Die UBS befindet sich mitten im Umbau, vieles kommt auf den Prüfstand. Manche Dinge scheinen sich aber auch nicht zu ändern. Zum Beispiel die Entschädigungen. Darauf deutet zumindest ein millionenschwerer Aktienverkauf in der vergangenen Woche hin. Ein exekutives Verwaltungsratsmitglied oder ein Mitglied der Geschäftsleitung hat am Donnerstag 182'372 UBS-Aktien verkauft und damit bei einem Kurs von 26.12 Franken insgesamt 4.76 Millionen Franken eingenommen.
Vielleicht hat sich der Verkäufer oder die Verkäuferin gesagt: «Ich glaube nicht wirklich, dass die Übernahme der CS langfristig einen Mehrwert schafft. Lieber verkaufe ich meine Aktien jetzt und realisiere einen Gewinn.» Ein war ein gutes Geschäft: In den letzten 12 Monaten beträgt das Plus immerhin 35 Prozent. Der UBS-Manager handelte also wie ein Trader, der opportunistisch Gewinne mitnimmt.
Vielleicht hat der UBS-Manager auch aus anderen Gründen verkauft, vielleicht scheidet er aus der Konzernleitung aus und verkauft deshalb. Wir wissen es nicht. Das Problem ist, dass der Eindruck entsteht, er handle wie ein Spekulant. Daran kann die UBS eigentlich kein Interesse haben, zum jetzigen Zeitpunkt sowieso nicht. Man müsste erwarten, dass sich die Topmanager der wichtigsten Bank der Schweiz langfristig an das Unternehmen binden, auch mit ihrem eigenen Geld. Sergio Ermotti sprach von einem Call of Duty, als er wieder zur UBS zurückkehrte. Jetzt UBS-Aktien zu verkaufen, ist das Gegenteil.
Niemand in der Schweiz will eine dritte Grossbankenrettung
Auch der Regulator müsste ein Interesse daran haben, dass sich die obersten Verantwortungsträger der grössten Bank der Schweiz nicht wie Börsenspekulanten verhalten, sondern sich langfristig engagieren und mit einem Grossteil ihres Vermögens im Unternehmen investiert sind. Wenn sie mit Haut und Haaren im Unternehmen eingebunden sind, wenn sie «skin in the game» haben, dann besteht zumindest die Chance, dass sie sorgfältig abwägen, bevor sie wichtige Entscheide treffen – den Blick auf den langfristigen Erfolg gerichtet und nicht auf den kurzfristigen Gewinn.
Finma-Präsidentin Marlene Amstad ist derzeit daran, ihren Werkzeugkasten neu zu sortieren. Bekannt ist, dass sie neue Instrumente wie eine Bussenkompetenz oder das Seniors Manager Regime einführen will. Auch bei den Entschädigungen will Amstad ansetzen, wie sie bereits mehrfach betont hat. Wie genau, ist offen. Denkbar wäre ein verordneter Bonusverzicht, wenn eine Bank keine Gewinne schreibt. Denkbar sind auch andere Elemente, die zu einer glaubwürdigen Angleichung der Interessen von Aktionären und Managern führen.
Ein wirksames Instrument wäre eine langfristige Verpflichtung, eigene Aktien zu halten. Das bedeutet, dass die Topmanager die Aktien, die sie im Rahmen ihrer Bonusprogramme in Tranchen über mehrere Jahre zugeteilt bekommen, auch darüber hinaus halten müssten.
Niemand in der Schweiz will eine dritte Grossbankenrettung. Daher ist es absolut entscheidend, alles zu tun, dass die UBS in keine weitere existenzielle Krise hineinschlittert. Die Manager langfristig zu Miteigentümern zu machen, wäre ein Mittel, um darauf hinzuwirken, dass dies nicht geschieht.