Der abtretende Raiffeisen-Chef Heinz Huber war ein Bremser (Bild). Das zeigte sich nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse. Durch das Verschwinden der CS wurde Raiffeisen plötzlich zur zweitgrössten Bankengruppe der Schweiz. Im Gegensatz zur CS hat sie aber ein sehr überschaubares Firmenkundengeschäft.
Statt in die entstandene Lücke zu springen, trat Huber auf die Bremse. Als klar wurde, dass die UBS das wichtige Schweizer Geschäft der Credit Suisse voll integrieren würde, sagte er in einem Interview im September 2023, er sehe nicht ein, warum «wir uns neu positionieren müssen». Die Werte von Raiffeisen hätten sich bewährt.
Nein sagte er zu allem: zum Ausbau des Kreditgeschäfts und zum Einstieg in die Exportfinanzierung. «Das würde unser Geschäftsmodell viel komplexer machen, das wollen wir nicht», sagte er. Auch die Übernahme des Lead bei syndizierten Krediten war für ihn keine Option: «Wir wollen keine Lead-Bank bei syndizierten Großkrediten sein».
Die Unternehmen zahlen den Preis für die staatlich orchestrierte Wettbewerbsverschlechterung
Das Schweizer Firmenkundengeschäft der Credit Suisse fehlt der Schweiz. Weil der Wettbewerb in wichtigen Segmenten erlahmt ist, verschlechtern sich die Konditionen. Das hat die Weko nachgewiesen. Geschehen ist bisher nichts, man nimmt es hin. Den Preis für die staatlich orchestrierte Wettbewerbsverschlechterung müssen die Unternehmen bezahlen.
Vor diesem Hintergrund ist der Abgang des Bremsers Huber eine Chance. Der neue Raiffeisen-Chef sollte aus dem Firmenkundengeschäft kommen. Und er sollte den Ehrgeiz haben, das Firmenkundengeschäft auszubauen – mit Weitsicht und Augenmass.
Bei Gewerbebetrieben und kleineren KMU ist die Bank bereits stark. Bei den ganz Grossen spielt der Wettbewerb dank internationaler Konkurrenz. Am grössten ist die Lücke im mittleren Segment, also bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde Franken.
Der Raiffeisen-Verwaltungsrat hat die Suche nach einem Nachfolger für Heinz Huber bereits eingeleitet. Es gibt mehrere Kandidaten innerhalb und ausserhalb der Bank. Ein interner Kandidat ist Roger Reist (Bild), Leiter Firmenkunden, Treasury & Markets, der seit 2020 in der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz sitzt. Er ist sich bewusst, dass «das Verschwinden der CS für den Finanzplatz nicht gut ist», wie er im Sommer sagte. Und er hat den Ehrgeiz, im Firmenkundengeschäft «weiter zu wachsen».
Natürlich gibt es auch externe Kandidatinnen und Kandidaten. Einige davon dürften einen CS-Background haben. Doch ob der Raiffeisen-Verwaltungsrat den Mut aufbringen würde, einen Banker mit einem in der öffentlichen Wahrnehmung toxischen Pedigree anzustellen? Schwer vorstellbar.