1. Ammar Al Khudairy: «Die Antwort lautet: absolut nicht»
Es ist ein Satz, der Geschichte geschrieben hat. Und es ist auch einer der teuersten Sätze, die je ausgesprochen wurden. Ammar Al Khudairy, Präsident der Saudi National Bank, antwortete auf die Frage eines Bloomberg-Journalisten, ob die Bank bereit sei, der Credit Suisse mit einer weiteren Kapitalspritze zu helfen: «Die Antwort lautet: absolut nicht, und zwar aus vielen Gründen, abgesehen vom einfachsten, nämlich aus regulatorischen und rechtlichen Gründen”.
Die Aktien der Credit Suisse, an der die Saudi Bank einen Anteil von 10 Prozent hielt, fielen an diesem Tag um 24 Prozent und durchbrachen erstmals die 2-Franken-Marke. Die Aktie schloss mit einem Rekordtief von 1.70 Franken. Die Börsenkapitalisierung der Bank betrug zu diesem Zeitpunkt noch 6,8 Milliarden Franken. Das war am Mittwoch, 15. März. Nur wenige Tage später wurde die Credit Suisse an die UBS verkauft. Die Saudi National Bank verlor durch die Pleite viel Geld und Ammar Al Khudairy seinen Job. Mehr dazu hier.
2. Colm Kelleher: «Wir müssen alle durch einen Kulturfilter laufen lassen»
Mit seiner denkwürdigen Aussage zum Kulturfilter hat sich der UBS-Präsident bei vielen CS-Mitarbeitern keine Freunde gemacht. «Wir müssen alle durch einen Kulturfilter laufen lassen, um sicherzustellen, dass wir nichts in unser Ökosystem importieren», sagte Colm Kelleher Ende März vor Bankern. Viele CS-Banker fühlten sich zu Unrecht kollektiv an den Pranger gestellt. Wer wolle schon jemanden einstellen, der im Kulturfilter der UBS hängen geblieben sei, meinten CS-Manager. Das sei die Höchststrafe, wie ein Vermerk im Zeugnis: Betragen ungenügend. Kellehers Aussagen seien deshalb geschäftsschädigend und würden die Stellensuche erschweren. Mehr hier.
3. Karin Keller-Sutter: «Wir konnten nicht russisches Roulette spielen»
Die turbulenten Märztage wird Finanzministerin Karin Keller-Sutter wohl nie vergessen. Inwiefern das Erlebte auch die künftige Grossbankenregulierung prägen wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Am Bankentag Mitte September jedenfalls ging sie mit der Bankenbranche hart ins Gericht. Es gebe heute Leute, die sagten, es hätte nicht so schlimm kommen müssen, wenn man die CS abgewickelt hätte, sagte Keller-Sutter. In einer solchen Situation müsse man aber handeln. Es gebe einen grossen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aus ihrer Sicht sei der Deal notwendig gewesen. «Wir konnten nicht russisches Roulette spielen mit der Schweiz», sagte sie. Ihre Aussagen zielten auf Vertreter der Bankiervereinigung und der UBS, die wiederholt erklärt hatten, dass eine Abwicklung der CS funktioniert hätte. Mehr hier.
4. Axel Lehmann: «They have stopped»
Damit meinte der letzte Verwaltungsratspräsident der CS, dass die Kundinnen und Kunden nach den enormen Abflüssen im Oktober 2022 keine Gelder mehr von der Credit Suisse abziehen würden. Konkret tönte das dann so: «Es war ein Sturm im Privatkundengeschäft und teilweise im Wealth-Management-Segment, vor allem in Asien, wo wir zwei bis drei Wochen lang wirklich massive Abflüsse hatten», sagte er an der FT-Bankenkonferenz. «Das Gute an der traurigen Geschichte ist, dass uns nur sehr wenige Kunden verlassen haben. Sie sind immer noch bei uns, sie machen immer noch Geschäfte mit uns. Mit seinen unpräzisen und wahrscheinlich auch falschen Aussagen konnte er den Kurs der CS-Aktien um 10 Prozent pushen. Die Ernüchterung kam im Februar mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Da zeigte sich, dass die Geldabflüsse nicht so schnell gestoppt werden konnten, wie Lehmann behauptet hatte. Sie gingen tatsächlich weiter. Mehr hier.
5. Lara Warner: «Die Vorstellung, dass die Ursache jedes Problems in der Risikoorganisation liegt, ist falsch»
Die ehemalige Risikochefin der Credit Suisse, gegen die ein Enforcementverfahren der Finma läuft, ist zwar schon seit 2021 nicht mehr in den Diensten der Grossbank. Doch nach Kritik an ihrer Rolle bei der CS holte sie auf der Social-Media-Plattfrom Linkedin zum Gegenschlag aus: «Die Vorstellung, dass die Ursache jedes Problems in der Risikoorganisation liegt, ist falsch», schreibt Warner. Zudem würden Risikobeauftragte nur «einen Bruchteil» des Gehalts ihrer Kollegen im Business verdienen. Sie hätten von vornherein kleinere Teams und würden ihre Karrieren dem Schutz der Unternehmen mit «Ehre und Integrität» widmen. Diese Fachleute sollten «mit Respekt» behandelt werden, schreibt sie. Mehr hier.
