Legalpass und der sogenannte «Anlegerschutzverein» wollen ihre Kräfte bündeln, um «dem Koloss UBS entgegenzutreten».
29. Mai 2024 • Beat Schmid

Viele Aktionäre der Credit Suisse, die den Übernahmepreis juristisch anfechten, lassen sich von einer Organisation vertreten. Bisher sind vor allem zwei Gruppen in Erscheinung getreten: die Westschweizer Legalpass AG und der sogenannte «Schweizerische Anlegerschutzverein». Zusammen vertreten sie nach eigenen Angaben 4500 Geschädigte (3000 bei Legalpass, 1500 beim Anlegerschutzverein).

Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht, sind die beiden Organisationen nun überraschend eine Kooperation eingegangen. So schreibt Legalpass an seine Geschädigten, dass «wir nun aktiv mit dem SAV (Schweizerischer Anlegerschutzverein) und anderen Klägern in diesem Rechtsstreit zusammenarbeiten, um dem Koloss UBS entgegenzutreten».

Ziel dieser Zusammenarbeit sei es, «unsere Bemühungen zu koordinieren und unsere Position zu stärken». «Konkret umfasst diese Zusammenarbeit unter anderem die Validierung von Argumenten, die Überprüfung von Fakten, die Suche nach und den Austausch von Rechtsmeinungen usw.». Einen ähnlichen Text schickte der Anlegerschutzverein.

Zweifel an Unabhängigkeit

Gleichzeitig teilen Legalpass und der Anlegerschutzverein mit, dass die Frist für die Replik beim Handelsgericht vom 28. Mai auf den 28. August verlängert wurde.

Ein Geschädigter zeigt sich irritiert. Er hat sich Legalpass angeschlossen. Dass sich nun auch der Anlegerschutzverein einmischt, findet er schlecht. Er bezweifelt die notwendige Unabhängigkeit des Vereins.

Entstanden ist die Vereinigung in Zusammenhang mit dem intensiv geführten Machtkampf um die Berner Solarfirma Meyer Burger. Damals sorgten der Financier Urs Fähndrich und die Investorengruppe Sentis mit einer Strafanzeige wegen Bestechung für Aufsehen. Fähndrich zog in den Verwaltungsrat ein und schied ein Jahr später wieder aus. Es kam zum Eklat und zu weiteren Streitigkeiten, die bis heute andauern.

Initiatorin des Vereins ist die umtriebige Investorin Gisèle Vlietstra, die von Fähndrich in die Aktionärsgruppe «eingeschleust» wurde, wie die «Finanz & Wirtschaft» einst schrieb. 2020 zogen sich beide aus der Sentis-Gruppe zurück. Darauf initiierte Vlietstra den Anlegerschutzverein. Auch der Generalsekretär der Anlegervereinigung, Arik Röschke, ist über mehrere Firmen mit Urs Fähndrich verbunden. (Hier mehr zum Anlegerschutzverein.)

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