CS-Rettung
Die Finanzmarktaufsicht ist international unter Druck geraten, weil sie im Rahmen der CS-Rettung Kapitalinstrumente auf null abschreiben liess. Jetzt erklärt die Behörde die aussergewöhnliche Massnahme.
23. März 2023 • Beat Schmid

Die Credit Suisse wurde von der Finma angewiesen, die sogenannten AT1-Anleihen (Additional Tier-1) vollständig abzuschreiben und die betroffenen Gläubigerinnen und Gläubiger darüber unverzüglich zu informieren, schreibt die Behörde in einem am Donnerstagmorgen veröffentlichten Statement.

Die von der Credit Suisse ausgegebenen AT1-Instrumente – insgesamt sind 13 Bonds mit einem Volumen von insgesamt 16 Milliarden Franken – sehen laut Finma vertraglich vor, dass sie im Falle eines sogenannten Trigger-Ereignisses vollständig abgeschrieben werden. Konkret nennt die Finma den “Viability Event”, der “insbesondere bei der Gewährung ausserordentlicher staatlicher Unterstützung” eintritt.

Die Finma schreibt: “Da die Credit Suisse am 19. März 2023 ausserordentliche Liquiditätshilfe-Darlehen, die mit einer Ausfallgarantie des Bundes gesichert sind, gewährt bekam, waren diese vertraglichen Bedingungen für die von der Bank ausgegebenen AT1-Instrumente erfüllt.” Diese Hilfen wurden letzten Sonntag per Notverordnung in Kraft gesetzt. Gestützt auf die vertragliche Grundlage der AT1-Anleihen sowie die Notverordnung des Bundes hat die Finma die Credit Suisse angewiesen, die AT1-Anleihen abzuschreiben.

“Lösung für den Schutz der Kundinnen und Kunden”

“Am Sonntag konnte eine Lösung für den Schutz der Kundinnen und Kunden, des Finanzplatzes und der Märkte gefunden werden”, hielt Finma-Direktor Urban Angehrn in einem Statement fest. “Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Bankgeschäft der CS unterbruchsfrei und reibungslos weiterfunktioniert. Das ist nun der Fall.”

Die Finma wurde diese Woche offenbar mit Anfragen von Investoren bombardiert. Internationale Anwaltskanzleien bereiten Klagen gegen die Schweizer Behörden oder die Credit Suisse vor. Unter den Opfern befinden sich vermögende Privatinvestoren, aber auch etliche bekannte Asset-Manager wie Pimco. In der Schweizer ist GAM ein prominentes Opfer.

Warum die AT1-Anleihnen-Halter einen Totalverlust hinnehmen müssen und die Aktionäre nicht, erklärte die Finma nicht. Normalerweise werden Aktionäre bei einem Bank- oder Unternehmenskollaps in der Regel nach den Anleihegläubigern entschädigt.

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