One-Man-Show statt Kollektiv
Zwei öffentliche Auftritte in drei Tagen – UBS-Chef Sergio Ermotti ist omnipräsent. Trotzdem verliert die Bank Sympathien. Was läuft schief?
16. Mai 2024 • Beat Schmid

Am Mittwochabend trat Sergio Ermotti an einer Veranstaltung des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung auf. Nach einer salbungsvollen Einführung durch den ehemaligen NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer hielt Ermotti ein rund 20-minütiges Referat. Wer Neues erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Der UBS-Chef sagte, was er schon oft gesagt hatte: Dass die Bank in der Schweiz nicht marktbeherrschend sei. Dass die Kantonalbanken zusammen grösser seien. Er kritisierte auch die Regulatoren, die jetzt mehr Eigenkapital verlangen. «Die CS ist nicht an zu wenig Eigenkapital zugrunde gegangen!»

Routiniert vertritt Ermotti die UBS in der Öffentlichkeit, doch wirklich punkten kann er nicht. Die Herzen fliegen der Bank nicht zu. Wie sehr die Stimmung gekippt ist, hat auch Ermotti selbst gemerkt: Es sei erstaunlich, wie schnell sich die Wahrnehmung der UBS vom «Retter» zum «künftigen Problem» gewandelt habe, sagte er in einem gut gefüllten Hörsaal der Universität Zürich.

Mit trotzigen Aussagen wie diesen steuert Ermotti kommunikativ in eine Sackgasse. Die Strategie der Bank, immer nur den Tessiner nach vorne zu schicken, erwies sich vielleicht in den ersten Monaten nach der Zwangsheirat als richtig. Doch mittlerweile funktionierte sie nicht mehr.

One-Man-Show statt Kollektiv

Die aktuelle, auf eine Person ausgerichtete Strategie unterscheidet sich markant von jener der alten UBS. Als sich die Bank das letzte Mal der Öffentlichkeit erklären musste, setzte sie auf mehrere Köpfe. Nach der Finanzkrise waren dies Verwaltungsratspräsident und Alt-Bundesrat Kaspar Villiger und CEO Oswald Grübel. Später kam Lukas Gähwiler dazu, den Grübel zum Schweiz-Chef machte.

Mit diesen drei Aushängeschildern gelang es, einen glaubwürdigen Kulturwandel einzuleiten und das Image der Bank weltweit und in der Schweiz aufzupolieren. Das Trauma, dass die UBS zweimal vom Staat gerettet werden musste – wegen Subprime und wegen der US-Kundendaten – wurde kollektiv verarbeitet. Das war nicht die Leistung einer einzelnen Person, sondern, eben, eines Kollektivs.

Wo ist Gähwiler, wo ist Keller-Busse?

Doch wo ist Lukas Gähwiler heute, der jetzt Vizepräsident der UBS ist? Zwar vertritt er die UBS in verschiedenen wichtigen Gremien wie dem Vorstandsausschuss von Economiesuisse oder dem Arbeitgeberverband der Banken in der Schweiz, den er präsidiert. In der Öffentlichkeit tritt er aber so gut wie nie in Erscheinung.

Das gilt auch für Sabine Keller-Busse, die das wichtige Schweizer Geschäft der Bank leitet. Als eine der Nachfolgerinnen von Lukas Gähwiler sind ihre öffentlichen Auftritte äusserst selten. In Erinnerung bleibt ein Besuch am UBS Kids Cup mit der Leichtathletin Mujinga Kambundji vor einem Jahr.

Wie man hört, würde zumindest Sabine Keller-Busse gerne öfter in der Öffentlichkeit stehen. Doch sie wird zurückgehalten. Das Ermotti-Festival geht derweil weiter. Bereits nächste Woche tritt er am Swiss Media Forum im KKL auf.

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