Höhere Rückstellungen
Die Kosten für die Eintreibung der versickerten Fonds-Gelder verdoppeln sich auf 291 Millionen Dollar. CS-Kunden müssen sogar für die Löhne der verbliebenen Greensill-Mitarbeiter aufkommen.
19. Juli 2022 • Beat Schmid

Die Credit Suisse muss gemäss ihrem jüngsten Update zur Liquidierung ihrer Greensill-Fonds höhere Rückstellungen tätigen. Die Bank erhöht die geschätzten Liquidationskosten in den Jahren 2021 bis 2026 auf 291 Millionen US-Dollar. Bislang rechnete die Bank mit einer kürzeren Dauer und bezifferte die Kosten auf 145 Millionen Dollar. Die CS begründet die höheren Kosten mit dem Umstand, dass mehr Zeit benötigt wird, um an die Gelder zu gelangen.

Die Kosten beinhalten Honorare für Anwälte und Berater, aber auch Gelder, um Mitarbeiter bei Greensill zu bezahlen. Letztes Jahr gab die Credit Suisse für die geschrumpfte Belegschaft, die mit der Abwicklung beschäftigt ist, 10 Millionen Dollar aus. Für die Kosten aufkommen müssen die CS-Kunden. Die Rückstellungen, die nun erhöht wurden, werden nicht der Bank belastet, sondern den CS-Fonds und damit den Kunden.

Für 1200 vermögende CS-Kunden ist es besonders bitter

Nach wie vor beziffert die CS die bereits erfolgten Rückzahlungen an die Fondsinvestoren auf 6,75 Milliarden Dollar. Inklusive der Cash-Positionen hat die CS bisher 7,3 Milliarden der ursprünglich blockierten zehn Milliarden Dollar an Fondsvermögen zurückerhalten. Wie ebenfalls bereits angekündigt, hat die Bank per Ende Juni insgesamt 16 Forderungen gegen Versicherungsgesellschaften angemeldet.

In die kollabierten CS-Lieferkettenfonds investierten rund 1200 vermögende Kunden der Bank. Für diese Kunden, die weiterhin auf über zwei Milliarden Dollar warten, sind die jüngsten Nachrichten ein Schlag, da sie für die Abwicklung neu doppelt so viel bezahlen dürften. Eine besonders bittere Pille ist, dass sie auch für die Angestellten von Greensill aufkommen müssen – jenes Unternehmens, welches das ganze Schlamassel angerichtet hat.

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