«Nicht annähernd in einem Worst-Case-Szenario»
Wegen der Trump-Zölle könnte es ein Nullwachstum der US-Unternehmensgewinne im Jahr 2025 geben, warnt ein Top-Stratege der UBS Investment Bank.
8. April 2025 • red.

Die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle drohen, die Nachfrage massiv zu belasten – mit potenziell gravierenden Folgen für die Unternehmensgewinne. Laut Bhanu Baweja, Chefstratege der UBS Investment Bank, könnte dies dazu führen, dass die Unternehmen im S&P 500 im Jahr 2025 überhaupt kein Gewinnwachstum verzeichnen.

«Ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um einen Prozentpunkt führt typischerweise zu einem Rückgang des Gewinnwachstums um 6,9 Prozentpunkte», sagte Baweja am Montag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

«Was wir hier erleben, könnte sogar noch schlimmer sein», so der Stratege weiter. «Es ist nicht abwegig zu sagen, dass das Gewinnwachstum in den USA bei null Prozent liegen könnte – möglicherweise sogar negativ», sagte er gemäss einem Bericht von Bloomberg.

Analysten erwarten derzeit ein Gewinnwachstum von 11,2 Prozent für die im S&P 500 gelisteten Unternehmen im Jahr 2025. Zu Jahresbeginn lag die Prognose noch bei 14,4 Prozent.

Weiterer Rückgang von 9 Prozent

Die Prognosen für den S&P 500 wurden seit der Ankündigung von Trumps Zollmauer Anfang April deutlich nach unten korrigiert. Der Index hat seither über 10 Prozent verloren. Die meisten Strategen haben inzwischen ihre Jahresendziele für den Index zum Teil deutlich gesenkt.

Baweja, der bereits Ende März vor einem «sichtbar erschöpften» US-Konsumenten gewarnt hatte, senkte auch seine Prognose für den möglichen Tiefpunkt des S&P 500: Der Index könnte auf bis zu 4600 Punkte fallen – das entspräche einem weiteren Rückgang von 9 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag.

«Die Marktstimmung ist extrem schlecht», sagte Baweja. Der Kursrückgang «könnte sich deutlich verschärfen. Wir sind noch weit davon entfernt, das minimale Kurs-Gewinn-Verhältnis zu erreichen. Unter der Annahme, dass die Zölle bestehen bleiben, befinden wir uns noch nicht annähernd in einem Worst-Case-Szenario.»

Der Handel an der Wall Street glich einer irren Berg- und Talfahrt. Befeuert wurde das Chaos unter anderem durch die Ankündigung von Donald Trump, «zusätzliche Zölle von 50 Prozent auf China zu verhängen», sollte Peking seinen Vergeltungszoll von 34 Prozent auf US-Waren nicht zurückziehen.

Immerhin: Baweja betonte, dass ein Kurswechsel Trumps die Markterwartungen erneut neu justieren könnte. «Es sind hausgemachte Probleme. Wenn diese eine Person ihre Meinung ändert, verändert sich plötzlich die gesamte Ausgangslage», so Baweja. «Aber derzeit ist es schwer zu erkennen, was als Katalysator fungieren könnte. Es könnte durchaus noch schlimmer kommen, bevor es besser wird.»

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