Corporate Governance
Die Zürcher Derivateboutique erlitt Schiffbruch mit ihren Vergütungsplänen. Nun sollen eine gestraffte Geschäftsleitung und ein gekapptes Bonussystem für mehr Akzeptanz bei den Aktionären sorgen.
30. Juni 2025 • Beat Schmid

An der Generalversammlung Ende März erteilten die Aktionäre den Vergütungen für die Mitglieder der Geschäftsleitung eine Abfuhr. Sie lehnten die vorgeschlagene maximale fixe Vergütung sowie die maximale langfristige variable Vergütung für die Mitglieder der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2026 ab. «Seitdem hat Leonteq Gespräche mit ihren grössten Aktionären geführt und Massnahmen ergriffen, um die Vergütungsstruktur an die Erwartungen der Aktionäre und die strategischen Ziele des Unternehmens anzupassen», schreibt Christopher Chambers, Präsident des Verwaltungsrats von Leonteq, in der Einladung für die nun nötige ausserordentliche Generalversammlung.

Das Unternehmen reagierte mit einer Verkleinerung der Geschäftsleitung von acht auf fünf Mitglieder. Damit reduzieren sich zwar die ausbezahlten Gehälter im Topmanagement, doch unter dem Strich dürften sich dadurch die gesamten Lohnkosten kaum senken lassen. Mehr als ein Nullsummenspiel dürfte hingegen eine Reduktion von 30 Prozent der «maximalen Vergütungsmultiplikatoren» sein, die zur Berechnung der maximalen variablen Vergütung jedes Mitglieds der Geschäftsleitung herangezogen werden, wie Chambers weiter schreibt.

Obwohl Leonteq mit 500 Mitarbeitenden als Finanzboutique durchgeht, verfügt sie über ein Vergütungssystem, das mit jenen von Grosskonzernen locker mithalten kann. So setzt sich die Entschädigung der GL-Mitglieder im Kern aus dem Fixlohn sowie zwei Bonusprogrammen zusammen – einem kurzfristigen und einem langfristigen Programm. Diese basieren auf Multiplikatoren, die den Boni einen Kick nach oben verleihen können.

Diese sogenannten «maximalen Opportunitäts-Multiplikatoren» wurden nun reduziert. Je nach Funktion des Geschäftsleitungsmitglieds betragen sie neu das 0,7- bis 1,4-Fache des Basissalärs (bisher das Ein- bis Zweifache). Dadurch reduziert sich unter dem Strich die maximale Gesamtvergütung für 2026 gegenüber dem Vorjahr um 39 Prozent auf acht Millionen Franken – darin ist der Effekt durch die Verkleinerung der Geschäftsleitung enthalten.

MEHR ZUM THEMA


Nach Ohrfeige der Aktionäre: Leonteq verkleinert Geschäftsleitung

Das Zürcher Derivatehaus Leonteq verkleinert die Geschäftsleitung auf noch fünf Mitglieder. Eine Reaktion auf die spektakuläre Ablehnung der Vergütungsvorschläge?
8. Mai 2025

Eklat bei Leonteq: Grossaktionäre fahren dem Verwaltungsrat in die Parade

Raiffeisen und Rainer-Marc Frey bringen mit eigenen Anträgen den Verwaltungsrat in Verlegenheit. Mitgründer Lukas Ruflin muss Kandidatur unter Druck zurückziehen.
14. Februar 2025

Derivate-Boutique Leonteq wird durchgeschüttelt

Für die Zürcher Finanzboutique war 2024 ein Jahr zum Abschreiben. Sinkende Margen, ein Finma-Verfahren und Sparübungen zehren an der Substanz. Ein neuer Chef soll die Wende bringen.
6. Februar 2025

«Schwere Verstösse»: Finma knöpft Leonteq 9,3 Millionen Franken ab

Die Aufsichtsbehörde geht hart mit der Zürcher Derivateschmiede ins Gericht. Sie setzt eine Prüfbeauftragte ein und zieht Gewinne von fast 10 Millionen Franken ein. Das hat Folgen für die Gewinnprognose 2024.
12. Dezember 2024