Mit der Fusion der Schweizer Ländergesellschaften ist ein Bankkoloss entstanden, der alle anderen Banken zu Zwergen macht. Die UBS beschäftigt in der Schweiz fast viermal so viele Mitarbeitende wie die nächstgrösste Bank und doppelt so viele wie alle Kantonalbanken zusammen.
Auf dem Arbeitsmarkt wird die UBS ihre Grössenvorteile ausspielen können. Aus der Realwirtschaft sind seit Jahren Stimmen zu hören, welche die hohen Löhne im Bankensektor anprangern. Die im Lohnbuch Schweiz erhobenen Median- und Durchschnittslöhne zeigen regelmässig überdurchschnittlich hohe Löhne.
Der harte Konkurrenzkampf zwischen UBS und Credit Suisse hat dazu geführt, dass die Löhne im Banking auf breiter Front gestiegen sind. Davon profitierten unter anderem auch die Chefs kleiner Kantonalbanken, die trotz Staatsgarantie auf Millionensaläre kamen.
Effizienzgewinne auf allen Ebenen
Jetzt könnte die Entwicklung wieder in die andere Richtung gehen. Mit der Fusion ist jedenfalls ein wichtiger Konkurrent um die besten Arbeitskräfte weggefallen. Die UBS könnte es sich also leisten, die Löhne nach unten anzupassen. Wem das nicht passt, der kann zu Raiffeisen, Postfinance oder Migros Bank wechseln.
Mit der Fusion kann die UBS in der Schweiz auch in anderen Bereichen Effizienzgewinne ausspielen. Rund 85 Filialen wird die UBS in der Schweiz schliessen, teure Software-Lizenzen muss die Bank nur noch einmal bezahlen, fürs Online-Banking braucht es künftig nur noch ein Update und wenn die UBS im Kundendienst auf künstliche Intelligenz setzt, kann sie ebenfalls massiv Geld sparen.
Doch was macht die UBS mit den Effizienzgewinnen? Wohin fliessen die eingesparten Millionen und Milliarden? Wäre die UBS keine Bank, sondern ein Industrieunternehmen, würde das Management die Skaleneffekte nutzen, um die Produkte auf dem Markt billiger anzubieten und sich so im internationalen Wettbewerb besser zu positionieren. Die Effizienzgewinne würden also zumindest teilweise über tiefere Preise an die Kunden weitergegeben.
Kunden haben nichts davon
Bei der UBS scheint der Trend jedoch in die andere Richtung zu gehen. Statt dass die Preise aufgrund von Skaleneffekten sinken, steigen sie. Schweizer Firmen-, Retail- und Wealth-Management-Kunden spüren dies und klagen über schlechtere Konditionen und höhere Margen, seit die UBS die Credit Suisse übernommen hat.
Die Bank begründet dies offiziell mit dem makroökonomischen Umfeld, den gestiegenen Zinsen und den damit verbundenen höheren Finanzierungskosten für Banken. Man kann die höheren Preise aber auch als Zeichen einer verschlechterten Wettbewerbssituation sehen.
Kürzlich wagte sich UBS-Chef Sergio Ermotti in die Höhle des Löwen. Er trat am Industrietag des Verbandes Swissmem auf. Für die besorgten Chefs habe er sich kaum Zeit genommen, schrieb der Blick. Zwar habe er eingeräumt, dass es Preisanpassungen gegeben habe. Aber: «Statt zu den Medien zu gehen, sollten die Leute zu uns kommen und uns genau sagen, was das Problem ist», rüffelte Ermotti die Industrievertreter. Mit seinem verpatzten Auftritt dürfte er den Graben zwischen der Industrie und «den Banken» vergrössert haben.