Einstieg ins Krypto-Business
Mit dem Einstieg ins Bitcoin-Geschäft wischt die Staatsbank frühere Bedenken weg. Energieverbrauch, hohe Volatilität, Risikostreuung sind plötzlich kein Thema mehr.
5. September 2024 • Beat Schmid

Bis vor kurzem war das Koordinatensystem klar: Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hielt gar nichts von Bitcoin, der digitalen Währung. Christoph Schenk, Chief Investment Officer der drittgrössten Bank der Schweiz, schrieb im Frühjahr 2021: «Bitcoin eignet sich in erster Linie zur Spekulation. Wer Chancen auf einen hohen Gewinn sucht, grosse Risikofreudigkeit mitbringt sowie einen Totalverlust tragen kann, den sollte dies von einem Investment in Bitcoin genauso wenig abhalten wie vom Glücksspiel im Casino.»

Angesichts der «massiven technologischen und regulatorischen Risiken», mit denen Bitcoin konfrontiert sei, gebe es kaum Gründe, «Bitcoin als Inflationsschutz etablierten Alternativen vorzuziehen». Auf dieser Basis werde durch die Beimischung von Bitcoin keine bessere Risikostreuung im Anlageportfolio erreicht. «Unter dem Strich wird mehr Risiko ins Portfolio geholt. Deshalb rate ich aus heutiger Sicht von einer Anlage in Bitcoin oder ähnlichen Kryptowährungen ab», sagte Schenk.

Ins gleiche Horn blies Elias Hafner, Senior Investment Strategist bei der ZKB. In einem längeren «Market Insights»-Bericht vom Januar 2021 verglich er den Kauf von Bitcoins ebenfalls mit einem «Casinobesuch». Zudem fügte er in seiner Betrachtung hinzu, dass angesichts der starken Performance der vergangenen Monate der Spielraum für Gewinne «zwangsläufig dünner geworden» sei.

Inzwischen sind diese Stimmen verstummt. Als die ZKB am Mittwoch ihr Angebot bekannt gab, dass Kundinnen und Kunden neu Bitcoins in ihren Wertschriftendepots halten können, veröffentlichte die Staatsbank auch eine Art Factsheet zum Bitcoin (BTC). Darin wird die Währung als «Wertaufbewahrungsmittel» bezeichnet. Bitcoin werde oft als «digitales Gold» bezeichnet und als «Absicherung gegen Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit» genutzt. Weiter heisst es: «Bitcoin-Käufer wollen von der zunehmenden Akzeptanz und Verbreitung von Kryptowährungen profitieren und erhoffen sich eine entsprechende Wertsteigerung des Bitcoin».

Energieverbrauch?

Auch andere Kritikpunkte, die die ZKB vor drei Jahren auflistete, sind vom Tisch. Dazu gehören regulatorische und technische Unsicherheiten sowie der einst heftig kritisierte «enorme Energiebedarf» für den Validierungsprozess. Heute heisst es dazu wertneutral: «Der PoW-Mechanismus von Bitcoin ist energieintensiv, da er viel Rechenleistung erfordert». PoW steht für Proof of Work.

Und wie hat sich der Bitcoin als «Wertaufbewahrungsmittel» in den letzten drei Jahren entwickelt? Im Frühjahr 2021, als die ZKB den Kauf von Bitcoin mit einem Casinobesuch gleichsetzte, durchbrach die Währung erstmals die Marke von 60’000 Dollar. Nach einer weiteren Berg- und Talfahrt notiert der Bitcoin aktuell bei 57’000 Dollar. Wer damals eingestiegen ist, hat also Geld verloren – auch gegenüber dem Franken.

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