First-Brands-Pleite
Wegen der First-Brands-Pleite will Cantor Fitzgerald den Kaufpreis der UBS-Hedgefonds-Einheit O’Connor drücken. Der Handlungsspielraum der Grossbank dürfte limitiert sein, da hinter Cantor die Familie von «Mini-Trump» und Schweiz-Basher Howard Lutnick steckt.
9. Oktober 2025 • Beat Schmid

Es war absehbar, dass es so kommen würde. Im Mai willigte Cantor Fitzgerald ein, die Hedgefonds-Gesellschaft O’Connor zu übernehmen, die sich seit den 1990er-Jahren im Besitz der UBS befindet. Nachdem nun eine O’Connor-Strategie tief in den Schuldenmorast der First-Brands-Pleite geraten ist, will Cantor Fitzgerald offenbar die Bedingungen der Transaktion neu verhandeln. Dies berichtet Bloomberg mit Bezug auf vertrauliche Quellen.

Cantor Fitzgerald wurde über viele Jahre von Howard Lutnick kontrolliert, der zu Beginn des Jahres von seinem Posten zurücktrat, um Handelsminister in der Regierung von Donald Trump zu werden. Mit seiner aggressiven Haltung im Zollstreit versuchte er laut dem Magazin Politico, als eine Art «Mini-Trump» aufzutreten. Auch die Schweiz bekam seinen Charme zu spüren – Lutnick bezeichnete sie als «kleines, reiches Land». Inzwischen wird Cantor Fitzgerald von seinen Söhnen geführt und kontrolliert.

In den Neuverhandlungen geht es offenbar darum, die sogenannte Working Capital Finance Group von der Transaktion auszunehmen, was den Kaufpreis nach unten drücken würde. Die UBS wiederum würde auf dieser Einheit sitzen bleiben, die ungesicherte Forderungen über 116,1 Millionen Dollar gegenüber First Brands hat, wie Konkursunterlagen zeigen. Bei diesen Forderungen handelt es sich um Lieferkettenfinanzierungen.

UBS mit total 500 Millionen Dollar exponiert

Die Turbulenzen werden mit grosser Sicherheit dazu führen, dass der Abschluss der Transaktion nicht wie ursprünglich im vierten Quartal erfolgen wird, sondern sich ins nächste Jahr hineinziehen dürfte. UBS und Cantor Fitzgerald hatten nach der Übernahme ein langfristiges Umsatzbeteiligungsmodell ausgehandelt. Der ursprüngliche Kaufpreis wurde bislang nicht offengelegt.

Insgesamt ist die UBS über fünf verschiedene Fondseinheiten mit total über 500 Millionen Dollar gegenüber First Brands exponiert. UBS Hedge Fund Solutions ist dabei mit einer Forderung von 233,7 Millionen Dollar der grösste ungesicherte Gläubiger. Der Hersteller von Autoersatzteilen ist wegen der Trump-Zölle in Schwierigkeiten geraten. Am 28. September brach das Unternehmen zusammen und beantragte Gläubigerschutz nach Chapter 11. Der Schuldenberg beläuft sich auf 6 Milliarden Dollar. Die US-Investmentbank Jefferies gab am Mittwoch bekannt, dass sie in einem Fonds ein Exposure über 715 Millionen Dollar gegenüber First Brands hat.

Die UBS erklärte diese Woche, dass die Pleite «viele private Kredit- und Betriebskapitalgeber in der gesamten Branche» betreffe. «In dieser äusserst unbeständigen Situation arbeiten wir daran, die potenziellen Auswirkungen auf die Performance der wenigen betroffenen Fonds zu ermitteln, und konzentrieren uns darauf, die Interessen unserer Kunden zu schützen.»

MEHR ZUM THEMA


First-Brands-Pleite entwickelt sich zum GAU für die UBS

Die «Financial Times» fährt schweres Geschütz gegen die Grossbank und ihren Working-Capital-Fonds O’Connor auf. UBS-Fonds sind in eine Lieferketten-Plattform investiert, die ein ehemaliger Greensill-Mann aufbaute.
8. Oktober 2025

Schon wieder ein neuer CEO bei der Pensionskasse der Credit Suisse

Sie ist eine der grössten Vorsorgeeinrichtungen der Schweiz und eines der letzten Überbleibsel der ausgelöschten Credit Suisse. Jetzt ist der Chef der PK bereits nach einem Jahr wieder weg.
7. Oktober 2025

Warum Sergio Ermotti schon immer das US-Geschäft ausbauen wollte

Der Tessiner CEO verfolgte schon in seiner ersten Amtszeit das Ziel, das US-Geschäft der Grossbank auszubauen – damals bremste ihn Präsident Axel Weber aus. Jetzt ist es der Bund.
7. Oktober 2025

Megapleite von First Brands: UBS-Fonds fahren 500 Millionen Dollar an die Wand

Fünf UBS-Fonds sind massiv beim insolventen Autoteilezulieferer exponiert. Ein Lieferkettenfonds der Bank ist der grösste Gläubiger im Milliarden-Konkurs. Der Schaden für die Kunden ist noch nicht bezifferbar.
3. Oktober 2025

Einflussreiche Politiker fordern Gesetz für temporäre Verstaatlichung einer Pleitebank

Während der Streit um die Eigenmittel für die UBS zum Prestigeduell zwischen Sergio Ermotti und Karin Keller-Sutter verkommt, liegt ein neuer Ansatz auf dem Tisch: Die vorübergehende Verstaatlichung einer Pleitebank soll gesetzlich geregelt werden.
2. Oktober 2025