Die Zürcher Privatbank will sich von ihrem Brasilien-Geschäft trennen. Wie lokale Medien berichten, soll sie dabei auf die Dienste von Goldman Sachs zurückgreifen. Die Einheit mit rund 200 Mitarbeitenden an den Standorten São Paulo und Rio de Janeiro sei bereits verschiedenen Vermögensverwaltern und Family-Office-Gesellschaften angeboten worden.
Laut der brasilianischen Website Neofeed soll Bär in Brasilien rund 50 Milliarden Reais (8 Milliarden Franken) verwalten. Die Preisvorstellungen sollen zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Reais (120 bis 180 Millionen Franken) liegen.
Vor einem Jahr geriet die Kundenbeziehung zu dem österreichischen Immobilienfinancier René Benko ausser Kontrolle. Julius Bär musste ein riesiges Kreditengagement von über 600 Millionen Franken abschreiben. In der Folge verliessen CEO Philipp Rickenbacher und weitere Spitzenmanager die Bank. Seither versucht die Bank, das verlorene Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Im Januar übernimmt mit Stefan Bollinger ein neuer Chef das Ruder.
Dieser kommt von Goldman Sachs – der Bank also, die nun die Geschäfte in Brasilien verkaufen soll. Julius Bär eröffnete 2005 ein Büro in Brasilien und kaufte später zwei der grössten Family Offices des Landes, GPS und Reliance. Die Bank führte die Unternehmen im Februar 2020 zusammen. Mit Brasilien ist ein anderer Bär-Skandal verbunden. Die Bank führte Konten von Petrobras-Ölmanagern, über die mutmasslich Millionen von Schmiergelder flossen.
Carlos Recoder hat im Januar die Leitung der Region Amerika und Iberien bei Julius Bär übernommen, zu der auch Brasilien gehört. Der brasilianische Wealth Management Markt umfasst Vermögen von umgerechnet 330 Milliarden Franken.