Nach dem Rücktritt von Romeo Lacher hat sich das Personalkarussell bei Julius Bär in Bewegung gesetzt. Bereits Mitte März will die Privatbank mit der Einladung zur Generalversammlung den Namen des neuen Präsidenten bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass der Kandidat bereits feststeht und nur die formelle Entscheidung des Verwaltungsrates noch aussteht.
Einige Namen kursieren bereits. Die Handelszeitung brachte Ex-UBS-Chef Ralph Hamers ins Spiel. Inside Paradeplatz nannte Beatriz Sanchez, Chairwoman Americas von Bär. Wer auch immer es wird: Der neue Verwaltungsratspräsident sollte eine Person sein, die zum frisch gebackenen CEO Stefan Bollinger passt. Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker hat seinen neuen Job vor weniger als drei Wochen angetreten.
Als Co-Chef des Wealth Managements in Europa bei der Wall-Street-Bank kennt er das Kundengeschäft aus dem Effeff. Weniger vertraut ist er mit dem eigentlichen Betrieb einer Bank, dem Maschinenraum, dem Risikorahmen oder den Compliance-Prozessen. «Bei Goldman Sachs musste er sich nicht darum kümmern, da war fast alles vorgegeben», sagt eine Quelle. Bei Bär ist das anders. Dort ist es sein Job, den Überblick zu behalten, Vorgaben zu machen und zu entscheiden.
Deshalb wäre es für die Bank wichtig, jemanden an der Spitze des Aufsichtsgremiums zu haben, der Bollingers Entscheide genau einschätzen kann. Bär braucht einen Verwaltungsratspräsidenten, der genau weiss, wie eine Bank funktioniert, jemand, der am besten schon einmal eine Bank geführt hat.
Wenn es eine Schweizer Lösung sein soll, dann müsste es eine Person wie Sabine Keller-Busse sein. Als Schweiz-Chefin der UBS weiss sie, wie man eine Bank führt, sie kennt die Innereien einer Bank und das Kundengeschäft. Zudem ist sie in der Schweiz gut vernetzt und sitzt zum Beispiel im Verwaltungsrat der Zurich Insurance Group. Sie bringt viel mit, was Bollinger noch nicht hat.
Idealer Zeitpunkt
Für Keller-Busse könnte sprechen, dass sie für den CEO-Posten bei der UBS kaum mehr in Frage kommt. Ein Hindernis dürfte ihr Alter sein. Sie wäre bereits 62-jährig, wenn Sergio Ermotti voraussichtlich Anfang 2027 zurücktritt. Wenn sie eine Aufsichtsposition bei einer Bank anstrebt, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt. Auch aus Sicht der Finma spräche nichts gegen Keller-Busse, sie ist «fit and proper» für den Job. Auch dürfte die UBS der deutschstämmigen Topmanagerin kaum Steine in den Weg legen und sie ziehen lassen.
Sucht der Verwaltungsrat aber jemanden aus dem Ausland, ist das Feld weit offen. Warum nicht Ida Liu von der Citibank? Am Montagabend wurde bekannt, dass sie überraschend ihren Posten als Chefin der Private-Banking-Sparte der US-Grossbank aufgibt. «Grosse Karrieren zeichnen sich dadurch aus, dass man neue Herausforderungen und Möglichkeiten annimmt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für mich, meine globale Expertise, meine Führungserfahrung und meine Leidenschaft für Wachstum auf mutige und aufregende Weise einzusetzen», schrieb Liu selbstbewusst auf Linkedin. Was sie in Zukunft machen wird, liess sie offen. Ob die Amerikanerin Lust auf Zürich hat, ist eine andere Frage.