Durchsichtiges Übernahmeangebot
Eine Investorengruppe will das Spital Wetzikon für 5 Millionen Franken kaufen. Es ist der allzu offensichtliche Versuch, aus einer Krisensituation Kapital zu schlagen.
30. Mai 2025 • Beat Schmid

Die GZO AG Spital Wetzikon gehört zwölf Gemeinden im Zürcher Oberland. In den nächsten Wochen wird die Stimmbevölkerung an Gemeindeversammlungen und Urabstimmungen über einen Sanierungsplan befinden, der unter anderem eine Kapitalerhöhung von 50 Millionen Franken vorsieht. Für die kleine Gemeinde Seegräben bedeutet das, Steuergelder in der Höhe von über 675’000 Franken lockerzumachen. Für Wetzikon, die Standortgemeinde des Spitals, sind es 12,75 Millionen.

Niemand sagt gerne Ja zu einer Kapitalerhöhung. Hier kommt nun der bekannte Investor Gregor Greber mit anderen Investoren ins Spiel. Sie haben diese Woche einen alternativen Vorschlag gemacht und wollen das Spital übernehmen. Für diese Aktion haben sie vor wenigen Wochen die Basler Evolva Holding AG übernommen, eine börsenkotierte Gesellschaft, die keine operative Tätigkeit mehr ausübt, sondern nur noch eine Hülle ist.

Manch ein Steuerzahler könnte jetzt sagen: Weg mit Schaden! Soll sich jemand anders mit dem Spital herumschlagen, das uns in den letzten Jahren so viel Ärger bereitet hat, das letztes Jahr in eine akute Krise kam und einen Sachwalter bekam. Schlimm ist die Krise für lokale Handwerker, die für einen Erweiterungsbau angeheuert wurden. Sie blieben plötzlich auf ihren Forderungen sitzen.

Greber witterte ein gutes Geschäft

Doch Gregor Greber schien ein gutes Geschäft zu wittern. Weil die Zürcher Regierung nicht mehr bereit war, eine Garantie abzugeben, rauschte eine GZO-Anleihe über 170 Millionen Franken in die Tiefe. Greber sah eine Opportunität und kaufte zu. Er rief die sogenannte GZO Creditor Group ins Leben und engagierte die Zürcher Agentur Dynamics Group, um sich medial Gehör zu verschaffen und den Verwaltungsrat unter Druck zu setzen – immer mit dem Ziel vor Augen, einen möglichst hohen Rückkaufpreis herauszuholen.

Die Dinge nahmen ihren Lauf. Greber schaffte es, als Beobachter die Geschäfte des Verwaltungsrats zu verfolgen. Doch inhaltlich erreichte er nichts. Die Spitalgruppe erarbeitete einen Sanierungsplan, der sowohl einen Haircut bei den Anleihen-Gläubigern und anderen Darlehensgebern wie Postfinance als auch eine Kapitalerhöhung vorsieht. Mit dem Sanierungsplan soll die Bilanz wieder auf gesunde Beine gestellt werden, damit das Spital für die nächsten Jahre weiter funktionieren kann.

Der Haircut bei der Anleihe soll dabei zwischen 65 und 70 Prozent liegen, wie aus dem Sanierungsplan hervorgeht. Für Greber ist das ungünstig, weil er dann einen Verlust einfahren wird. Er kaufte die Papiere zu einem höheren Preis. Er müsste sich somit mehrere Millionen ans Bein streichen.

Evolva kommt ins Spiel

Jetzt, nur wenige Tage vor den ersten Gemeindeversammlungen, kommt die Evolva ins Spiel. In der Medienmitteilung, in der die Gesellschaft ihr Kaufinteresse über 5 Millionen Franken signalisiert, steht auch, dass es keinen Haircut für die Gläubiger geben wird. «Auf der Grundlage der aktuellen Bewertungen schätzt Evolva, dass die Gläubiger einen Wert von über 60 Prozent am ersten Tag realisieren könnten, mit der Möglichkeit einer vollständigen Rückzahlung im Laufe der Zeit.» Kommt es so, würde die Gläubigergruppe den Jackpot knacken. Mit dem Gewinn beschaffen sie sich die Mittel, das Spital den Gemeinden abzukaufen.

Als Kontaktperson angegeben ist eine Mitarbeiterin der gleichen Zürcher Agentur, die auch für die GZO Creditor Group tätig ist. Die enge Verflechtung zwischen Evolva und der GZO Creditor Group wird jedoch nicht transparent gemacht. In einer Präsentation der Evolva wird unter anderem auch auf die Grundstücke verwiesen, die dem Spital gehören. Insgesamt sind es 58’404 Quadratmeter an bester Lage in Wetzikon.

Land ist Gold wert

Die Flächen sind Gold wert. Wie viel, geht aus dem Sanierungsplan des Spitals hervor. Im «Detailbericht zu Handen GZO-Aktionärsgemeinden» wird der Marktwert der verschiedenen Grundstücke auf 12 bis 17 Millionen Franken geschätzt. Die Schätzung wurde von Wüst Partner erstellt. Den grössten Wert (13,2 Millionen) besitzt eine Brache mit einer Fläche von 13’000 Quadratmetern, die mit Wohnungen bebaut werden könnte. Allein diese Fläche ist somit viel mehr wert als das, was Evolva bereit ist, für den Spitalbetrieb samt Gebäude und Grundstücke zu bezahlen.

Selbst wenn die Gemeinden der Evolva das Spital verkaufen würden, gäbe es für Greber noch ein paar Hürden zu überwinden. Will er die Flächen neu bebauen, braucht es dafür eine Zonenänderung. «Das kann Jahre dauern. Ich bin mir nicht sicher, ob die Interessierten sich darüber im Klaren sind», sagt ein Beamter einer Standortgemeinde.

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