18 Prozent zu erwirtschaften. Die Eigenkapitalquote beträgt 15,5 Prozent.

Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich hingegen deutlich eingetrübt. Die Bücher fürs erste Quartal waren bereits geschlossen, als US-Präsident Donald Trump angefangen hat, mit seiner Zollpolitik die Börsen durcheinanderzuwirbeln und die weltweite Handelsordnung in Frage zu stellen. Dass nun eine der wichtigsten Banken der Welt Milliarden für mögliche Kreditausfälle zurückstellt, dient dabei als Indikator, wie schlimm die Lage inzwischen eingeschätzt wird.

75 Prozent mehr als vor einem Jahr

JP Morgan legte 75 Prozent mehr zur Seite als noch ein Jahr zuvor. CEO Dimon stellt sich klar auf schlechteres Wetter ein. Er sieht zwar mögliche Vorteile durch Steuererleichterungen und Deregulierung unter Trump, rechnet jedoch gleichzeitig mit den negativen Folgen von Zöllen, Inflation, Haushaltsdefiziten, hohen Vermögenspreisen und Volatilität. Ein wenig optimistischer scheint Wells-Fargo-Chef Charlie Scharf die Lage einzuschätzen, der die Rückstellungen bei über 900 Millionen Dollar stabil hielt.

Blickt man auf vergangene Krisen, könnten die Banken bald deutlich mehr auf die Seite legen. Im ersten Quartal 2020, als die Covid-Krise zu toben begann, bildete JP Morgan Rückstellungen in Höhe von 2,1 Prozent der ausstehenden Kredite – im Folgequartal waren es 3,1 Prozent. Derzeit liegt die Quote bei 1,9 Prozent. Um das Niveau der Covid-Zeit zu erreichen, müsste die Grossbank knapp 18 Milliarden Dollar zurückstellen.

Allerdings könnten sich die wirtschaftlichen Folgen der neuen US-Handelspolitik als weniger gravierend erweisen als vor fünf Jahren – sicher ist das aber nicht. Dimon hatte mit seinen warnenden Worten letzte Woche sicher einen gewissen Einfluss auf die Entscheidungen im Weissen Haus. Doch mit seinen Rückstellungen zeigt er, dass er nichts anbrennen lassen will.

Die UBS wird ihre Zahlen fürs erste Quartal am 30. April präsentieren. Im Q4 2024 erzielte sie einen Reingewinn von 800 Millionen Dollar. Fürs Gesamtjahr schaute ein Gewinn von 5,1 Milliarden Dollar heraus.

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