Bei der Integration der Credit Suisse wird das Management von externen Experten unterstützt. Im Beirat sitzen unter anderem ein Verwaltungsratspräsident einer Privatbank und ein emeritierter Professor. Die Bank hüllt sich in Schweigen.
30. August 2024 • Beat Schmid

Die Integration der Credit Suisse ist ein Mammutprojekt, das enorme Managementkapazitäten bindet. Doch nicht nur Mitarbeitende der Bank sind in verschiedene Integrationsteams involviert. Die UBS lässt sich auch von externen Experten beraten. Dazu hat CEO Sergio Ermotti ein oder mehrere Advisory Boards geschaffen und mit externen Experten besetzt.

Wie die Recherchen ergeben haben, gibt es ein solches Advisory Board im Bereich Global Wealth Management (GAW), das von Iqbal Khan und Rob Karofsky gemeinsam geleitet wird. Das Advisory Board trifft sich in der Regel am Montag und bespricht die wichtigsten Themen im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss der beiden Grossbanken. Der Beirat setzt sich aus Mitgliedern der Divisionsleitung und vier externen Mitgliedern zusammen.

Bei den externen Mitgliedern handelt es sich um zwei ehemalige Führungskräfte, den emeritierten Zürcher Finanzprofessor Martin Janssen und Stephan Zimmermann, Verwaltungsratspräsident der VP Bank. Die UBS äussert sich auf Anfrage nicht zum Beirat. Auch zur Einbettung des Beirats in die Corporate Governance des Konzerns äussert sich die Bank nicht.

Grossbankenfusion schon mal erlebt

Klar ist, dass die externen Mitglieder Beraterverträge mit einer Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen mussten. Ihre Beratungstätigkeit wird auf Stundenbasis entschädigt. Martin Janssen bestätigt auf Anfrage, die UBS im Rahmen der CS-Integration zu beraten. Er sagt, dass seine Tätigkeit für die UBS ihn nicht einschränke, eine «eventuell kritische Haltung» zur CS-Übernahme öffentlich kundzutun.

Stephan Zimmermann, der seit Mai Verwaltungsratspräsident der Liechtensteiner VP Bank ist, hat sein UBS-Mandat im Geschäftsbericht 2023 offengelegt. Auf der Übersichtsseite im Internet war das Mandat allerdings bis vor kurzem nicht aufgeführt. Die Bank hat dies inzwischen nachgeholt. Unter «Weitere Tätigkeiten und Interessenbindungen» wird Zimmermann als «Senior Advisor UBS» aufgeführt. Zudem ist vermerkt, dass es sich um ein befristetes Integrationsmandat handelt.

Zimmermann war fast sein ganzes Berufsleben für die UBS tätig, zuletzt als Chairman der Tochtergesellschaft UBS Business Solutions AG, dem eigentlichen Maschinenraum der Bank. Zimmermann begann seine Karriere beim damaligen Bankverein in Basel und erlebte die Fusion zweier Grossbanken vor bald 30 Jahren hautnah mit.

Die Spitze des Integrationsprozesses

Das Advisory Board mit externen und internen Mitgliedern bildet sozusagen die Spitze des Integrationsprozesses in der Kernsparte Wealth Management. Federführend ist Iqbal Khan, der Co-Leiter der Division. Rob Karofsky, der seit der Reorganisation der Konzernleitung vor wenigen Wochen den Bereich mitverantwortet, sei noch nicht in Erscheinung getreten, heisst es. Die konkrete Integrationsarbeit findet in den sogenannten Transition Teams statt, die im Global Wealth Management rund 1000 Personen umfassen. Mitglieder dieser Teams tauschen sich mit dem Advisory Board über Fortschritte und Probleme bei einzelnen Integrationsprojekten aus.

Die UBS hat die Hauptverantwortung für die Integration in die einzelnen Bereiche delegiert. Zwar hat die Bank mit Michelle Bereaux ein Mitglied der Geschäftsleitung, das seit Mai 2023 Group Integration Officer ist. Ihr Einfluss ist jedoch beschränkt, da die Umsetzung bei den Leitern der Business Lines liegt. Die UBS äussert sich auf Anfrage nicht dazu, ob andere Einheiten der Bank wie die Schweizer Einheit oder die Investmentbank ebenfalls Beiräte ins Leben gerufen haben oder nicht.

Für Sergio Ermotti hat die rasche Integration der CS oberste Priorität. Der UBS-Chef sagte im Mai an einer Reuters-Veranstaltung, eine Verzögerung bei der Übernahme der CS-Kunden sei das grösste Risiko im Integrationsprozess in diesem Jahr. Dies könne dazu führen, dass ein Teil der von der Bank geplanten Kosteneinsparungen von 13 Milliarden Dollar nicht realisiert werden könnten. «Das eigentliche Risiko ist, dass sich die Realisierung der Synergien verzögert. In diesem Sinne müssen wir natürlich planen und glaubwürdig sein in dem, was wir tun. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen und nicht zu selbstgefällig werden», sagte er.

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