Limited Qualified Investor Funds gehen an den Start
Der Bund hat erstmals Daten zur neuen Fondskategorie veröffentlicht. Die ersten fünf Produkte stammen von einer bekannten Zürcher Hedgefonds-Boutique und von Cannabis-Spezialisten.
17. September 2024 • Beat Schmid

Still und leise hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen eine Liste mit den ersten in der Schweiz bewilligten L-QIF-Fonds aufgeschaltet. Zur Erinnerung: Dabei handelt es sich um eine neue Kategorie von kollektiven Kapitalanlagen, die ohne Bewilligung oder Genehmigung der Finma vertrieben werden dürfen.

Obwohl keine Bewilligung der Finma erforderlich ist, sind die Vermögensverwaltungsgesellschaften verpflichtet, dem Bund detaillierte Informationen über die neu lancierten Produkte zu liefern. Ziel ist es, eine Datenbank mit allen verfügbaren L-QIFs aufzubauen. Die ersten L-QIFs wurden nun auf einer SIF-Seite aufgeschaltet.

Konkret handelt es sich um fünf L-QIFs, die alle mit einer ID versehen wurden: Die Nummer L0000000001 bekam der H21 Private Markets Fund. Er wird von Horizon21 verwaltet, der ehemaligen Hedgefonds-Boutique, die von Rainer-Marc Frey gegründet wurde. Horizon21 hat mit dem H21 Strategic Growth noch einen zweiten L-QIF aufgelegt. Zwei weitere L-QIFs kommen aus der Westschweiz, wie die Liste des SIF zeigt.

Doch vor allem der fünfte L-QIF dürfte auf Interesse stossen: der Cannabis Opportunity Fund. Das Vehikel wird von der Zürcher Freigeist Asset Management, einem Multi Family Office in Zürich, gemanagt. Fragen zum Fonds wollte das Unternehmen aus «regulatorischen Gründen» nicht beantworten. Freigeist Asset Management hat übrigens nichts mit der deutschen Freigeist Capital des bekannten Techinvestors Frank Thelen zu tun.

Wie aus öffentlich zugänglichen Informationen hervorgeht, handelt es sich beim Cannabis-L-QIF um ein Duplikat eines aktiv gemanagten Tracker-Zertifikats, das seit 2022 auf dem Markt ist und im Gegensatz zum L-QIF auch für Privatanleger zugänglich ist. Da institutionelle Anleger wie Pensionskassen Zertifikate eher meiden, dürfte Freigeist mit dem L-QIF vor allem auf diese Profiklientel abzielen. L-QIF steht für Limited Qualified Investor Funds sind, wie der Name sagt, speziell für Profianleger entwickelt worden.

In den Werbematerialien des Trackers wird Cannabis als «einzigartige Wachstumsstory» bezeichnet. «Die schnell wachsende Cannabisindustrie bietet eine äusserst attraktive Investitionsmöglichkeit», heisst es auf der eigens eingerichteten Website. Angesichts gelockerter Gesetze und einer «sich wandelnden öffentlichen Wahrnehmung» biete die Cannabisbranche Anlegern eine «einzigartige Gelegenheit», frühzeitig in einen «aufstrebenden und schnell wachsenden Markt» einzusteigen.

Die Performance des Tackers ist allerdings wenig berauschend. Seit der Lancierung im Sommer 2022 hat sich der Wert halbiert (-48 Prozent). Der Basket enthält die Titel Ascend Wellness, Curaleaf, Cresco Labs, Green Thumb Industries, Columbia Care und Verano. Die meisten dieser Aktien erreichten im Herbst 2021 ihren Höchststand. Ohne den hohen Cash-Anteil des Trackers wäre der Taucher noch grösser.

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