Ex-UBS-Konzernchef Ralph Hamers hat eine neue Beschäftigung gefunden. Der in Zug lebende Niederländer ist beim Wealth-Tech-Unternehmen Arta Finance eingestiegen. Dieses wurde 2021 im Silicon Valley von ehemaligen Google-Mitarbeitern gegründet.
Wie Arta Finance in einer Mitteilung schreibt, wird Hamers als externer Senior Advisor für das Start-up tätig sein. In der Medienmitteilung schreibt Arta Finance: «We’re thrilled to announce that Ralph Hamers, former CEO of UBS and ING, has joined Arta Finance as an external advisor and angel investor.»
Arta Finance versteht sich als eine App, die Family-Office-Dienstleistungen für ein breiteres Publikum anbieten will. Das Unternehmen positioniert sich zwischen Low-Cost-Brokern, die Privatanlegern den kommissionsfreien Handel auf Apps ermöglichen, und Private-Banking-Angeboten von Banken, die für Kunden ab einem Vermögen von zehn Millionen Dollar zugänglich sind. Screenshots der App lassen vermuten, was damit gemeint ist: Untern anderem ist da von Private Equity, Quant Strategien und Venture Capital die Rede.
Die Gesellschaft bietet ihre Dienstleistungen sogenannten akkreditierten Investoren an. Dabei handelt es sich um erfahrene Investoren, die gemäss Definition der US-Börsenaufsicht SEC über ein frei investierbares Vermögen von mindestens einer Million Dollar und ein Jahresgehalt von 200’000 Dollar verfügen.
Arta Finance ist das erste Engagement, das Hamers nach seinem abrupten Abgang bei der UBS im März 2023 öffentlich macht. Der Niederländer hat sich auch an der Firma beteiligt. Damit gehört er zu einem exklusiven Club von rund 100 bekannten und weniger bekannten Silicon-Valley-Grössen. Zu den Early-Stage-Investoren gehört laut Website unter anderem Ex-Google-CEO Eric Schmidt oder Mastercard-Chef Michael Miebach.
Dieses Umfeld scheint Hamers zu liegen, dem der Ruf eines Google-Bankers vorauseilte, als er als CEO bei der UBS anheuerte. Er holte IT-Kompetenz in die Konzernleitung und wollte das US-Fintech Wealthfront übernehmen. Doch der Verwaltungsrat machte ihm einen Strich durch die Rechnung und liess die 1,4 Milliarden Dollar teure Übernahme platzen, nachdem bereits ein Übernahmevertrag unterzeichnet worden war.
Hamers sagt zu seinem Engagement bei Arta Finance: «Ein zentraler Schwerpunkt meiner Führungsarbeit war die Digitalisierung bestehender Unternehmen und die Integration von Front-to-Back-Technologie, um die Effizienz zu steigern und das Leben von Kunden und Kollegen zu erleichtern.» Dies erfordere oft grosse und mehrjährige Veränderungen in etablierten Organisationen. Bei Arta sieht er die «riesige Chance», dass unglaublich kluge Leute eine Plattform aufbauen, die einen Platz unter den weltweit führenden Vermögensverwaltern einnehmen kann.
Hamers soll bei der Expansion nach Singapur helfen
Arta Finance wurde Caesar Sengupta und sieben weiteren Google-Leuten gegründet. Derzeit expandiert das Unternehmen nach Asien, einschliesslich Indien, dem Heimatland von Sengupta und anderen Arta-Mitarbeitern. «Indien wird riesig», sagte Sengupta in einem Interview. Zunächst aber steht Singapur aus dem Plan. Hamers Fachwissen soll bei internationalen Expansion über Singapur eine wichtige Rolle spielen, heisst es bei Arta.
Bislang ist Arta Finance allerdings eine Black Box. Zahlen zu verwalteten Vermögen, Erträgen und Margen gibt es nicht.
Diese Woche wurde bekannt, dass die niederländische Staatsanwaltschaft bis Ende des Jahres entscheiden wird, wie sie in der Geldwäscherei-Affäre um den ehemaligen UBS-Chef weiter vorgeht. Sie kann Anklage gegen Hamers erheben, was für den Holländer der Worst Case wäre. Sie kann das Verfahren einstellen und ihn damit entlasten, oder sie kann ihre Entscheidung hinauszögern und das Gericht um eine Verlängerung bitten. Ende 2020 platzte die Bombe, als bekannt wurde, dass die Strafverfolgungsbehörden den ehemaligen ING-Chef persönlich ins Visier genommen hatten.