Ethereum feierte vor kurzem den zehnten Geburtstag. Auf der internationalen Bitcoin-Konferenz im Jahr 2014 begann ein neues Zeitalter für die Kryptowährungen. Vitalik Buterin stellte zum ersten Mal das Projekt Ethereum vor. Kurz darauf erfolgte ein Initial Coin Offering (ICO). Ethereum etablierte sich über die Jahre als klare Nummer zwei im Blockchain-Markt – deutlich hinter der Ur-Blockchain Bitcoin. Während Ethereum aktuell einen Marktwert von rund 300 Milliarden Dollar auf die Waage bringt, beträgt jener von Bitcoin fast das Vierfache.
Und in den Short Cuts diese Woche:
• «Telegram-Coin» nach Durow-Verhaftung in Turbulenzen
• Bitcoin-Miner im Jammertal
• Nahrung für Bitcoin-Optimisten
Zwar konnte Ethereum im Jubiläumsjahr die Zulassung von kotierten Indexfonds (ETF, Exchange Traded Funds) feiern, die den Kassakurs des Blockchain-Token Ether abbilden. Sonst bleibt die Feststimmung 2024 aber bedrückt, denn Ethereum steht wegen der hohen Transaktionskosten, welche die Nutzerzahlen sinken lassen, unter Druck. Die Hauptblockchain lässt sich nicht skalieren, deshalb hat sich ein Layer-2-Ökosystem auf Ethereum entwickelt. Diese nutzt die Blockchain lediglich als Basis, wickelt aber die Transaktionen in der «zweiten Schicht» ab, wo auch der Löwenanteil der Gebühren anfällt. Bekannte Layer-2-Lösungen sind etwa Polygon oder Base.
Herausforderer oder «Ethereum-Killer»
Aber nicht nur diese «internen» Konkurrenten, die Gebühren abfliessen lassen, machen Ethereum zu schaffen. Auch andere Blockchains, die ähnliche Funktionen anbieten, wachsen schneller als Ethereum. Allen voran Solana. Tippinpoint hat bereits im «Digital Assets Briefing» vom 12. Juli 2024 den Konkurrenzkampf dieser beiden Blockchains thematisiert. Seither hat sich die Diskussion darüber, ob Solana ein «Ethereum-Killer» sei intensiviert, weil der Herausforderer sich kurstechnisch deutlich besser entwickelt und eigene Schwächen beseitigt hat, wohingegen sich der Ether nach der Zulassung der ETF enttäuschend entwickelt. Dank der guten Wertentwicklung ist Solana in der Rangliste der Kryptowährungen auf Platz 5 vorgerückt, zwischen Solana und Ethereum rangieren noch BNB und Tether – der Verrechnungstoken der Kryptobörse Binance und ein Stablecoin.
«Wie viele andere Protokolle davor ist Solana 2020 als Ethereum-Killer angetreten. Ethereum ist aber immer noch führend bei programmierten Anwendungen, Tokenisierung, DeFi und auch im NFT-Umfeld. Und dies, obwohl die Fees deutlich höher sind als bei Solana», sagt Daniel Diemers von der SNGLR Group und Co-Founder der Swiss Metaverse Association. Da Solana fast eine Blockchain Generation später gekommen sei, vermutet Diemers, dass die zwei Communities sehr unterschiedlich seien. Entweder man unterstütze das Ethereum-Ökosystem oder dann Solana. «Ich glaube, es sind wenige, die beide Protokolle gleich oder sehr ähnlich beurteilen. Es bleibt also eine Glaubensfrage, wie so oft im Blockchain-Umfeld», ergänzt er.
Auf Kosten des anderen?
Sind Ethereum und Solana im direkten Konkurrenzkampf, ist der Erfolg des einen die Enttäuschung des andern, auch punkto Kursentwicklung? Oder entwickeln sich die Ökosysteme unabhängig voneinander? «Der Konkurrenzkampf mit Ethereum spielt ohne Zweifel eine Rolle. Über das vergangene Jahr floss neues Geld, vor allem über die Bitcoin-ETF in den Markt. Ohne weitere US-Anlageprodukte landete wenig in den alternativen Kryptowährungen», sagt Leon Curti, Head of Research der Digital Asset Solutions AG. Die Altcoins hätten daher eher Kapitalrotationen untereinander verzeichnet. Solana habe dementsprechend stark von enttäuschten Ethereum-Anlegern profitiert, die ihre Investitionen umschichteten.
