Entlassungen
Die Credit Suisse und US-Grossbanken haben den Abbau von Tausenden Stellen angekündigt. Manche Beobachter befürchten, es kommt so schlimm während der Finanzkrise 2008.
23. Januar 2023 • Beat Schmid

Credit Suisse, Goldman Sachs, Morgan Stanley und BNY Mellon haben den Abbau von Tausenden Stellen angekündigt. Insgesamt sind es 15’500 Jobs, die gestrichen werden sollen. Die CS hat bereits im letzten Jahr mit ihrem grossangelegten Stellenabbau begonnen. Insgesamt baut die Bank 9000 Jobs über die nächsten Jahre ab.

Neben dem Spezialfall Credit Suisse, die mit hausgemachten Problemen kämpft, sind es bisher vor allem US-Investmentbanken, die grosse Abbaupläne bekanntgaben. Das Beratungsgeschäft und die Einnahmen aus Börsengängen sind zum Teil deutlich eingebrochen. Die Ertragsrückgänge in den ersten neun Monaten von 2022 beliefen sich auf 47 Prozent.

“Wir müssen davon ausgehen, dass wir auf holprige Zeiten zusteuern”, sagte David Solomon, CEO von Goldman Sachs. Man müsse jetzt etwas vorsichtiger sein mit seinen finanziellen Ressourcen und mit der Grösse der Organisation, sagte er.

Wird es so schlimm wie 2008?

Doch wie schlimm erwischt es die Branche? Laut FT könnte es so brutal werden wie in der letzten Finanzkrise 2008. “Die bevorstehenden Stellenstreichungen werden äusserst brutal sein”, zitiert das Blatt Lee Thacker, Inhaber der Headhunting-Firma Silvermine Partners für Finanzdienstleistungen. Er spricht von einem “Reset”, weil die Banken in den letzten zwei bis drei Jahren zu viele Mitarbeiter eingestellt hätten.

Und Thomas Hallett, Analyst bei Keefe, Bruyette & Woods, sagt: “Wir haben einige Warnschüsse aus den USA gesehen.” Das Management werde vermehrt auf die Kosten achten und versuchen, ein vernünftiges Renditeprofil beizubehalten. Die Europäer werden den US-Banken folgen.”

Klar ist: Der Abbau bei Goldman Sachs von 6,5 Prozent der Belegschaft ist ein starkes Signal, das die Branche ins Grübeln bringen wird. Es dürfte dazu führen, dass andere Bankenchefs bei ihren Sparplänen nochmals über die Bücher gehen werden.

Bereits bekannt ist, Morgan Stanley und BNY Mellon 1600 beziehungsweise 1500 Stellen abbauen. “Unser Abbau war, offen gestanden, ein wenig überfällig”, sagte Morgan-Stanley-Chef James Gorman gegenüber Analysten. “In den letzten Jahren haben wir nichts mehr gemacht und sind stark gewachsen. Das müssen wir jetzt genau anschauen.”

UBS will gegen den Strom schwimmen

Einige US-Grossbanken haben noch keine konkreten Ankündigungen gemacht. Bank of America, die weltweit 216’000 Personen beschäftigt, sagte bisher nur, dass man keine Massenentlassungen plane. Citigroup mit weltweit 240’000 Beschäftigen dürfte im Investmentbanking Stellen streichen, doch Zahlen nannte die Bank bisher nicht.

Gegen den Strom schwimmen will die UBS. Mit ihrer starken Verankerung im Vermögensverwaltungsgeschäft entwickle sich “gegen den Trend”, sagte UBS-Chef Ralph Hamers am WEF letzte Woche. Die Bank wolle in Bereichen und Regionen neue Jobs schaffen, “die für uns wichtig sind”, sagte er.

Im asiatisch-pazifischen Raum etwa oder im Nahen Osten, weil wir dort “die Dynamik haben”. In Asien erhofft er sich viel von der Öffnung Chinas nach drei Jahren Covid-Abschottung. Und im Nahen Osten generieren die sprudelnden Ölgewinne Vermögen, die angelegt werden wollen.

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