Die Schweiz braucht mehr Entschlossenheit bei der Regulierung der UBS. Sonst werden die US-Behörden Druck machen, schreiben Professoren des Lausanner IMD.
24. Juni 2024 • Beat Schmid

Der Bundesrat anerkennt in seinem Bericht zur Bankenstabilität, dass die Schweiz bei der Bankenaufsicht gegenüber anderen Ländern mit bedeutenden Finanzplätzen aufholen muss. Letzte Woche hat die Schweizerische Nationalbank nachgelegt. Sie schreibt in ihrem Bericht zur Finanzstabilität: «Die Krise der Credit Suisse hat Schwächen im regulatorischen Dispositiv aufgezeigt. Die SNB teilt die Sicht des Bundesrats, dass in den Bereichen Kapital- und Liquiditätsanforderungen, Frühintervention sowie Recovery- und Resolution-Planung Handlungsbedarf besteht.»

Obwohl die UBS durch die Fusion mit der Credit Suisse eine überragende Stellung einnimmt, wirft die Nationalbank die Grossbank in einen Topf mit anderen für die Schweiz systemrelevanten Banken, namentlich Postfinance, Raiffeisen und ZKB. Nun gibt es heftige Kritik an dieser «Single Bucket Solution». Sie kommt von der Lausanner Elitehochschule IMD.

Salvatore Cantale, Peter Nathanial und Ludo Van der Heyden schreiben in einem Brief, der heute in der FT (Abo) veröffentlicht wurde: «Noch überraschender» als das Eingeständnis des Bundes, bei der Regulierung international nicht auf der Höhe der Zeit zu sein, «ist die Behandlung der UBS, oder vielmehr das Fehlen einer spezifischen Behandlung, da sich die UBS grundlegend von den anderen Schweizer Banken unterscheidet».

Unnötige Belastung für Raiffeisen, ZKB und Postfinance

Cantale und Van der Heyden sind Professoren am IMD. Peter Nathanial ist Executive-in-Residence in Lausanne. Sie fragen sich, ob die Nationalbank die Unterschiede in der Aufsicht zwischen UBS und den drei anderen systemrelevanten Banken (SIBs) nicht verstehe. Oder ob diese Gleichbehandlung bedeute, dass die Aufsicht über den Schweizer Bankenriesen mangels Instrumenten und Know-how «implizit aufgegeben» werde.

Für Salvatore Cantale, Peter Nathanial und Ludo Van der Heyden ist das Vorgehen der Schweiz «zum Scheitern verurteilt». Sie warnen vor verheerenden Folgen: Wenn die Regierung nicht begreife, dass sich die Aufsicht über die UBS grundlegend von derjenigen über die anderen drei SIBs unterscheide, riskiere sie mit einer «One-size-fits-all»-Lösung eine unnötige Belastung für die anderen drei SIBs, was die Gesamteffizienz des Schweizer Finanzplatzes gefährde.

«Die Welt wartet auf eine Antwort»

Zweitens bedeute diese Einheitslösung einen «impliziten Verzicht» auf die Aufsicht über die UBS, was bedeute, dass man die Grossbank der Selbstregulierung überlassen. «Das ist ein Rezept, das in der Schweiz zum Untergang der Credit Suisse geführt und in anderen Ländern Ineffizienzen und überhöhte Kosten für die Steuerzahler verursacht hat.»

Für das Wohlergehen des Schweizer Finanzplatzes und des internationalen Finanzsystems plädieren die IMD-Experten für einen «ganzheitlicheren und umfassenderen» Ansatz und eine viel entschlossenere Führung. «Die Welt wartet auf eine Antwort. Wir hoffen, dass die Schweizer Bundesbehörden dieser Aufgabe gewachsen sind. Wenn nicht, werden die US-Behörden sie dazu zwingen», schreiben die IMD-Experten.

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