Solana werde Ethereum nicht ablösen, sagt Katalin Tischauser, Head of Research bei der Sygnum Bank. «Ethereum und Solana verfolgen unterschiedliche Ansätze bei der Skalierung. Solanas monolithische All-in-One-Lösung ist schnell und billig und bietet Komfort und Benutzerfreundlichkeit. Ethereums modularer Ansatz der Skalierung über Layer-2-Protokolle legt den Schwerpunkt auf Sicherheit und Flexibilität, ist aber weniger benutzerfreundlich und stellt derzeit ein fragmentiertes Ökosystem mit Interoperabilitätsproblemen dar», führt sie aus.
Update hat enttäuscht
In den vergangenen anderthalb Jahren Jahren hat der Kryptomarkt den Skalierungsansatz von Solana gemäss Tischhauser stark begünstigt. «Die Erwartung war, dass das letzte Update von Ethereum im März die Kosten für Transaktionen auf Ethereum-basierten Layer-2-Lösungen drastisch senken und das Narrativ zurück zu Ethereum verschieben würde.» Der Markt sei jedoch enttäuscht worden von dem, was das Upgrade in Bezug auf das Transaktionswachstum bewirkt habe, zumal die Aktivität im zugrundeliegenden Ethereum-Netzwerk nicht zugenommen habe – tatsächlich sei sie zwischen dem Upgrade und heute um 15 Prozent zurückgegangen. Folglich habe sich die Stimmung kurz nach dem Upgrade wieder zugunsten von Solana gedreht.
Die Solana-Blockchain überzeugt wegen der hohen Transaktionskapazität. Punkto der Anzahl von Transaktionen pro Sekunde (TPS) liegt Solana klar an der Spitze der etablierten Blockchains. Der Zeitbedarf für die Fertigstellung eines Transaktionsblocks beträgt bei Solana 0,4 Sekunden. Zum Vergleich: Cardano 17 Sekunden, Ethereum 14 Sekunden, Polkadot 6 Sekunden. Zur Validierung von Transaktionen nutzt die Solana-Blockchain eine unikate Kombination aus Proof-of-History (PoH)- und Proof-of-Stake (PoS)-Konsensmechanismen. Die Bitcoin-Blockchain setzt auf die energieaufwändige Konsensmethode Proof-of-Work (PoW), die den Miner zur Lösung mathematischer Rätsel unter Verwendung spezieller Hardware verpflichtet.
Abstriche bei Dezentralisierung
Proof of Stake (PoS), wie es Ethereum verwendet, verlangt von Validatoren, Kryptowährungen als Sicherheit zu sperren. Beim PoH, das Solana in Kombination mit PoS verwendet, handelt es sich um eine verifizierbare Verzögerungsfunktion. Diese generiert eine Folge von Hashes, die als kryptografische Uhr fungieren und Transaktionen zuverlässig mit einem Zeitstempel versehen können. Dadurch können Transaktionen ohne intensive Rechenleistung geordnet werden, was den Verifizierungsprozess markant beschleunigt. Solana übertrifft die Konkurrenten auch in Kennzahlen wie den täglich aktiven Adressen, den täglichen Transaktionen oder dem Handelsvolumen auf dezentralen Börsen, obwohl die Blockchain erst seit vier Jahren im Geschäft ist.
Die jüngere Blockchain setzt den Fokus auf Geschwindigkeit und Kosteneinsparungen. Dafür gibt es gemäss Curti bei Solana Abstriche bei der Dezentralisierung. Privatanleger setzen allerdings andere Prioritäten. «Hohe Transaktionskosten sind ein No-Go, weshalb sich Anwendungen wie der Meme-Coin-Handel stark auf Solana verlagerten. Messbar ist diese Verschiebung an Kennzahlen wie den täglich aktiven Adressen oder der Anzahl Transaktionen», fügt er an.
Welche Anwendungen laufen wo?
Die rasche Zunahme des Total Value Locked (TVL) ist einer der Hauptgründe, weshalb Solana von Marktbeobachtern bisweilen als «Ethereum-Killer» bezeichnet wird. TVL bezeichnet den Gesamtwert aller in einem DeFi-Protokoll etwa durch Staking, Lending und aus Liquiditätspools eingeschlossenen Token. Der Wert ist eine wichtige Metrik zur Bewertung und Analyse im Bereich Decentralized Finance (DeFi). Der TVL hat sich bei Solana zuletzt rasant auf einen Rekordwert zubewegt, wohingegen die Entwicklung bei Ethereum eher enttäuschend ist – auch wenn der Wert ein Vielfaches von Solana beträgt.
