Ausstieg aus dem Treuhandgeschäft
Die Grossbank übergibt ihre Trust-Strukturen der Offshore-Bank Butterfield auf den Bermudas – dort sitzt eine bekannte Ex-CS-Topmanagerin im Verwaltungsrat.
6. September 2022 • Beat Schmid

Am Montag begann ein vielbeachteter Prozess gegen die Credit Suisse vor dem Handelsgericht in Singapur. Kläger ist die Opfergruppe um den ehemaligen georgischen Regierungschef und Milliardär Bidzina Ivanishvili. Es handelt sich dabei um den zweiten grossen Rechtsfall in Zusammenhang mit dem CS-Kundenberater Patrice Lescaudron, der Kundenvermögen in der Höhe von mehreren hundert Millionen veruntreut hatte und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.

Nachdem ein Gericht auf den Bermudas die CS zu einer Schadenersatzzahlung von 607 Millionen Dollar verdonnert hat, soll nun das Gericht in Singapur klären, ob eine Trust-Struktur der Grossbank im südostasiatischen Inselstaat ihren Verpflichtungen nachgekommen ist. Die Kläger bestreiten dies. Angeklagt ist die Tochtergesellschaft Credit Suisse Trust Limited in Singapur.

Von dieser und weiteren Trust-Gesellschaften will sich die Credit Suisse jetzt trennen. Wie die Bank am Dienstag mitteilte, hat sie zwei Vereinbarungen über den Verkauf des globalen Treuhandgeschäfts getroffen.

Pamela Thomas-Graham sitzt im Verwaltungsrat von Butterfield

Der Grossteil geht dabei an Butterfield. Dabei handelt es sich um eine Offshore-Bank und Treuhandgesellschaft mit Sitz auf den Bermudas. Der Vermögensverwalter hatte unter anderem 2016 die ebenfalls auf den Bermudas ansässige Trust-Einheit von HSBC übernommen sowie 2018 den Bereich Global Trust Solutions von der Deutschen Bank.

Im Verwaltungsrat von Butterfield sitzt die frühere CS-Spitzenmanagerin Pamela Thomas-Graham, die als Chief Talent, Branding and Communications Officer mehrere Jahre Mitglied der Konzernleitung war. Sie war die erste Frau im Executive Board der CS.

Als Tidjane Thiam CEO wurde, musste sie die Konzernleitung allerdings wieder verlassen. Zuletzt war Thomas-Graham für den Bereich "New Markets" verantwortlich. Dieser umfasste das Bankgeschäft mit homosexuellen, lesbischen, bisexuellen und Transgender-Kunden sowie mit Afro-Amerikanern. Nach ihrem Abgang bei der CS im Jahr 2016 stieg die Harvard-Absolventin wenige Monate später bei Butterfield ein.

Während die weltweiten Aktivitäten in die Karibik verkauft werden, gehen die Trust-Strukturen in Liechtenstein an Gasser Partner. Das Treuhandunternehmen ist Teil der gleichnamigen Anwaltskanzlei in Vaduz, Zürich und Wien. Das Unternehmen berät institutionelle Kunden und reiche Privatkunden unter anderem zu Treuhanddienstleistungen.

Die Transaktionen sollen im ersten Halbjahr 2023 abgewickelt werden. Die Pläne müssen die üblichen regulatorischen Bewilligungsverfahren durchlaufen. Eine nicht-genannte Zahl von CS-Mitarbeitern soll zu Butterfield transferiert werden.

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