6. Sergio Ermotti: «Ich glaube nicht, dass es einen Kulturkonflikt gibt»
Es dauerte ein paar Monate, bis Sergio Ermotti die umstrittene Kulturfilter-Aussage seines Chefs korrigierte. Im November war es dann soweit: «Ich glaube nicht, dass es per se einen Kulturkonflikt zwischen den beiden Organisationen gibt», sagte Sergio Ermotti auf dem Bloomberg New Economy Forum in Singapur. «Wir stehen in einem harten Wettbewerb, aber im Grunde haben wir mehr oder weniger das gleiche Geschäftsmodell.»
Dass der CEO der Bank kommunikativ zurückruderte, hatte wohl einen tieferen Grund. Die Abwanderung von guten Leuten hatte bei der UBS ein Mass erreicht, das möglicherweise nicht mehr als tolerierbar galt. Zwischen der Ankündigung der Transaktion im März und dem Abschluss im Juni musste die UBS den Mitarbeitenden der Credit Suisse rund 500 Millionen Dollar in Form von Mitarbeiterbindungspaketen anbieten. Trotzdem hat die Bank Mühe, gute Leute zu halten. Mehr dazu hier.
7. Boris Collardi: «Das ganze schmutzige Geld ist nach Dubai geflossen»
Der ehemalige Chef der Bank Julius Bär gab der Financial Times Ende Oktober ein Interview. Darin zeichnete er, ganz im Sinne der englischen Finanzzeitung, ein kritisches Bild der Schweiz. Das Land befinde sich in einer «unangenehmen Situation». Die Eidgenossenschaft habe sich den EU-Sanktionen gegen Russland angeschlossen, betrachte sich aber als neutral. «Vor allem asiatische Kunden von Schweizer Banken fragen sich nun, ob diese Neutralität überhaupt etwas bedeutet», sagt er. «Die Leute sind überrascht. Sogar schockiert. Die Leute, mit denen ich in Asien spreche, fragen alle: 'OK, können wir der Schweiz jetzt noch vertrauen?»
Das Bankwesen in der Schweiz habe sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Schweiz sei längst nicht mehr der Hort des Schwarzgeldes, für den sie immer noch gehalten werde. Dieser Wandel sei noch nicht überall angekommen. Alte Stereotypen bräuchten Zeit, um abzusterben, sagte Collardi. Problematische Gelder hätten die Schweiz verlassen. Jeder mit etwas Erfahrung wisse, dass «das ganze schmutzige Geld nach Dubai und in andere Länder des Nahen Ostens geflossen ist». Hier nachlesen.
8. Claudio de Sanctis: «Postbank-Mitarbeiter wie Kinder im Ersten Weltkrieg»
Seit Juli ist der ehemalige UBS- und CS-Topbanker Claudio de Sanctis Chef des Private Banking und Mitglied der Konzernleitung der Deutschen Bank. In den ersten Monaten irritierte er die Belegschaft mit einem gewagten Vergleich. In einer digitalen Townhall-Veranstaltung soll er gesagt haben, die Postbank-Mitarbeiter müssten sich zuletzt wie die Kinder gefühlt haben, die im Ersten Weltkrieg «völlig allein» und «ohne Verbindung zum Hauptquartier» in den Schützengräben ausgeharrt hätten. Die «Kids» seien bombardiert worden und hätten trotzdem weiterkämpfen müssen. Hier mehr.
9. Nick Hayek: «Okay, wir nehmen eine Tranche von fünf, sechs, sieben Prozent»
Der Schweizer Uhrenkönig war bis zuletzt ein treuer Kunde der Credit Suisse. Und er hätte es auch gerne gesehen, wenn «man die Schweizer CS an die Börse gebracht hätte», sagte er in einem Interview. Aber nicht nur das hat er gesagt. Wie Hayek zudem andeutete, hätte die UBS «30, 40 Prozent behalten können, und Schweizer Industrielle wie AMAG, Schindler, EMS, Stadler, Lindt & Sprüngli und die Swatch Group hätten sich vielleicht auch beteiligt im Sinne von: «Okay, wir nehmen eine Tranche von fünf, sechs, sieben Prozent. Alle zusammen.» Laut Hayek hätte das «viel Vertrauen und Sympathien» geschaffen gegenüber dem Schweizer Publikum – und die UBS «hätte mit dem IPO Geld verdient, aber weiterhin eine ungefährliche Bank gehabt, die sie hätte kontrollieren können». Warum die Pläne scheiterten, dazu äusserte sich Hayek nicht. Hier mehr.
10. Tidjane Thiam: «Der höchste Gewinn seit zehn Jahren»
Jetzt will er Präsident der Elfenbeinküste werden, doch die Pleite der Credit Suisse hat auch ihn eingeholt. Tidjane Thiam, CS-Chef von 2015 bis 2020: «Als ich als CEO der Credit Suisse zurücktrat, hatte das Unternehmen nach einer tiefgreifenden Restrukturierung gerade den höchsten Gewinn seit zehn Jahren erzielt. Und obwohl ich die heiklen Situationen, die sich unter meiner Aufsicht entwickelt hatten, gut gemeistert habe, sind in den folgenden Jahren einige Dinge schief gelaufen», schrieb er in einem Gastbeitrag für die FT im März. Allerdings, und das hört Thiam wohl nicht gerne, ist auch unter seiner Führung einiges schief gelaufen. Ebenfalls angekündigt hat Thiam, dass er eine Autobiographie schreiben möchte.