Damit eine Layer-1-Blockchain wachsen kann, werden möglichst viele Angebote auf dieser benötigt. Im DeFi-Bereich konnte sich Ethereum seit Anbeginn als Platzhirsch behaupten, wobei die Chain mittlerweile auf über 1100 Protokolle kommt. Darunter dezentrale Handelsplätze, Lending, Staking, Stablecoins, Derivate, Versicherungsprotokolle und mehr. Solana hat hier mit knapp 160 Protokollen einen deutlichen Rückstand, wobei noch andere Angebote wie NFT und Games hinzukommen. Zählt man aber bei Ethereum die Protokolle auf den Layer-2 hinzu, sind es insgesamt über 636'000 Protokolle. Das ist auch der Grund, dass Ethereum noch deutlich höher bewertet ist. Allerdings kann der vermeintliche «Ethereum-Killer» auf eine aktive Entwicklergemeinschaft von mehr als 2400 Personen zählen.
Skaleneffekte mit wenig Wertzuwachs
«Betrachtet man das Ethereum-Netzwerk einschließlich der Layer-2-Protokolle – was vielleicht ein fairerer Vergleich zu Solanas All-in-One-Skalierung ist –, so sind die Transaktionen im gesamten Ethereum-Netzwerk plus der Layer-2-Protokolle stark gewachsen», sagt die Sygnum-Analystin. Der Ansatz von Ethereum sei eine erfolgreiche Skalierungsstrategie, aber er sei nicht unbedingt wertsteigernd für Ether – zumindest nicht, bis die Nutzung von Kryptowährungen insgesamt viel stärker wachse.
Es ist gemäss Diemers davon auszugehen, dass bei Solana als eine der Top-10-Blockchains weitere DeFi-Anwendungen dazukommen werden. Er sieht einige Solana-Erfolge: Während die Ethereum fokussierten NFT-Plattformen wie OpenSea und Blur lange führend waren, habe Magic Eden nun ziemlich rasch an Popularität gewonnen. Auch in Diemers Umfeld, das sich vor allem auf NFT-Kunst fokussiere.
SEC sagt Nein
Aber auch bei Solana glänzt nicht alles. Die US- Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat kürzlich Anträge für Solana-Spot-ETF abgelehnt. Das bedeutet einen vorübergehenden Rückschlag für die Marktposition von Solana und die Aussichten auf eine breitere finanzielle Akzeptanz. «Die Ablehnung des Solana-ETF war zu erwarten», sagte Curti. Der Preis habe entsprechend nicht besonders auf die Neuigkeit reagiert. Eine künftige Genehmigung werde wahrscheinlich von der Zusammensetzung der SEC nach den anstehenden Wahlen im November abhängen. Eine solche Zulassung ist gemäss Tischhauser aber nicht sehr relevant: «Es gibt keinen Grund, eine grosse Nachfrage nach Solana-ETF zu erwarten, da der Bekanntheitsgrad ausserhalb der Krypto-Community minimal ist». Diejenigen, die mit dem Kryptomarkt hinreichend vertraut seien, um die Vorzüge von Solana gegenüber Ethereum zu verstehen, würden kein Problem mit dem Spothandel haben und benötigen keinen ETF.
Das Skalierungspaket «Firedancer» auf das Solana vertraut, scheint zudem gefährdet zu sein. Die US-Behörden haben Ermittlungen gegen den Lieferanten, Jump Crypto, aufgenommen. Die Untersuchungen haben die Zusammenarbeit von Jump Crypto und der zusammengebrochenen Kryptowährung Terra im Visier. Die Validator-Client-Software von Jump Crypto soll bei Solana die Schwachstellen reduzieren und die Skalierbarkeit deutlich erhöhen. In diesem Jahr kam es bereits zu mehreren Abstürzen der Solana-Blockchain.
Ausfälle als Markenzeichen
Diemers kann den Ausfällen etwas Positives abgewinnen: «Für die meisten, die schon länger im Blockchain-Ökosystem unterwegs sind, sind die Ausfälle von Solana schon fast zum Markenzeichen geworden. Jedes Mal kommen auf den diversen Kanälen nochmals hunderte von Memes dazu, welche die Ausfälle thematisieren. Aber der Popularität von Solana scheint das im Markt nicht geschadet zu haben».
