Greensill-Debakel
Bis zu fünf Jahre könne der Rechtsstreit dauern, um die verlorenen Kundengelder zurückzuholen, warnt die Bank. Als Knacknuss erweist sich Greensill-Versicherer Tokio Marine.
4. April 2022 • red.

Heute veröffentlichte die Grossbank Credit Suisse Antworten auf Fragen, die Schweizer Aktionärsvertreterin, die Ethos Stiftung, in Zusammenhang mit den Greensill-Verlusten eingereicht hatte.

Letztes Jahr brach das Firmenimperium von Lex Greensill wie ein Kartenhaus zusammen. Die CS kooperierte eng mit dem australischen Financier: Das Asset Management der Grossbank (CSAM) verpackte verbriefte Lieferkettenfinanzierungen von Greensill, sogenannte Notes, in vier Supply Chain Finance Funds und verkaufte diese an meist vermögende Private-Banking-Kunden. Seit dem Zusammenbruch von Greensill im Februar 2021 warten viele CS-Kunden auf die Rückzahlung der Gelder.

Wie die CS heute informierte, müssen sie sich in Geduld üben: “Es ist davon auszugehen, dass zur Durchsetzung von Forderungen gegenüber einzelnen Schuldnern und den Versicherungen Prozesse notwendig werden, die rund fünf Jahre dauern können”, teilt die Grossbank mit.

CS kann den Verlust noch nicht abschätzen

Insgesamt investierten CS-Kunden 10 Milliarden Dollar in die Fonds. Bei zwei Fonds konnten bisher nur etwa 70 Prozent der Gelder zurückbezahlt werden. Insgesamt fehlen 3,3 Milliarden Dollar. Bei diesem Restbetrag “handelt es sich um Forderungen gegen Schuldner, bei denen (...) Massnahmen notwendig sind und Versicherungsansprüche geltend gemacht werden müssen”, schreibt die Bank.

“Trotz aller Bemühungen, die Forderungen gegen Schuldner und Versicherungen geltend zu machen, ist davon auszugehen, dass die Investoren (dieser zwei Fonds) einen Verlust erleiden werden. Der Prozentsatz des möglichen Verlustes kann heute nicht abgeschätzt werden, da dieser von vielen Faktoren abhängt, die von CSAM nicht beeinflusst werden können.”

Tokio Marine legt sich quer

Die meisten Lieferkettenforderungen wurden zwar versichert, doch nicht alle Versicherungen wollen den Schaden decken. Eine dieser Versicherungen, Tokio Marine, hat sich heute ebenfalls an die Öffentlichkeit gewandt und ihre Weigerung bekräftigt, nicht für den Schaden aufzukommen. "Tokio Marine hat festgestellt, dass von Lex Greensill gegenüber BCC mindestens seit September 2018 in betrügerischer Absicht (...) falsche Angaben gemacht wurden”, heisst es in einem Dokument. Bei BCC handelt es sich um die australische Tochtergesellschaft des japanischen Versicherungskonzerns Tokio Marine.

Ethos und eine Reihe von Schweizer Pensionskassen fordern die Durchführung einer Sonderprüfung in Zusammenhang mit dem Greensill-Debakel. Der Verwaltungsrat der CS lehnt das Begehren ab. Die Generalversammlung findet am 29. April statt.

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