Höhere Margen nach dem CS-Ende?
Schweizer KMU und Industrieunternehmen klagten in den letzten Monaten über verschlechterte Konditionen bei Firmenkrediten. Jetzt hat Swissmem eine Umfrage unter Mitgliedsfirmen gestartet. Die Ergebnisse sollen schon bald vorliegen.
2. September 2024 • Beat Schmid

Hat sie oder hat sie nicht? Gemeint ist die UBS und ob sie nach der Übernahme der Credit Suisse die Kreditkonditionen für Schweizer Unternehmen verschlechtert hat oder nicht. Der Industriellenverband will es wissen und befragt seine Mitgliedsfirmen.

Meldungen, dass die Bank zu ihren Gunsten an der Zinsschraube gedreht habe, gibt es zuhauf. Tippinpoint hat mehrfach über konkrete Beispiele berichtet, Anfang Mai etwa über ein Unternehmen mit Sitz in der Innerschweiz. Der Chef legte den E-Mail-Verkehr zwischen seiner Finanzabteilung und der UBS offen. Aus den Schreiben ging hervor, dass die UBS die Zinsmarge um 40 Prozent erhöht hatte. Der langjährige UBS-Kundenberater versuchte noch zu beschwichtigen. Bei der UBS habe eben «ein neues Zeitalter begonnen», sagt er.

Beispiele wie diese brachten nicht nur die UBS in Erklärungsnot, sondern auch den Industriellenverband Swissmem. Im Juni sagte Vizedirektor Jean-Philippe Kohl, dass «zurzeit noch keine Anzeichen erkennbar» seien, dass die UBS die Kreditkonditionen für Unternehmen der Tech-Industrie verschlechtert.

Doch diese Aussage stützte sich auf ein Stimmungsbild im Vorstand des Verbands, wo die Situation im Rahmen einer Sitzung besprochen wurde. Wobei das Resultat kaum erstaunt. Weil sofort Zweifel an der Bonität aufkommen, gibt kein Unternehmer zu, dass seine Bank die Konditionen verschlechtert hat. Präsident Martin Hirzel, der sich in der Debatte bisher erstaunlich zurückhielt, musste reagieren.

Jetzt will es der Verband genauer wissen. Wie Sprecher Noé Blancpain auf Anfrage sagt, wird Swissmem «in den kommenden Wochen eine grössere Anzahl Mitgliedsfirmen zum Thema befragen». Die Ergebnisse der Umfrage sollen bereits im September vorliegen. Man kann davon ausgehen, dass die Umfrage professionell und damit anonym durchgeführt wird. Insgesamt vereint Swissmem 1400 Unternehmen aus der Maschinen- und Elektro- und Metallindustrie, die rund 330'000 Personen beschäftigen.

«Das hat nichts mit der Integration zu tun»

Die UBS stellt sich auf den Standpunkt, dass es keine «generelle Verschlechterung» gebe. In einem «Bilanz»-Artikel (Abo) sagte Sabine Keller-Busse, die für das Klein- und Firmenkundengeschäft der fusionierten Bank zuständig ist: «Das hat nichts mit der Integration zu tun. Die Zinssituation, die Geldmenge und das Marktumfeld haben sich verändert. Wir praktizieren ein markt- und risikogerechtes Pricing.»

Keller-Busse redet auch die Arbeit der Credit Suisse im Schweizer Firmenkundengeschäft schlecht. Sie wirft CS-Bankern «mangelndes Risikobewusstsein» vor. Keller-Busse als Schweiz-Chefin sei jedenfalls «ernüchtert» gewesen, als sie Einblick in die Bücher erhielt. Die Verluste auf Firmenkrediten bei der CS seien bei vergleichbarem Volumen «sechsmal höher» als bei der UBS, sagte sie.

Allerdings greift es zu kurz, bei der Beurteilung einer Bank allein auf die Kreditausfälle abzustellen. Entscheidend ist, wie die Risiken gemanagt werden und was am Ende in der Erfolgsrechnung als Gewinn oder Verlust herausschaut. Wenn eine Bank ein risikoaverses Geschäftsmodell fährt wie die UBS, wird sie zwar weniger Kreditausfälle verbuchen, verdient aber auch entsprechend viel weniger.

Und genau das war der Fall. Die CS Schweiz schnitt in der Endabrechnung über Jahre besser ab als die UBS. Dazu kann man die Cost-Income-Ratio der beiden Einheiten vergleichen. Hier schnitt die Credit Suisse Schweiz stets besser ab als die UBS. Das bedeutet, dass die «unternehmerische» CS mit tieferen Kosten höhere Erträge erwirtschaftete als die «risikoscheue» UBS, die den Schweizer KMU lieber einen Kredit zu wenig gab als einen zu viel.

Auch langjährige UBS-Kunden klagten

Wären die Kreditausfälle der CS wirklich materiell gewesen, wie Sabine Keller-Busse insinuiert, dann hätte das die Kosten der CS in die Höhe getrieben und die Cost-Income-Ratio verschlechtert. Was aber nicht der Fall war. Die CS Schweiz war vermutlich doch kein Abenteuerspielplatz, wie das Narrativ der UBS suggeriert. Zudem verschweigt die Erzählung, dass auch langjährige UBS-Kunden über schlechtere Konditionen klagen.

Noch im Februar klang das anders. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte damals zu den Folgen der Übernahme der CS: Kurzfristig werde es zwar schwierig sein, die Spitzenrenditen zu erreichen, die die UBS in der Vergangenheit erzielt habe, aber sein Ziel sei es, die Lücke innerhalb eines vernünftigen Zeitraums zu schliessen. «Dies erfordert eine Neubewertung und/oder den Ausstieg aus Engagements mit niedrigen Renditen.»

Offenbar hat UBS den Industrieverband Swissmem gebeten, Beschwerden von Kreditkunden weiterzureichen. Bisher hat die Grossbank keine einzige erhalten. Spätestens Ende September wird Klarheit darüber herrschen, was an der Sache dran ist.

MEHR ZUM THEMA


UBS hat ein prominent besetztes Advisory Board - wissen darf das niemand

Bei der Integration der Credit Suisse wird das Management von externen Experten unterstützt. Im Beirat sitzen unter anderem ein Verwaltungsratspräsident einer Privatbank und ein emeritierter Professor. Die Bank hüllt sich in Schweigen.
30. August 2024

Sergio Ermotti dreht das Rad zurück - kommt es zu einem Kahlschlag bei den Nachhaltigkeits- und Impact-Teams der UBS?

Der UBS-Chef baut zurück, was Ralph Hamers vor ihm aufgebaut hat. Die Bank wird unter Ermotti wieder konservativer. Als nächster Schritt soll ein grosser Stellenabbau im Bereich Nachhaltigkeit und Impact erfolgen.
26. August 2024

Weitere CS-Investmentbanker kehren der UBS den Rücken und gehen zur Konkurrenz

Die M&A-Banker haben Unternehmen beraten, die von aktivistischen Investoren ins Visier genommen wurden. Jetzt wechseln sie zu Wells Fargo und Bank of America.
23. August 2024