Tischhauser rechnet damit, dass Firedancer dereinst die bereits hohe Skalierbarkeit von Solana exponentiell erhöhen werde. Da es sich um die erste Client-Software eines Drittanbieters handle und verschiedene Programmiersprachen verwendet würden, verringere sich die Wahrscheinlichkeit, dass es gleichzeitig mit den anderen Validator-Clients zu einem Ausfall komme, was wiederum die Stabilität des Netzes erhöhe. Die häufigen Ausfälle machen das Netzwerk vorerst weniger attraktiv für DeFi-Anwendungen, die auf hundertprozentige Zuverlässigkeit angewiesen sind. Die jüngste Kursrally war vor allem vom Hype von Meme-Coins getrieben, die viele als nutzlose Spielerei ansehen, zudem verliert der Trend schon wieder an Schwung.
Meme-Coins spalten die Meinungen
«Meme-Coins gibt es mittlerweile seit über einer Dekade. Dogecoin erlangte bereits 2013 Popularität. Und in der traditionellen Finanzwelt ist ebenfalls ein Trend der Memefizierung von Wertschriften zu beobachten», sagt Curti. Fundamentale Daten würden weniger ins Gewicht fallen als Viralität. Es würde ihn nicht überraschen, wenn Meme-Coins weiterhin an Relevanz gewinnen würden. Immerhin mache der Sektor aktuell weniger als 3 Prozent der gesamten Krypto-Marktkapitalisierung aus.
«Ich sehe es als eine ernsthafte Schwäche von Solana an, dass ein grosser Teil der Aktivitäten im Netzwerk auf Meme-Coins entfällt», sagt Tischhauser. Diese Coins hätten keinen intrinsischen Wert – sie erfüllten keine wirtschaftliche Funktion, und im Gegensatz zu NFT hätten sie weder Knappheit noch künstlerischen Wert. «Es ist ein bedauerliches Zeichen von finanziellem Nihilismus, dass das Glücksspiel auf wirtschaftlich wertlosen Token in letzter Zeit Investitionen in nützliche und wertvolle Projekte in hohem Masse verdrängt hat», hält die Sygnum Managerin fest. Die wertlosen ICO aus den Jahren 2016 bis 2017 tendierten grösstenteils gegen Null, nachdem die Blase geplatzt war. Und da der fundamentale Wert eines Memecoins gleich Null sei, sei es vernünftig zu erwarten, dass sich die Fundamentaldaten schliesslich durchsetzen würden. «Aber im Moment gibt es leider eine grosse Nachfrage nach dieser Art von Krypto-Casino».
Finanzriesen setzen auf Ethereum
Daniel Diemers entgegnet: «Man kann darüber denken, was man will: Meme-Coins sind inzwischen ein fester Bestandteil des Krypto- und Blockchain-Ökosystems geworden. Frei nach Adam Smith: Wenn sich Angebot und Nachfrage treffen, entsteht ein funktionierender Markt. Und Solana hat sich im Markt gut etabliert.» Dass dies oft sehr kurzfristige Spekulationen sind, die von Influencern und Social-Media-Kanälen getrieben würden, sei wohl ein Zeichen der heutigen Zeit. Solana sei die Plattform und nicht die Ursache für die Meme-Coins. Es böten sich hier genügend Stoff für soziologische Analysen zu unserer Gesellschaft, mit den Protokollen habe das dann eigentlich nichts zu tun.
Solana und Ethereum sprechen gemäss Curti zwei verschiedene Nutzersegmente an. Dies spiegle sich in fundamentalen DeFi-Kennzahlen wie TVL. «Ethereum führt den Smart-Contract-Sektor als älteste, dezentralste und damit sicherste Plattform an. Mit bald einem Jahrzehnt an fast ununterbrochener Betriebszeit und Milliarden an Geldern in den grössten Applikationen ist Ethereum die Anlaufstelle Nummer Eins für Institutionen», so der Experte von Digital Assets Solutions. So würden nicht nur Finanzriesen wie Blackrock und Franklin Templeton Projekte auf Ethereum betreiben. Auch die Schweizerische Nationalbank und weitere Währungshüter experimentierten mit Anwendungen auf der Blockchain. «Schliesslich steht Sicherheit im Vordergrund - Transaktionskosten von bis zu mehreren hundert Franken fallen hier weniger ins Gewicht», sagt Curti.
