Übernahmespekulationen
Der britische Asset-Manager hat bestätigt, Übernahmegespräche mit dem Zürcher Konkurrenten zu führen. Die gebeutelte GAM-Aktie legt stark zu.
18. April 2023 • Beat Schmid
Während Monaten wurde das Dossier herumgereicht, jetzt beugt sich offenbar ein weiterer Interessent über die Verkaufsunterlagen: Wie der britische Sender Sky News berichtet, soll der britische Vermögensverwalter Liontrust Interesse an der Zürcher GAM mit Sitz im Prime Tower haben. Der Aktienkurs legte am Dienstagnachmittag um 25 Prozent auf 75 Rappen zu.
Inzwischen hat der britische Rivale die Gespräche bestätigt. Gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte das Unternehmen, dass man sich in Gesprächen mit der GAM Holding über eine geplante Übernahme des gesamten ausgegebenen Aktienkapitals befinde. Dies mit der Absicht, das Investment-Management-Geschäft von GAM mit dem Investment-Management-Geschäft von Liontrust zu kombinieren.
Liontrust habe sich dabei an den Verwaltungsrat von GAM gewandt, heisst es weiter. Noch ist aber unklar, ob ein Deal zustande kommt. Auch sei noch unklar, ob überhaupt ein formelles Angebot für die vorgeschlagene Übernahme eingereicht wird.
Gemeinsam würden die beiden Unternehmen rund 100 Milliarden britische Pfund an Kundenvermögen verwalten. An der Börsenkapitalisierung gemessen bringt Liontrust mit umgerechnet 685 Millionen Franken deutlich mehr auf die Waage als GAM. Die Zürcher werden an der Börse aktuell mit 116 Millionen Franken bewertet.
Auch Swisscanto hatte Interesse
Seit mehreren Monaten kursieren Spekulationen über einen Verkauf. Wie Tippinpoint im Juli berichtete, soll die Investmentbank J.P. Morgan den Auftrag erhalten haben, einen Käufer für das Unternehmen zu finden. Gemäss Recherchen hatte auch Swisscanto, der Asset Manager der Zürcher Kantonalbank (ZKB), ein Auge auf GAM geworfen. Doch wie eine involvierte Person damals sagte, habe man den Plan wieder verworfen. Für Swisscanto, die 217 Milliarden Franken verwaltet, wäre GAM mittlerweile zu klein gewesen, heisst es. Zudem standen kulturelle Probleme im Weg. Die beiden Unternehmen erfolgreich zusammenzuführen, sei nur schwer vorstellbar gewesen. GAM befindet sich seit Jahren in einer Negativspirale. Nach einem Skandal im Jahr 2018, bei dem der frühere Star-Fondsmanager Tim Haywood suspendiert wurde, stürzte der Aktienkurs von GAM um 97 Prozent ab. Zudem musste der CEO Alexander Friedman zurücktreten. Das Unternehmen wurde mit einer Strafe von 9,1 Millionen Pfund belegt. Gemäss Analysten könnte der Verlust von GAM im Jahr 2022 auf 42,8 Millionen Franken steigen. Die verwalteten Vermögen sind von über 160 Milliarden Franken auf 75 Milliarden gesunken, was das Unternehmen anfällig für Übernahmeangebote macht.GAM braucht mehr Zeit für die Brautschau
Der Verkauf des krisengeschüttelten Unternehmens soll in den nächsten Wochen eingefädelt werden.
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