Präsident und CEO gehen
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) schreibt ihre Beteiligung an der Digitalbank Radicant massiv ab – mit weitreichenden personellen und strategischen Folgen.
3. Juli 2025 • Beat Schmid

Wie die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) heute in einer Mitteilung bekannt gibt, nimmt sie eine Wertberichtigung in der Höhe von 105,5 Millionen Franken auf ihrer Beteiligung an der Radicant Holding AG vor. Wesentlich für die Wertberichtigung seien Verzögerungen bei der Integration des Treuhandgeschäfts der Radicant Business Services und «unvorhergesehene Problemstellungen», die sich unter anderem in tieferen Kundenzahlen, geringeren Erträgen und höheren Kosten im Treuhandbereich niederschlagen. Vergangenen Oktober hat sich die Onlinebank mit dem Dienstleister Numarics zusammengeschlossen.

Die Erwartungen an den Beitrag des physischen Treuhandgeschäfts zum Wachstum von Radicant hätten sich nicht erfüllt. Geplante Synergien zwischen der Radicant Bank und den Radicant Business Services «liessen sich ebenfalls nicht wie vorgesehen realisieren». Insgesamt bewertet die BLKB die Kostenbasis der Radicant-Gesellschaften als zu hoch.

Die Wertberichtigung wird teilweise durch die Auflösung von Reserven für allgemeine Bankrisiken kompensiert. Die BLKB erwartet auf Konzernebene ein Halbjahresergebnis auf Vorjahresniveau.

Die BLKB zieht nun die Reissleine. Es kommt zu einem umfassenden Kostenreduktions- und Effizienzprogramm, zu neuen geschäftlichen Zielen für die Radicant-Gesellschaften sowie zu Anpassungen in der Governance der Finanzgruppe. Die Digitalbank soll sich künftig mit ihrem Angebot auf Privatkunden sowie KMU fokussieren – in den Bereichen Banking, Finanzanlagen und Administration. Durch Vertriebspartnerschaften und Kooperationen mit Unternehmen soll das Kundenwachstum beschleunigt werden, teilt die BLKB mit. Der angestrebte Breakeven wird auf das Jahr 2029 hinausgeschoben.

Gleichzeitig kommt es zu einem Doppelabgang an der Spitze der BLKB. Der seit August 2018 amtierende Präsident des Bankrats, Thomas Schneider, hat sich dazu entschieden, sein Amt per Mitte 2026 niederzulegen, heisst es in der Mitteilung. Ende März 2026 wird auch BLKB-CEO John Häfelfinger seinen Posten abgeben. Er habe sich entschieden, die Bank zu verlassen, um seine Karriere ausserhalb der BLKB fortzusetzen. Bereits Ende 2025 wird Radicant-Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi sein Amt zur Verfügung stellen.

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