Ewiger Kronfavorit
Einmal mehr wird der Wealth-Management-Chef der UBS als künftiger Konzernchef in Stellung gebracht. Doch für den «CEO in Lauerstellung» ist die Ausgangslage nicht einfacher geworden.
2. Juni 2023 • Beat Schmid

Mit schöner Regelmässigkeit wird Iqbal Khan, der Chef von UBS Wealth Management, auf Bloomberg mit grossen Geschichten gefeiert. Am Donnerstag war es wieder so weit. Auf über 10’000 Zeichen erklärte eine Agenturjournalistin, warum die anstehende Integration den «CEO in Lauerstellung» vor neue Herausforderungen stellt.

Zur Erinnerung: Vor weniger als einem Monat erhielt die UBS mit Sergio Ermotti einen neuen CEO, der den Niederländer Ralph Hamers an der Spitze der grössten Schweizer Bank ablöste. Weil Ermotti zurückgekehrt ist und weil Präsident Colm Kelleher öffentlich erklärt hat, dass die Integration der Credit Suisse bis zu vier Jahre dauern könnte, könnte es also genau so lange dauern, bis der CEO-Posten bei der UBS wieder frei wird, analysiert Bloomberg messerscharf.
Die einflussreiche Nachrichtenagentur spekuliert, dass Khans grosse Verantwortung als Chef des riesigen Vermögensverwaltungsgeschäfts ihm helfen könnte, «den Top-Job zu bekommen». Aber Ermotti habe auch anderen Managern Aufgaben gegeben, die es ihnen ermöglichten, «zu glänzen». Bloomberg nennt namentlich: Michelle Bereaux, die zum Group Integration Officer ernannt wurde, und Beatriz Martin Jimenez, Group Treasurer und Leiterin des britischen Geschäfts. Sie wurde zur Group Head of Operations ernannt, die für die Geschäftsbereiche zuständig ist, die abgewickelt werden sollen. Sie übernimmt auch die Verantwortung für die Region Europa, Naher Osten und Afrika, die bisher von Iqbal Khan geleitet wurde.

Keller-Busse erscheint nicht auf der CEO-Kandidatenliste

Weitere Führungsleute, die laut Bloomberg für den CEO-Posten bei UBS in Frage kommen, sind Todd Tuckner, der Finanzchef von Khans Vermögensverwaltungssparte, der zum Chief Financial Officer des Konzerns aufsteigt. Auch Ueli Körner, der von Ermotti überraschend in die UBS-Geschäftsleitung geholt wurde, wird als CEO-Kandidat genannt.

Nicht auf dem Radar von Bloomberg befindet sich interessanterweise Sabine Keller-Busse, die die Region Schweiz und das Firmenkundengeschäft und damit die profitabelste Einheit der Grossbank leitet.

Der Bloomberg-Bericht verschweigt die Probleme nicht, die Iqbal Khan bei der Integration der beiden Wealth-Management-Einheiten erwartet. Bei der UBS habe Khan ein starkes Netzwerk von Verbündeten aufgebaut, und «obwohl er immer noch solide Verbindungen zur Credit Suisse hat, ist nicht jeder glücklich über die Aussicht, wieder für ihn zu arbeiten», schreibt Bloomberg unter Berufung auf Insider, die nicht öffentlich über ihren neuen Chef sprechen wollten.

Nach seinem spektakulären Abgang mit dem öffentlich ausgetragenen Streit mit CEO Tidjane Thiam inklusive Beschattung und Autoverfolgungsjagd ist der Name Iqbal Khan eng mit einem der grössten Reputationsschäden verbunden, den die Credit Suisse je erlitten hat.

Khans Rolle im Greensill-Skandal

Was Bloomberg verschweigt, ist ein anderer Skandal, der eng mit Iqbal Khan verbunden ist, dessen Rolle aber nie wirklich aufgearbeitet wurde. Es geht um Greensill, das Milliardendebakel, das der Bank massiv geschadet hat. Als damaliger Chef des Wealth Management und des Asset Management bei der Credit Suisse war er der verantwortliche Kopf hinter der Konstruktion der Investmentfonds, die zu einer der grössten Pleiten in der Geschichte der Bank wurden.

Es ist ein Rätsel, warum die Finanzmarktaufsicht Khan im Rahmen des Enforcement-Verfahrens nie zu Greensill befragt hat. Es ist zu hoffen, dass die PUK, falls sie eingesetzt wird, auch dieses Kapital unter die Lupe nimmt.

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