Spitzenmandat
Ex-SNB-Chef Thomas Jordan soll als neuer Verwaltungsratspräsident der Privatbank im Gespräch sein. Viel wahrscheinlicher ist, dass ein Ausländer den Posten übernimmt.
24. Februar 2025 • Beat Schmid

Es ist einer der lukrativsten Jobs in der Schweizer Finanzbranche – mit einem Jahreshonorar von über einer Million Franken. Wie die Handelszeitung schreibt, machen Spekulationen die Runde, wonach Thomas Jordan den Posten des Verwaltungsratspräsidenten der Privatbank Julius Bär übernehmen könnte. Es wäre bereits das zweite hochdotierte Mandat, das der ehemalige SNB-Präsident nach seinem Rücktritt annehmen würde – erst letzte Woche wurde er für den Verwaltungsrat des Versicherungskonzerns Zurich vorgeschlagen.

Doch dazu wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht kommen, wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist. «Thomas Jordan wird es nicht. Der neue Verwaltungsratspräsident wird ziemlich sicher aus dem Ausland kommen», sagt eine Quelle.

Wie tippinpoint in Erfahrung bringen konnte, wurde auch UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse fürs Bär-Präsidium angefragt. Doch sie scheint derzeit einfach nicht verfügbar zu sein und will die laufende Migration der Schweizer CS-Kundendaten auf die UBS-Server sauber über die Bühne bringen. Mit dem Abschluss dieser Mammutaufgabe ist nicht vor Ende 2025 zu rechnen.

Bank-Know-how gefragt

Julius Bär braucht nach dem Rücktritt von Romeo Lacher einen Präsidenten, der viel Bank-Know-how mitbringt. Stefan Bollinger ist erst seit wenigen Wochen im Amt und muss sich in die Rolle des CEO erst einarbeiten. Er braucht im Verwaltungsrat einen Sparringspartner, der nicht nur strategische Impulse geben kann, sondern dem CEO auch auf die Finger schauen kann.

Eine Managerin mit einem Hintergrund wie Sabine Keller-Busse wäre deshalb kein schlechter Match für die Privatbank. Ein Notenbanker wie Thomas Jordan hingegen hat sich als ehemaliger Präsident des SNB-Direktoriums zwar einen exzellenten Ruf als Geldtheoretiker erworben. Doch sein Fachgebiet sind Zinspolitik und Preisstabilität – nicht das operative Bankgeschäft. Und anders als sein Vorgänger Philipp Hildebrand war Jordan nie in der Privatwirtschaft tätig.

Ihm fehlt das tiefe Verständnis für die Mechanismen und Dynamiken einer Geschäftsbank. Das Beispiel UBS zeigt zwar, dass ein ehemaliger Notenbanker als Verwaltungsratspräsident funktionieren kann. Axel Weber hatte aber mit Sergio Ermotti einen erfahrenen Banker an seiner Seite, der das operative Geschäft in- und auswendig kannte. Axel Weber konnte mit seinem Bundesbank-Hintergrund kaum strategische Akzente setzen und war vor allem als Redner und Repräsentant gefragt.

MEHR ZUM THEMA


Was am Enforcement-Verfahren gegen Julius Bär seltsam ist

Die Finma geht mit der schärfsten Waffe gegen die Privatbank vor. Schiesst die Behörde übers Ziel hinaus?
18. Februar 2025

Knall bei Bär: Stefan Bollinger wirft zehn Topmanager aus der Konzernleitung

Der neue CEO nimmt die Zügel in die Hand: Alle Regionen fliegen aus der Geschäftsleitung. Sie berichten neu direkt an den CEO. Kostenprogramm nochmals verschärft.
3. Februar 2025

Eine Frau an der Spitze von Julius Bär?

Schon in wenigen Wochen soll der Nachfolger von Romeo Lacher auf dem Präsidentensessel der Privatbank bekannt gegeben werden. Möglicherweise wird es eine Frau.
28. Januar 2025