Digital Assets Briefing
Warum der Bitcoin 2024 trotz Kursrallye auf über 100’000 Dollar unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Und warum ein ostdeutsches Bundesland mit dem Verkauf von Bitcoins ein ziemlich daneben lag. Diese und weitere überraschende Fakten zum Kryptojahr im Rückblick.
3. Januar 2025 • Werner Grundlehner

Bitcoin-Performance

2024 war Bitcoin auch bei Mainstream-Medien und ausserhalb der Kryptszene ein Dauerthema. Für die älteste Kryptowährung verlief die Kursentwicklung mit einem Plus von 121 Prozent aber «verhalten» – obwohl ein Höchst von deutlich über 100’000 Dollar erklommen wurde. In den vergangenen 15 Jahren zeigte die Kryptowährung in acht Jahren eine bessere Performance. 2013 betrug die Avance 5507 Prozent und im Jahr 2017 1331 Prozent.

Das Jahr der Memecoins

Nach Berechnungen von Coingecko waren sieben von zehn der besten Krypto-Assets im vergangenen Jahr Memecoins. Diese «Scherz-Währungen» sind meist nur eine kurzlebige Modeerscheinung oder ein Jux, haben keinen oder nur einen bescheidenen Nutzen, basieren jedoch auch auf einer Blockchain. Der Doge- und der Shiba-Inu-Coin sind wahrscheinlich die bekanntesten Meme-Coins. Sie schafften es 2024 aber nicht unter die besten Zehn. Mit einem Plus von fast 15'000 und über 10'000 Prozent brillierten die Coins Brett sowie Popcat. Der beste Performer war jedoch der AI-Coin Virtuals Protocol (+23'000 Prozent).

ETF

Ein Grund für die steigenden Aufmerksamkeit für Kryptowährungen war die Zulassung von 11 börsenkotierten Indexfonds (ETF, Exchange Traded Fonds), die den Kassakurs des Bitcoins abbilden, in den Vereinigten Staaten. Das Anlegerinteresse war riesig. Besonders erfolgreich war der BlackRock iShares Bitcoin Trust, kurz IBIT, der bis zum Jahresende eine Marktkapitalisierung von 51 Milliarden Dollar erreichte. Damit legte der IBIT den erfolgreichsten ETF-Start der Geschichte hin.

Ende Juli liess die US-Börsenaufsicht acht ETF auf den Ether, dem Coin der Ethereum-Blockchain zu. Diese Produkte erreichten erwartungsgemäss das Volumen der «Bitcoin-Brüder» nicht.

Halving

Ein weiterer «Kurstreiber» war das vierte Halving. Am 20. April fand, wie im System vorgesehen, die Reduzierung (Halbierung) der Belohnung der Miner für die Validierung eines Blocks statt. Die erwartete Rally blieb anschliessend aber vorerst aus, der Markt hatte diese bereits vorweggenommen.

Sachsen handelt unglücklich

Milliarden vergab das deutsche Bundesland Sachsen. Im Zuge einer Ermittlung gegen eine Video-Streaming-Plattform hatte das Land 50’000 Bitcoin beschlagnahmt. Während andere Länder sich überlegen, eine strategisch Bitcoin-Reserve anzulegen, verkaufte Sachsen den Bestand unmittelbar. Der Kurs betrug zum Verkaufszeitpunkt rund 52'000 Dollar, stieg bis Ende Jahr auf 93'000 Dollar. Es wurden demnach bisher rund 2 Milliarden Dollar «verschenkt».

Ein europäisches Regelwerk

Im April 2023 verabschiedete die EU die Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCA), den ersten umfassenden Regulierungsrahmen für Kryptowährungen und sonstige Kryptowerte. Die Verordnung trat 2024 schrittweise in Kraft. Ziel der Verordnung ist ein hohes Niveau an Verbraucherschutz am Krypto-Markt und die Schaffung neuer Eingriffsbefugnisse der Aufsichtsbehörden.

Bitcoin wird Wahlkampfthema

Als die Demokraten ihre Ablehnung gegen digitale Währungen ablegten, war es zu spät. Donald Trump hatte im US-Wahlkampf die Krypto-Gemeinde – meist junge Männer – bereits früh um sich geschart. Mit einem Auftritt an einer Bitcoin-Convention und Versprechen – etwa das Bitcoin-Mining nach Amerika zu holen oder eine strategische Reserve zu bilden – bekam viel Goodwill. Ob er seine Versprechungen auch umsetzt, zeigt sich ab Januar.

Der Krypto-Feind tritt ab

Gary Gensler wird am 20. Januar 2025 offiziell als Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC zurücktreten. Angekündigt hatte er diesen Schritt wenige Tage nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Dieser hatte angekündigt, Gensler an seinem ersten Tag im Amt zu entlassen. Trump hat Paul Atkins, einen erfahrenen, kryptofreundlichen Experten für die Regulierung digitaler Vermögenswerte, als Nachfolger nominiert. Unter der neuen Führung könnte die SEC die meisten Altcoins nicht mehr als Wertpapiere einstufen und den rechtlichen Druck auf Unternehmen in diesem Sektor verringern.

Comeback von Ripple

Zum Ende des Jahres zeigte Ripple (XRP), dass man den Coin noch lange nicht abschreiben soll – und legte kräftig an Wert zu. Nach dem Sieg von Ripple im Rechtsstreit mit der US-Börsenaufsicht SEC startete das Unternehmen eine Reihe neuer Projekte, von denen das bemerkenswerteste die Einführung eines eigenen Stablecoins war. Derzeit kursieren Gerüchte über die mögliche Zulassung eines XRP-ETF im nächsten Jahr.

MicroStrategy reitet die Bitcoin-Welle

Das von Michael Saylor gegründete Software-Unternehmen sieht im Stammgeschäft kaum Wachstumsperspektiven und kauft darum seit 2020 systematisch Bitcoin. Saylor kündigte im November 2024 an, dass er in den nächsten drei Jahren 42 Milliarden Dollar in Bitcoin investieren will – 21 Milliarden Dollar will MicroStrategy durch die Ausgabe von festverzinslichen Wertpapieren aufnehmen und 21 Milliarden durch den Verkauf neuer eigener Aktien. Das Unternehmen sitzt Ende Jahr auf einem Bestand von 446’400 Bitcoins, die gemäss MicroStrategy zu einem durchschnittlichen Kaufpreis von 58’219 Dollar erworben wurden, was Gesamtkosten von 23,4 Milliarden Dollar entspricht. Mit einem Plus von über 400 Prozent Plus war MicroStrategy eine der besten US-Aktien 2024 – im Januar soll sie in den Nasdaq-100-Index aufgenommen werden.

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