Der Vizepräsident der UBS soll sich beim Bund für eine Begrenzung der Eigenmittelanforderungen einsetzen. Zudem will die Bank wissen, wie viel Eigenkapital sie neu halten muss.
27. Juni 2024 • Beat Schmid

Die Grossbank will vom Bund wissen, wie viel zusätzliches Eigenkapital sie nach der Übernahme der Credit Suisse halten muss. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Die UBS-Spitze habe zunächst mit Erleichterung auf die Too-big-to-fail-Vorschläge reagiert, die Finanzministerin Karin Keller-Sutter im April veröffentlicht hatte. Sie wurden als überraschend milde und flexibel empfunden.

Spätestens aber als der neue Finma-Direktor Stefan Walter seine Sicht der Dinge darlegte, schlug die Stimmung um. Walter sagte unter anderem, dass die UBS für ihre internationalen Tochtergesellschaften 100 Prozent Eigenkapital halten müsse. Bisher konnten Grossbanken einen Rabatt geltend machen.

19 Milliarden plus 25 Milliarden?

Nimmt man den Reuters-Bericht zum Nennwert, ist man UBS-intern besorgt darüber, dass die Regierung nicht klargestellt hat, ob als die von Keller-Sutter als plausibel dargestellten Schätzungen 15 bis 25 Milliarden US-Dollar an Kapital zusätzlich zu den 19 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden müssen, die die Bank bereits zur Berücksichtigung ihrer gestiegenen Grösse zugesagt hat, oder nicht.

Die Bank habe ihre Haltung kürzlich der Regierung dargelegt, wobei UBS-Vizepräsident Lukas Gähwiler eine Schlüsselrolle beim Lobbying für eine Begrenzung der Kapitalanforderungen gespielt habe, so Reuters.

Hans Gersbach, Professor am KOF Swiss Economic Institute der ETH Zürich, sieht Klärungsbedarf. «Die Investoren müssen wissen, ob die UBS weitere 25 Milliarden Dollar aufbringen muss und in welchem Zeitrahmen», sagte er der Nachrichtenagentur. Die UBS und die Regierung lehnten eine Stellungnahme ab.

Ball liegt auch bei der UBS

Klar scheint, dass die Investoren so schnell wie möglich Klarheit wollen. Die Bringschuld liegt aber in erster Linie bei der UBS und nicht beim Bund. Die Grossbank hätte längst selbst ausrechnen können, was sie die vorgeschlagene hundertprozentige Eigenmittelunterlegung ihrer Auslandstöchter kostet. Das hat sie bis heute nicht getan.

Die Höhe der zusätzlichen Eigenmittel hängt auch stark von der künftigen Grösse der UBS ab. Auch hier ist das Top-Management der Bank am Zug. Wo genau werden die risikogewichteten Aktiven im Jahr 2028 liegen, wenn die neuen Regeln gelten? Wie stark wird die Bank bis dahin ihre Bilanz verkleinern? Diese Fragen muss die UBS selbst beantworten.

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