Ein ehemaliger UBS-Risikomanager trat als einer der ersten Zeugen im spektakulären Betrugsprozess gegen den gescheiterten Archegos-Hedgefonds-Manager Bill Hwang auf. Bryan Fairbanks, der heute bei der BMO Bank in Montreal arbeitet, gab vor dem Bundesgericht in Manhattan Auskunft darüber, wie Bill Hwang als Kunde bei der UBS intern betreut wurde und wie dessen Family Office die Grossbank angeblich getäuscht hat.
US-Medien berichteten, Fairbanks werde am Dienstag vor dem Bundesgericht in Manhattan erneut in den Zeugenstand treten. Er soll dann über ein aufgezeichnetes Telefongespräch vom März 2021 sprechen, in dem Hwang den Banken versprochen haben soll, er könne ihre Nachschussforderungen erfüllen und seine Positionen in wenigen Wochen auflösen.
Auf der Zeugenliste stehen weitere 26 Bankangestellte, die gegen Hwang aussagen werden. Die US-Staatsanwälte werden im Prozess aber auch das Verhalten der Banken unter die Lupe nehmen. Insbesondere werden sie der Frage nachgehen, ob die Banken wussten, dass Archegos ein Hochrisikokunde war, aber dennoch mit ihm zusammenarbeiteten.
Alle wollten ein Stück vom Kuchen
Das ist auch die Verteidigungslinie der Anwälte von Hwang. Sie sagten am Montag in ihren Eröffnungsplädoyers, die Banken hätten sich «die Füsse platt gedrückt», um mit Archegos ins Geschäft zu kommen. «Die Beweise werden zeigen, dass die Banken beträchtliche Gebühren für die Geschäfte mit Archegos einkassierten», sagte eine Verteidigerin eines Mitangeklagten. Jeder wollte ein möglichst grosses Stück vom Kuchen.
Interessant waren in diesem Zusammenhang die Aussagen des ehemaligen UBS-Managers Fairbanks. Er sagte, eine seiner ersten Aufgaben nach seinem Eintritt bei der UBS im Jahr 2010 sei es gewesen, die Kontobeziehungen von Hwangs ehemaligem Hedgefonds Tiger Asia Management abzuwickeln. Hwang gründete Archegos als Family Office im Jahr 2013, nachdem sich Tiger Asia des Insiderhandels schuldig bekannt hatte.
UBS war schon bei Hwangs früherem Hedgefonds dabei
Als Bill Hwang bei der UBS erneut anklopfte, habe er zunächst gedacht, dass es sehr schwierig werden würde, Archegos als Kunden zu akzeptieren. Dennoch habe sich die UBS entschieden, mit Hwangs Family Office Geschäfte zu machen, sagte Fairbanks. Auf solche Aussagen wird sich die Verteidigung stürzen. Sie wollen damit beweisen, dass sich die Banken die Verluste selbst zuzuschreiben haben.
Fairbanks ging mit Archegos hart ins Gericht. «Alle Informationen, die sie mit uns geteilt haben, waren Lügen», sagte er und wies darauf hin, dass die UBS 860 Millionen Dollar im Handel mit Archegos verloren habe.
Der ehemalige UBS-Manager beschrieb eine interne Diskussion im Februar 2021 über die Erhöhung des Engagements der Bank bei Archegos von 8 auf 10 Milliarden Dollar. Fairbanks sagte, UBS sei von Archegos versichert worden, dass sie 30 bis 40 Prozent ihres Eigenkapitals in freier Liquidität habe. Er wäre «entsetzt» gewesen, hätte er gewusst, dass Archegos mehr als 75 Prozent ihres Eigenkapitals in einer Position gehalten habe.