Nach der Credit Suisse
Der georgische Unternehmer und Ex-Premierminister will die Zürcher Privatbank verklagen. Ivanishvili sieht sich als Opfer einer «politischen Erpressung».
23. Januar 2025 • Beat Schmid

Nach der Credit Suisse will der georgische Milliardär Bidzina Ivanishvili nun auch die Bank Julius Bär verklagen. Der ehemalige Premierminister und Ehrenvorsitzende der Partei Georgischer Traum wirft der Schweizer Bank vor, ihm mit Verweis auf seinen Status als politisch exponierte Person (PEP) mit der Schliessung seiner Konten «gedroht» zu haben.

In einer Medienmitteilung erklärte sein Anwalt Lasha Kalandadze, sein Mandant beabsichtige, «mit Hilfe ausländischer Anwälte rechtliche Schritte gegen Julius Bär einzuleiten und die Bank aufzufordern, ihren Verpflichtungen nachzukommen und Schadenersatz zu leisten».

Wie aus der Mitteilung hervorgeht, soll Ivanishvili nach dem Zerwürfnis mit der Credit Suisse – Affäre Lescaudron – einen Grossteil seines Vermögens zu Julius Bär transferiert haben. Der fast zehn Jahre dauernde, in verschiedenen Jurisdiktionen ausgetragene Rechtsstreit mit der CS wurde 2024 in Singapur mit einer Zahlung von 461 Millionen Dollar beigelegt. Diese Gelder wurden inzwischen überwiesen, wie tippinpoint berichtete. Das Verfahren auf den Bermudas soll im Sommer 2025 letztinstanzlich verhandelt werden, schreibt Ivanishvilis Anwalt.

Die Beziehungen zwischen Ivanishvili und Bär hätten sich vor einem Jahr «radikal» verschlechtert. Der Anwalt wirft der Bank vor, fast sechs Monate lang Kontoinformationen im Zusammenhang mit Investitionen in die drei Hedgefonds CarVal Credit Value Fund III, Promona Capital VIII und TPG Opportunities Partners III zurückgehalten zu haben. Der Milliardär wirft den Managern der Vehikel vor, ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein. Ivanishvili vermutet nun, dass Julius Bär und die Hedgefonds «koordiniert» gegen seine Interessen vorgehen.

US-Sanktionen «falsch» interpretiert

Die Situation habe sich Mitte Dezember 2024 weiter zugespitzt, als Julius Bär ohne Angabe von Gründen gedroht habe, Ivanishvilis Privatkonto aufgrund seines Status als PEP (Politically Exposed Person) zu schliessen, hält der Anwalt in der Mitteilung fest, über die als erstes das Westschweizer Justizportal Gotham City berichtete. Zudem habe die Bank die Ende Dezember verhängten US-Sanktionen gegen Ivanishvili und seine Familie «falsch interpretiert». Tatsächlich seien die Konten des georgischen Milliardärs von den Sanktionen nicht betroffen. Eine Begründung, warum dies der Fall sein sollte, findet sich in der Mitteilung des Anwalts allerdings nicht. Ivanishvili sieht sich als Opfer einer «politischen Erpressung».

Julius Bär schreibt in einer Stellungnahme: «Wir äussern uns aus Prinzip nicht zu angeblichen oder tatsächlichen Kundenangelegenheiten.»

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