Short cuts: News aus der digitalen Welt
«Telegram-Coin» nach Durow-Verhaftung in Turbulenzen
Vergangenen Samstag haben die französischen Behörden in Paris den Telegram-Gründer Pawel Durow festgenommen. In der Folge hat die Kryptowährung Toncoin über 20 Prozent verloren. Mittlerweile ist Durow gegen eine hohe Kaution wieder freigelassen worden – die Kurserholung lässt aber auf sich warten. Die Cyberdevise ist eng mit Telegram verknüpft. Die Kryptowährung gehört zur Open-Network-Blockchain, auch Ton-Blockchain genannt. Sie hat eine Partnerschaft mit dem Messaging-Dienst und so Zugang zu den 900 Millionen monatlichen Nutzern und ermöglicht In-App-Zahlungen. Durow wird vorgeworfen, durch mangelnde Moderation Straftaten auf Telegram ermöglicht zu haben. Zudem kooperiere der Dienst zu wenig mit den Behörden. Telegram weist die Vorwürfe zurück. Der Dienst ist vor allem in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion populär. Sowohl russische als auch ukrainische staatliche Stellen nutzen den Messengerdienst, um Informationen zu verbreiten. Auf dem Nachrichtensender Bloomberg sagt Richard Galvin, Mitbegründer des Hedgefonds DACM, es sei derzeit nicht absehbar, welche Auswirkungen die Festnahme haben werde. Die damit verbundene Unsicherheit sei nun in den Toncoin-Kurs eingepreist.
Bitcoin-Miner im Jammertal
Das Halving ist eine im Bitcoin-Protokoll definierte Bedingung, die eine Halbierung der Block-Rewards alle 210’000 Blöcke erfordert. Dieser Vorgang reduziert die Anzahl neuer Bitcoins, die ins Netzwerk fliessen. Zusammen mit der Limitierung der maximalen Anzahl Bitcoin auf 21 Million Stück ist das eine Massnahme, die «Inflation» verhindern soll. Das jüngste Halving im April sorgte wie die bisherigen wegen «Verknappungsängsten» zu einem Kursauftrieb des Bitcoins. In der laufenden Woche hat die Menge der emittierten Coins 94 Prozent erreicht, schlussendlich werden es 21 Millionen Coins sein. Bisher sind erst vier Halvings durchgeführt worden. Bis ins Jahr 2140 sind aber insgesamt 33 Halvings vorgesehen – also noch weitere 29. Es stellt sich die Frage, für welche Mining-Unternehmen sich das Geschäft zukünftig noch lohnen wird. Mit dem Halving halbiert sich das Entgelt für einen geprüften Block, im April von von 6,25 auf 3,125 Bitcoin. Während sich die täglichen Einnahmen der Miner halbierten, stiegen die Energiekosten markant – in den vergangenen Wochen nahm der Wert des Bitcoins und damit auch des Mining-Entgeld gemessen in Fiat-Währugen zudem wieder deutlich ab. Die fünf börsennotierten Bitcoin-Miner in den USA nahmen in den vergangenen Monaten gemäss J.P. Morgan 1,2 Milliarden Dollar über Kapitalerhöhungen auf, um in der Branchenkonsolidierung bestehen zu können. Zahlreiche Miner passen ihr Geschäftsmodell an und verlagern ihre Rechenleistung von Bitcoin-Mining auf KI-Anwendungen.
Nahrung für Bitcoin-Optimisten
Während die Kryptowährung hartnäckig immer wieder auf 58’000 Dollar zurückfällt, verbreitet der Asset Manager Van Eck Zuverischt. Der Bitcoin werde auf 2,9 Millionen Dollar steigen – bis ins Jahr 2050. Prognosen sind mit Vorsicht zu geniessen, vor allem, wenn sie die (ferne) Zukunft betreffen. Doch der US-Asset-Manager begründet seine Vorhersage im Gegensatz zu anderen Auguren ausführlich. «Bis 2050 erwarten wir, dass Bitcoin seine Position als wichtiges internationales Tauschmittel festigt und schliesslich zu einer der weltweiten Reservewährungen wird. Diese Prognose basiert auf der erwarteten Erosion des Vertrauens in die derzeitigen Reservewährungen. Wir glauben, dass die Skalierungsprobleme von Bitcoin, die das Haupthindernis für seine breite Akzeptanz waren, durch neue Layer-2-Lösungen von Bitcoin gelöst werden», schreibt der Studienautor. In seiner Analyse geht er auf die Probleme und Neugestaltung des internationalen Währungssystems sowie dessen künftige Entwicklung mit Bitcoin-Lösungen ein. Zudem wird gezeigt, welches Potenzial die Layer-2-Lösungen von Bitcoin haben.