Die grossen Versicherungskonzerne können die Kosten für Klimaschäden kaum decken. Laut einer Studie von Insure Our Future haben die weltweit grössten Versicherer klimabedingte Verluste in Höhe von 10,6 Milliarden Dollar erlitten. Das ist nur knapp weniger als die 11,3 Milliarden Dollar, die die Konzerne im Jahr 2023 an direkten Prämien von ihren Kunden aus dem fossilen Brennstoffsektor gezeichnet haben.
Von den 28 im Bericht untersuchten Versicherern fahren mehr als die Hälfte sogar klimabedingte Verluste auf ihren Büchern ein. Für sie sind die Schäden höher als die Prämieneinnahmen aus Kohle, Öl und Gas, schreibt Insure Our Future in dem Bericht.
Im Durchschnitt machen die Prämien für fossile Brennstoffe weniger als 2 Prozent der Gesamtprämien aus, was die Frage aufwirft, warum die Versicherer ihren immensen Einfluss nicht nutzen, um die anderen 98 Prozent ihres Geschäfts vor den steigenden Klimarisiken zu schützen, heisst es im Bericht. Für Insure Our Future ist klar, dass Versicherungsnehmer ausserhalb des fossilen Sektors für die Klimaschäden zur Kasse geben werden.
Insure Our Future ist ein Netzwerk von Umweltorganisationen, dem unter anderem das Rainforest Action Network, Greenpeace, Urgewald und die Schweizer Campax angehören. Durchgeführt wurde die Studie von SEO Amsterdam Economics.
Demnach war der Klimawandel in den letzten zwei Jahrzehnten für rund 600 Milliarden US-Dollar oder mehr als 33 Prozent der weltweit versicherten wetterbedingten Schäden verantwortlich. Der Anteil der klimabedingten Schäden an allen versicherten Unwetterschäden ist in den letzten zehn Jahren von durchschnittlich 31 auf 38 Prozent gestiegen.
Diese Zahlen widersprächen den Einschätzungen von Versicherern wie der Swiss Re, die immer wieder betonten, dass «die Klimakrise bisher nur minimal zum Anstieg der versicherten Kosten beiträgt», schreibt Campax in einer Stellungnahme. «Die neue Studie zeigt damit, dass die Klimakrise bereits seit zwei Jahrzehnten immense volkswirtschaftliche Schäden verursacht und verdeutlicht, welch grosse Bedrohung sie gerade auch für die Versicherungswirtschaft darstellt.»
Die Versicherungsbranche selbst hat vor steigenden Kosten gewarnt. Die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen werden 2024 voraussichtlich 135 Milliarden Dollar übersteigen, teilte die Swiss Re kürzlich mit. Das ist das fünfte Jahr in Folge, in dem die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen die 100-Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten werden.
Laut Insure our Future soll der «Preis für das Klima» die Unternehmen dazu bewegen, den Ausbau von fossilen Brennstoff-Projekten nicht mehr zu versichern und ihr Geschäft auf den 1,5-Grad-Erwärmungspfad auszurichten.
Der Bericht vergleicht auch die Klimarichtlinien der 30 grössten internationalen Sach- und Haftpflichtversicherer. Dabei befinden sich die beiden Schweizer Gesellschaften Zurich und Swiss Re unter den besten. Sie belegen in diesem Jahr die Plätze 3 und 4. Sie erhalten für ihre Klimarichtlinien nur 5,4 beziehungsweise 5,1 von 10 möglichen Punkten. Laut Campax ist also «noch viel Luft nach oben».