Die kombinierte Grossbank ist ein Elefant im Schweizer Firmenkundengeschäft. Firmenkunden, die bei der UBS und der Credit Suisse offene Kredite hatten, mussten befürchten, dass die Grossbank ihnen den kombinierten Kredit nicht mehr gewähren würde. Diese Befürchtungen scheinen sich nun zu bewahrheiten.
Sabine Keller-Busse, die Schweiz-Chefin der UBS und zuständig für das Firmenkundengeschäft der Grossbank, sagte in einem Interview, dass es «natürlich auch Kunden gibt, bei denen unser Risikoappetit unterhalb der Summe ihrer derzeitigen UBS- und CS-Kredite liegt». So klar hat das bisher noch niemand bei der UBS gesagt.
Sergio Ermotti äusserte sich zu diesem heiklen Thema bisher stets nebulös. In einem Doppelinterview mit Swissmem-Präsident Martin Hirzel sagte er Ende 2023, die Kombination der beiden Banken erlaube es der UBS, «noch bessere Dienstleistungen» anzubieten.
«Wir nehmen das Beste von beiden, werden also auch unser Engagement in der Handelsfinanzierung intensivieren. Das ist ein Win-win; eins plus eins kann auch mehr als zwei ergeben», sagte Ermotti. Was dieses «eins plus eins» genau bedeutet, liess der UBS-Chef allerdings offen.
Eins plus eins kann auch eineinhalb bedeuten
Jetzt ist klar, dass eins plus eins auch eineinhalb bedeuten kann. Keller-Busse machte keine Angaben zu der Zahl der Firmen, die von den Kürzungen betroffen sind, oder zur Kreditsumme, die wegfällt. Sie sagte auch, dass es Kürzungen bei Kunden gebe, die «in einem Land oder einer Industrie tätig sind, in dem wir sie wegen des Reputationsrisikos nicht unterstützen können». Auch hier liess sie offen, was das genau bedeutet.
Bei der Mehrheit der Kunden aber, so Keller-Busse, stelle sich «kein Problem in Bezug auf unseren Risikoappetit». Das Firmenkundengeschäft sei für CS und UBS zentral gewesen und werde es auch bleiben.
Gleichzeitig räumte die Bankerin ein, dass die Bank «unrentable Beziehungen» neu «bepreisen» müsse. Man könne nicht alles auf die Integration schieben. «Auch die Zinssituation hat sich stark verändert. Wir müssen, bevor wir Kredite neu ausgeben, immer die aktuelle Risikosituation der Firma beurteilen, ihre Cashflows und Finanzierungskosten», sagte Keller-Busse.
Wie tippinpoint berichtete, haben einige Firmenkunden in den letzten Monaten eine Verschlechterung der Konditionen festgestellt. Nicht nur alte CS-Kunden, sondern auch solche, die seit Jahren bei der US sind.
Fusion schon am 1. Juli
Im Interview mit der NZZ (Abo) machte Keller-Busse auch Angaben zur bevorstehenden Fusion der beiden weiterhin Schweizer Einheiten. Demnach könnte die Fusion bereits zum 1. Juli erfolgen. Bisher war immer vom dritten Quartal die Rede, das bekanntlich bis Ende September dauert.
Für die Kundinnen und Kunden der CS soll sich trotz der Integration vorerst nichts ändern. Sie hätten ihre Debitkarten, Hypotheken oder Anlageprodukte weiterhin bei der CS, solange die IT-Systeme laufen. Erst im Laufe des Jahres 2025 würden die Kunden auf die UBS-Systeme umgestellt, sagte Keller-Busse. «Mit einigen komplexen Kunden, grossen Family-Offices oder Grossunternehmen etwa, fangen wir 2024 an», sagte sie.
Intern allerdings könne man nach der rechtlichen Fusion «ganz anders» zusammenarbeiten. Konkret werden die Mitarbeitenden von CS und UBS an verschiedenen Filialstandorten im gleichen Gebäude arbeiten. An fünf Pilotstandorten, zum Beispiel in Mendrisio, hat die UBS die Standorte bereits zusammengelegt.
«Bis zur Kundenmigration führen wir jetzt zwei Produktlinien in einem Haus, von CS und UBS. Die Berater zügeln vorerst mit ihren Systemen in diese Geschäftsstellen», sagte Keller-Busse. Geplant ist, dass die UBS nach der Integration 194 Standorte in der Schweiz hat. Heute hat die Credit Suisse 95 Filialen, die UBS bisher 190.
UBS hat einen weiteren Schritt in der Integration von Credit Suisse gemacht und die Umstellung auf eine einzige US-Zwischenholdinggesellschaft abgeschlossen. Diese Massnahme, die am 7. Juni 2024 vollzogen wurde, ist Teil des umfassenden Integrationsprozesses nach der Übernahme von Credit Suisse.