Nach Falschaussage muss Natwest-Chefin Alison Rose gehen

Es ist ein Skandal, wie es ihn nur in England geben kann: Eine Bankmanagerin muss zurücktreten, weil sie einen Journalisten im Zusammenhang mit einem öffentlichkeitswirksamen Streit zwischen einem umstrittenen Politiker und einer britischen Oberschichten-Bank belogen hat.

Alison Rose stand unter wachsendem Druck, nachdem Brexit-Poltiker Nigel Farage Beweise vorgelegt hatte, dass die noble Privatbank Coutts sein Konto unter anderem deshalb geschlossen hatte, weil seine politischen Ansichten gegen die Werte der Bank verstiessen. Coutts gehört zur britischen Natwest-Gruppe, die seit der Finanzkrise 2008 wiederum vom britischen Staat kontrolliert wird.

Rose räumte diese Woche ein, einem BBC-Reporter gegenüber den Eindruck erweckt zu haben, Coutts habe die Entscheidung aus rein geschäftlichen Gründen getroffen. Sie bezeichnete das Interview nun als «schwerwiegenden Fehler». Der Sender entschuldigte sich am Dienstag bei Farage für einen Bericht, der die Gründe für die Kontoauflösung falsch wiedergegeben habe.

Britische Regierung war besorgt

Wenige Stunden vor Roses Rücktritt hatte sich die britische Regierung besorgt über die Enthüllungen gezeigt, wonach sie die Quelle des falschen BBC-Berichts gewesen sei.

Der wochenlange Streit zwischen Farage und der Bank hat Fragen über die Meinungsfreiheit und das Recht von Kreditgebern aufgeworfen, Kunden aufgrund ihrer persönlichen Ansichten zu kündigen.

Der Streit begann, als der Mitgründer der UK Independence Party, der heute als Fernsehmoderator für GB News arbeitet, auf Twitter erklärte, das «Establishment» versuche, ihn aus dem Vereinigten Königreich zu «vertreiben», indem es seine Bankkonten schliesse.

Die britische Regierung hat im Eiltempo neue Vorschriften erlassen, die die Banken zwingen, ihren Kunden eine längere Kündigungsfrist einzuräumen, wenn sie ihr Konto auflösen. Rose verlässt die Bank mit sofortiger Wirkung, teilte Natwest mit. Sie arbeitete mehr als 30 Jahre für die Bank und war seit 2019 CEO.