High Flyers
Nach der Corona-Krise heben so viele die Privatjets ab wie nie zuvor. Wie eine neue Studie von Greenpeace zeigt, ist Genf eine besonders beliebte Destination in Europa. Auch Zürich ist unter den Top Ten.
1. Oktober 2024 • Beat Schmid

Superreiche fliegen besonders gerne nach Genf. Im europäischen Vergleich landeten letztes Jahr am Flughafen Genf am zweitmeisten Privatjets. Spitzenreiter war Nizza. Dies ergab eine Auswertung europäischer Flugdaten im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace, die ein Verbot von Privatjets fordert.

Wie die Studie zeigt, landeten im vergangenen Jahr 14'937 Privatjets in Genf. Das sind durchschnittlich gut 40 Maschinen pro Tag. Damit ist Genf nach Nizza der am zweithäufigsten angeflogene Flughafen Europas. Die meisten Flüge kamen aus Frankreich (4604), Grossbritannien (1953) und Italien (1719).

Die meisten Privatjets kamen vom Flughafen Paris Le Bourget nach Genf, gefolgt von Nizza und dem Londoner Flughafen Farnborough. Die Strecke Le Bourget - Genf ist mit 1420 Flügen die beliebteste in Europa. Die Zahlen wurden vom deutschen Forschungsinstitut T3 Transportation Think Tank erhoben, wie es in einer Medienmitteilung heisst. T3 hat insgesamt 45 europäische Destinationen untersucht.

Rund 42,6 Prozent der insgesamt 117'965 Flüge fanden in der Sommerferienzeit vom 1. Juni bis 30. September statt. Dies deutet laut Greenpeace darauf hin, dass nicht nur Geschäftsreisende, sondern auch Luxusferienreisende Privatjets benutzten. Insgesamt stiessen die Privatmaschinen 526’071 Tonnen CO2 aus.

Gemäss der Umweltorganisation entspricht dies dem jährlichen Ausstoss von 350’000 fossil betriebenen Autos. Auf der Strecke Le Bourget - Genf werden pro Flug durchschnittlich zwei Tonnen Kohlendioxid ausgestossen. Privatjets stossen je nach Typ bis zu neunmal mehr CO2 pro Sitzplatz aus als ein typisches Verkehrsflugzeug.

Die Schweizer Flughäfen sind nicht nur als Destinationen beliebt. Auch bei den Abflügen gehören Genf und Zürich zu den Topadressen. Die meisten Privatjets starteten in Paris-Le Bourget (5112). Es folgen Nizza, Mailand, London Farnborough, gefolgt von Genf (2868) und Zürich (2246). Die deutschen Grossstädte gehören hingegen nicht zu den Top-Destinationen: Von München, Berlin Brandenburg und Hamburg hoben zusammen 2378 Privatjets ab.

Das Privatjet-Business erlebt sei vielen Jahren einen Boom. In den vergangenen 20 Jahren hat sich weltweit die Zahl der Privatjets mehr als verdoppelt. 2023 hoben weltweit so viele private Flugzeuge ab wie nie zuvor.

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