Ohne öffentliche Ankündigung hat die Swiss Steel Group die Position des Verkaufschefs neu besetzt. Wie auf der Governance-Seite der Unternehmenswebsite ersichtlich ist, ist Sandra Chedal-Anglay seit Januar 2025 Chief Sales Officer (CSO). Zuvor war sie als Vice President der Stainless Steel Division tätig, wie im Kurzporträt auf der Website nachzulesen ist.
Chedal-Anglay bringt 28 Jahre Erfahrung in der Stahlindustrie mit. In ihren bisherigen Rollen bei Swiss Steel habe sie eine entscheidende Rolle bei der Stärkung und strategischen Positionierung der Stainless Steel Division gespielt und zugleich die Entwicklung der Vertriebsorganisation massgeblich vorangetrieben, heisst es weiter.
Nicht mehr erwähnt wird hingegen Patrick Lamarque d’Arrouzat. Er war erst seit Juli 2024 Chief Sales Officer, nachdem er zuvor als Chief Commercial Officer (CCO) für die Divisionen Stainless Steel und Tool Steel tätig gewesen war. Gemäss seinem LinkedIn-Profil befindet er sich seit einem Monat im «Vorruhestand».
In den offiziellen Mitteilungen von Swiss Steel noch auf der Website der Schweizer Börse wurde diese Personalie bisher kommuniziert. Verantwortlich für die Nichtmeldung ist Verwaltungsratspräsident Martin Lindqvist, der diese Rolle kürzlich von Jens Alder übernommen hat.
Wie die SIX auf Anfrage mitteilt, muss ein Emittent den Markt über kursrelevante Tatsachen informieren, die in seinem Tätigkeitsbereich eingetreten sind. Im Jahr 2021 wurden die Regeln insofern gelockert, als es mit Ausnahme von Geschäfts- und Zwischenberichten «keine Tatsachen gibt, deren Bekanntgabe stets als kursrelevant einzustufen ist».
Wie ein Sprecher der SIX Exchange Regulation sagt, stelle nicht jede personelle Veränderung im Verwaltungsrat oder der Geschäftsleitung «per se» eine kursrelevante Tatsache dar. «Emittenten verbleiben jedoch weiterhin verpflichtet, die mögliche Kursrelevanz im konkreten Einzelfall vorgängig zur Bekanntgabe der personellen Änderung vorzunehmen und ihre Informationspflicht zeitgerecht und inhaltlich korrekt zu erfüllen», sagt er weiter. Zum Einzelfall äussert sich die SIX nicht.
Eine Sprecherin von Swiss Steel sagt auf Anfrage: «Nach sorgfältiger Abwägung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die in diesem Fall vorliegenden Umstände keine Ad-hoc-Kommunikation erforderlich machen. Wir halten uns dabei strikt an die geltenden gesetzlichen Vorgaben und stellen sicher, dass alle relevanten Informationen transparent und im Einklang mit den regulatorischen Anforderungen gehandhabt werden.»
Dazu muss man wissen: Die Konzernleitung von Swiss Steel besteht aus nur drei Personen – CEO, CFO und Verkaufschef. Da ist jeder Wechsel wichtig. Der Vertriebschef ist eine der wichtigsten Funktionen im Konzern – gerade in einem Unternehmen, das wie Swiss Steel mit Absatzproblemen zu kämpfen hat.
Turbulente Zeiten bei Swiss Steel
Der Stahlkonzern steckt seit Monaten tief in der Krise. Die Belegschaft des Werks in Emmenbrücke hat vergangene Woche Amag-Erbe und Mehrheitsaktionär Martin Haefner in einem offenen Brief zum Handeln aufgefordert. Er solle bei der Geschäftsleitung intervenieren, um die geplanten Entlassungen zu verhindern.
Trotz eines abgeschlossenen Konsultationsverfahrens hält Swiss Steel an der Reduktion von 130 Stellen bei der Tochtergesellschaft Steeltec fest. Die Zahl der tatsächlichen Kündigungen wird mit 50 beziffert. Der Aktienkurs des Unternehmens fiel vergangene Woche erneut unter die Marke von vier Franken.
Die Belegschaft des Werks, das unter dem Namen Steeltec firmiert, beschloss den offenen Brief während einer Personalversammlung am vergangenen Freitag, wie die Gewerkschaften mitteilten. In dem Schreiben heisst es, die Umstrukturierung müsse und könne ohne Entlassungen durchgeführt werden.
Update: Der Artikel wurde um Stellungnahmen von Swiss Steel und SIX ergänzt.