Tech
Die US-Retailbanking-Behörde stellt Regeln auf, die den Wettbewerb fördern und Sparern helfen sollen, Bankkonten mit Apps zu verknüpfen. Bankenlobby kündigt Widerstand an. Schweiz setzt auf Freiwilligkeit.
23. Oktober 2024 • Beat Schmid

Die oberste US-Aufsichtsbehörde für das Retailbanking hat ihre Open-Banking-Regeln fertiggestellt. Sie sollen es Kunden erleichtern, ihre Bankkonten mit Finanzanwendungen von Drittanbietern zu verknüpfen. Das Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) erhofft sich davon mehr Wettbewerb in einem Markt mit mehr als 4000 Bankinstituten.

«Zu viele Amerikaner sind in Finanzprodukten mit miserablen Gebühren und Dienstleistungen gefangen», sagte CFPB-Direktor Rohit Chopra. «Der heutige Schritt wird den Menschen mehr Macht geben, um bessere Preise und Dienstleistungen für Bankkonten, Kreditkarten und mehr zu erhalten.»

Die CFPB arbeitet seit acht Jahren an der Reform der sogenannten «Section 1033» des Consumer Financial Protection Act, ein Gesetz, das bereits 2010 eingeführt wurde und als Meilenstein gilt. «Die Regulierung wird den Wettbewerb ankurbeln, indem sie den Menschen mehr Freiheit gibt, die Bank oder den Anbieter zu wechseln und sich das beste Angebot zu suchen. Diese grössere Auswahl wird Finanzinstituten einen Anreiz bieten, bessere Produkte anzubieten, die ihnen helfen, neue Kunden zu gewinnen und alte zu halten», schreibt die Behörde.

Die neuen Regeln sollen spätestens ab April 2030 für alle Finanzinstitute gelten. Für Grossbanken gelten die Regeln bereits ab April 2026.

Die Öffnung der CFPB stösst auf heftigen Widerstand. Die mächtige Lobbyorganisation Bank Policy Institute hat bereits eine Klage angekündigt. Sie will die Regulierung mit dem Argument torpedieren, dass die Sicherheit der Kundendaten gefährdet sei. «Wenn wir nicht registrieren, werden Technologiefirmen, die wenig oder gar keiner Aufsicht unterliegen, Zugang zu sehr sensiblen Informationen wie Kontoständen und Zahlungsströmen von Kunden haben», sagte Greg Baer, Direktor des Bank Policy Institute, das die Regulierung anficht.

In der Schweiz gibt es noch keine spezifische Gesetzgebung, die Banken dazu verpflichtet, ihre Schnittstellen für Drittanbieter zu öffnen, wie dies in der EU mit PSD2 der Fall ist. Der Austausch erfolgt auf freiwilliger Basis und ist in einem Memorandum of Understanding zusammengefasst. In diesem Dokument haben mehrere Banken ihre Absicht festgehalten, die Einführung «initialer Multibanking-Angebote» für Privatpersonen zu ermöglichen.

MEHR ZUM THEMA


«Den Schweizer Bankenmarkt verändern»: Revolut startet Personalsuche für Schweizer Niederlassung

Das Überfintech aus London schreibt die ersten Stellen für seine Schweizer Niederlassung aus. Darunter sind Jobs in den Bereichen Compliance, Marketing, Strategie und Operations sowie Geldwäschereibekämpfung.
27. August 2024

Pando, Helvengo, Coop Finance+: Die Leiden der Fintechs und die Ungeduld der Investoren

Der schnelle Erfolg stellt sich meist nicht ein. Wer im Finanzgeschäft nachhaltig erfolgreich sein will, braucht einen langen Atem.
13. August 2024