Rückzug aus Brasilien
Die US-Investmentbank soll einen Käufer für die brasilianische Einheit des Wealth-Managers suchen. Ein Deal könnte Bär 180 Millionen einbringen
11. November 2024 • Beat Schmid

Die Zürcher Privatbank will sich von ihrem Brasilien-Geschäft trennen. Wie lokale Medien berichten, soll sie dabei auf die Dienste von Goldman Sachs zurückgreifen. Die Einheit mit rund 200 Mitarbeitenden an den Standorten São Paulo und Rio de Janeiro sei bereits verschiedenen Vermögensverwaltern und Family-Office-Gesellschaften angeboten worden.

Laut der brasilianischen Website Neofeed soll Bär in Brasilien rund 50 Milliarden Reais (8 Milliarden Franken) verwalten. Die Preisvorstellungen sollen zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Reais (120 bis 180 Millionen Franken) liegen.

Vor einem Jahr geriet die Kundenbeziehung zu dem österreichischen Immobilienfinancier René Benko ausser Kontrolle. Julius Bär musste ein riesiges Kreditengagement von über 600 Millionen Franken abschreiben. In der Folge verliessen CEO Philipp Rickenbacher und weitere Spitzenmanager die Bank. Seither versucht die Bank, das verlorene Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Im Januar übernimmt mit Stefan Bollinger ein neuer Chef das Ruder.

Dieser kommt von Goldman Sachs – der Bank also, die nun die Geschäfte in Brasilien verkaufen soll. Julius Bär eröffnete 2005 ein Büro in Brasilien und kaufte später zwei der grössten Family Offices des Landes, GPS und Reliance. Die Bank führte die Unternehmen im Februar 2020 zusammen. Mit Brasilien ist ein anderer Bär-Skandal verbunden. Die Bank führte Konten von Petrobras-Ölmanagern, über die mutmasslich Millionen von Schmiergelder flossen.

Carlos Recoder hat im Januar die Leitung der Region Amerika und Iberien bei Julius Bär übernommen, zu der auch Brasilien gehört. Der brasilianische Wealth Management Markt umfasst Vermögen von umgerechnet 330 Milliarden Franken.

MEHR ZUM THEMA


Tritt Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher bereits 2025 zurück?

Die Luft ist dünn geworden für den Präsidenten der Zürcher Privatbank, der schon nächsten Frühling abtreten könnte.
15. Oktober 2024

Julius Bär tritt mit ihrer Marke neu auch als Immobilienvermittlerin auf

Die Zürcher Privatbank hat es eilig mit der Integration des Immobilienberaters Kuoni Mueller & Partner (KM&P). Der Name ist bereits geändert, ein neuer CEO steht kurz vor der Einsetzung.
5. September 2024

René Benko hinterlässt tiefe Bremsspuren in der Bilanz von Julius Bär

Die Zürcher Privatbank spricht von «wiedergewonnenem Momentum». Doch das Benko-Debakel lastet weiterhin schwer auf der Bank. Julius Bär hat Massnahmen ergriffen, um die Kommunikation mit der Finma zu verbessern.
25. Juli 2024