Der UBS-Chef baut zurück, was Ralph Hamers vor ihm aufgebaut hat. Die Bank wird unter Ermotti wieder konservativer. Als nächster Schritt soll ein grosser Stellenabbau im Bereich Nachhaltigkeit und Impact erfolgen.
26. August 2024 • Beat Schmid

Mit der Rückkehr von Sergio Ermotti zur UBS ist auch der alte Führungsstil des Tessiners zurückgekehrt. Sein Vorgänger Ralph Hamers hatte die Bank weniger hierarchisch, offener und durchlässiger gemacht. Das passte vielen UBS-Mitarbeitenden gar nicht. Andere hingegen schätzten den neuen Stil, den Hamers in die Bank brachte.

Von dem frischen Wind, mit dem Hamers die zum Teil verstaubten Banketagen durchlüftete, ist nicht mehr viel zu spüren. Der Niederländer hat sich unter anderem die Frauenförderung auf die Fahnen geschrieben und viele Positionen mit weiblichen Führungskräften besetzt.

In einem anderen zentralen Bereich, der Hamers besonders am Herzen lag, soll es nun zu einem grösseren Stellenabbau kommen. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, werde es im Bereich Sustainability und Impact zu einem grösseren Stellenabbau kommen.

Sergio Ermotti zeigte sich gerne mit den sogenannten Together Bands. Das sind Armbändeli in unterschiedlichen Farben, die für die Nachhaltigkeitsziele der Uno stehen. Hier posierte Ermotti 2019 mit dem Bloomberg-Journalisten Manus Cranny.

Beatriz Martin sieht vor allem Kosten

Hintergrund ist auch ein Wechsel in der Geschäftsleitung. Den sogenannten Lead for Sustainability and Impact hatte die Leiterin des Asset Managements, Suni Hartford, inne. Als die Managerin die Bank verliess, übertrug Ermotti die Verantwortung für diesen Bereich an Beatriz Martin. Seit März leitet die ehrgeizige Spanierin nun diesen Bereich – nach ihren beiden Hauptjobs als Head Non-core and Legacy und als Regional Head Europe, Middle East and Africa.

Sie soll sich vor allem darauf konzentrieren, die Kosten zu senken, heisst es. Deshalb habe sie auch Ermotti auf den Posten gesetzt, so die Zeitung. Jimenez sei bisher nicht durch ein besonderes Interesse an Nachhaltigkeit oder Diversität aufgefallen. Ein Insider ist überzeugt, dass die UBS bald ein «grosses Abbauprogramm» ankündigen werde.

Erste Entlassungen habe es bereits gegeben. So seien schon Leute von der Credit Suisse abgebaut worden, vereinzelt aber auch von der UBS. Mit der Fusion der beiden Grossbanken sei das Team auf 250 Personen angewachsen.

Die UBS bestreitet «vehement», dass sie ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Diversität reduziert. Allerdings liege das Interesse des Marktes und der Investoren derzeit auf der Integration der CS, liess ein Sprecher verlauten.

Die UBS lässt tippinpoint folgende Stellungnahme zukommen: «Die UBS betont, dass sie die Kosten im Bereich Diversität und Inklusion nicht reduziert hat und ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit aufrechterhalten hat. Dies geht auch aus dem veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht hervor. Diversität und Inklusion sind und bleiben fester Bestandteil der Strategie und Unternehmenskultur von UBS. Sie haben weder an Bedeutung noch an Dringlichkeit verloren. Der Vorwurf, UBS würde ihre Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren, entbehrt jeglicher faktischen Grundlage. Da UBS sich auch künftig dafür einsetzt, ihre Aspirationen in den Bereichen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion zu erreichen, hat sie ihre Teams nicht reduziert, sondern über die letzten Jahre ausgebaut und aufgestockt.»

Update: Gegenüber einer früheren Version wurde der Artikel um die Stellungnahme der UBS ergänzt.

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