Am 1. Juli werden voraussichtlich die Schweizer Einheiten der Grossbank fusioniert. Dann werden einige CS-Kaliber wie Schweiz-CEO André Helfenstein ihren Job verlieren. Dass die UBS auf ihre Dienste verzichtet, ist nicht besonders smart.
15. Juni 2024 • Beat Schmid

UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse macht unmissverständlich klar, was sie von ihren Kollegen an der Spitze der Credit Suisse Schweiz hält: «Wenn man sich die Kreditrückstellungen seit Juni 2023 anschaut, kann man auch zum Schluss kommen, dass Unternehmertum bei der CS teilweise falsch verstanden wurde», sagte Keller-Busse in einem Interview mit der NZZ am Montag.

Damit zielt sie direkt auf André Helfenstein und sein Team, die seit einigen Jahren das Schweizer CS-Geschäft führen. Nun kann man sich fragen, wie clever es ist, eine Bank schlecht zu machen, die man gekauft hat und die nach wie vor über eine starke und loyale Kundenbasis verfügt, die mit den Leistungen der Bank sehr zufrieden ist. Besonders smart scheint der Seitenhieb von Keller-Busse nicht zu sein.

Die Aussage ist auch sachlich höchst fragwürdig. Sie pickt die Kreditrückstellungen im Jahr 2023 heraus, um eine ganze Bank schlechtzureden. Sie unterschlägt dabei, dass Credit Suisse Schweiz jahrelang eine bessere Cost-Income-Ratio hatte als der von ihr geleitete Bereich Personal & Corporate Banking. Im Jahr 2021 lag die Cost-Income-Ratio der CS Schweiz bei 53 Prozent, die der UBS Schweiz bei 61 Prozent. Erst im Krisenjahr 2022 verschlechterte sich das Verhältnis der Schweizer CS-Geschäftseinheit auf 60 Prozent.

CS Schweiz war keine Hallodri-Bank

Die CS Schweiz war keine Hallodri-Bank, wie Keller-Busse unterstellt. Chef André Helfenstein kann man keine Flops anhängen, er hatte seinen Laden im Griff. Er ist vielleicht nicht der grösste Charismatiker, aber kaum ein Banker ist so breit aufgestellt wie er. Und kaum einer kennt so viele Kunden wie er. So war er für das Wealth-Geschäft in der Region Zürich verantwortlich, leitete den Bereich Firmen- und institutionelle Kunden der CS. Seit vier Jahren steht er an der Spitze der CS Schweiz. Er ist in der Schweizer Wirtschaftswelt bestens vernetzt, kennt viele CEOs und Unternehmer persönlich.

Dass die UBS, wie es scheint, für den «Fels in der Brandung» (HandelsZeitung) ab dem 1. Juli keine Verwendung findet, ist schwer nachvollziehbar. Sabine Keller-Busse setzt lieber auf interne UBS-Leute, die sie nachzieht. So wurde kürzlich bekannt, dass sie Sabine Magri zur Retailchefin der Bank macht. Magri hat zwar einen beeindruckenden Leistungsausweis, war in ihrer Karriere aber vor allem in operativen Funktionen tätig. Kundenkontakt hatte die 44-Jährige bisher nicht. Mit diesem Karrieremove wird Sabine Magri zur Kronfavoritin, die Keller-Busse in ein, zwei Jahren beerben könnte, wie intern gemunkelt wird.

Wenn die beiden Schweizer Einheiten von CS und UBS voraussichtlich am 1. Juli fusionieren, braucht es die Geschäftsleitung der Credit Suisse Schweiz AG nicht mehr. Zwei Wochen vor dem Stichtag wissen viele, auch hochrangige CS-Mitarbeitende noch nicht, wie es danach weitergeht.

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