Julius Bär
Der neue CEO nimmt die Zügel in die Hand: Alle Regionen fliegen aus der Geschäftsleitung. Sie berichten neu direkt an den CEO. Kostenprogramm nochmals verschärft.
3. Februar 2025 • Beat Schmid

Die Privatbank Julius Bär liefert ab, was man von ihr erwartet hatte: Der neue CEO Stefan Bollinger verschlankt die Geschäftsleitung radikal von 15 auf 5 Mitglieder. Damit verschwinden alle Vertreter der Regionen aus der Konzernleitung. Auch andere Funktionen aus dem Bereich «Products and Solutions» wie Customer Experience oder der Chief Investment Officer sind nicht mehr dabei. Auch das HR ist nicht mehr in der Konzernleitung vertreten.

Die GL besteht noch aus den Kernfunktionen mit CEO Stefan Bollinger, CEO-Stellvertreter und COO Nic Dreckmann, Chief Risk Officer Oliver Bartholet, CFO Evie Kostakis und General Counsel Christoph Hiestand. «In der Geschäftsleitung übernimmt der CEO die direkte Verantwortung für alle ertragsgenerierenden Aktivitäten und für das Frontgeschäft, wobei die Leiter der Regionen und der Bereiche Markets sowie Investment & Wealth Management Solutions direkt an den CEO berichten», heisst es in Medienmitteilung zu den Jahresergebnissen.

Damit dreht Bollinger das Rad zurück. Sein Vorgänger Philipp Rickenbacher stockte während der Benko-Wirren im Oktober 2023 die oberste operative Führungsebene von 10 auf 15 Mitglieder auf. Die Veränderungen in der Regionalstruktur ermöglichten es, «näher an den Kunden und ihren Bedürfnissen zu sein und damit das Wachstum der Gruppe zu beschleunigen», hiess es damals.

Auch bei den Kosten setzt der neue CEO wie erwartet den Rotstift an. Das seit 2023 geltende Sparziel wird erhöht. Weil die bereinigte Cost/Income Ratio trotz «erheblicher Einsparungen» immer noch «unbefriedigend» und «weit vom ursprünglichen Ziel» von unter 64 Prozent im Jahr 2025 entfernt sei, «wurde beschlossen, das laufende Kostenprogramm 2023-2025 zu erweitern – mit dem Ziel, bis Ende 2025 auf Run-Rate-Basis weitere Bruttoeinsparungen von 110 Millionen Franken bei Sach- und Personalkosten zu erzielen».

Die Bank schätzt die Kosten der Massnahmen auf 55 Millionen Franken, die voraussichtlich im Jahr 2025 verbucht werden. Eine konkrete Zahl, wie viele Stellen vom Abbau betroffen sein werden, nannte die Bank nicht. In Medienberichten war von mehreren hundert Stellen die Rede.

Operativ kam die Bank im abgelaufenen Jahr kaum vom Fleck. Zwar stiegen die verwalteten Vermögen (AuM) um 70 Milliarden Franken (+16%) auf 497 Milliarden Franken. Bereinigt um die Abschreibung im Zusammenhang mit René Benko stieg der Betriebsertrag lediglich um 1 Prozent. Die Bruttomarge verringerte sich um 83 Basispunkte gegenüber einer zugrunde liegenden Bruttomarge von 88 Basispunkten im Jahr 2023.

Trotz Sparprogramm sanken die Kosten im angelaufenen Jahr um 3 Prozent auf 2,8 Milliarden Franken. Haupttreiber waren die um 5 Prozent gestiegenen Personalkosten. Dank Steuereffekten belief sich der Reingewinn auf 1,02 Milliarden Franken. 2024 hatte er bei 454 Millionen Franken gelegen, 2023 bei 950 Millionen Franken. Das Unternehmen beantragt die Ausschüttung einer unveränderten ordentlichen Dividende von 2.60 Franken pro Aktie.

Ergebnis vor einem Jahr «noch nicht absehbar»

In seiner ersten Stellungnahme als CEO von Julius Bär sagt Stefan Bollinger: «Meine ersten Wochen bei Julius Bär haben alle meine Beweggründe für die Übernahme der CEO-Funktion bestätigt und mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass das Unternehmen über eine einzigartige Positionierung verfügt.» Julius Bär verfüge über «ein starkes Fundament und alle Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein». Das Jahresergebnis, das vor einem Jahr «noch nicht absehbar» gewesen sei, bestätige dies. «Aufbauend auf den historischen Stärken von Julius Bär ist dies eine solide Ausgangslage, um die Herausforderungen sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Kostenseite anzugehen», so der Bär-Chef.

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