Es ist schon eine Weile her, da nannten die Briten sie verächtlich «Gnomes of Zurich». Jetzt scheinen sie selbst Gefallen an der Verzwergung zu finden. Letzten Freitag nach Börsenschluss hat Julius Bär Noel Quinn als neuen nicht-exekutiven Verwaltungsratspräsidenten zur Wahl vorgeschlagen. Bis Noel Quinn sein Amt am 1. Mai antreten kann, wird Vizepräsident Richard Campbell-Breeden die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten interimistisch übernehmen.
Mit Noel Quinn und Richard Campbell-Breeden werden künftig zwei Angelsachsen den Kurs der grössten reinen Privatbank in der Schweiz massgeblich mitbestimmen. Nicht nur das: Noel Quinn ist als ehemaliger CEO von HSBC zwar eine grosse Nummer im internationalen Bankgeschäft, doch sein Hintergrund ist der eines Commercial Bankers. Das Private Banking ist ihm fremd. Bei Vizepräsident Richard Campbell-Breeden, der viele Jahre bei Goldman Sachs tätig war, ist das ähnlich.
Zudem: Noel Quinn hat auch keinen erkennbaren Bezug zur Schweiz. Er spricht weder Deutsch noch Französisch, und doch wird er zur zentralen Ansprechperson bei Behörden und Regulatoren. Anfang des Jahres wurde Quinn als sogenannter Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben.
Dass Noel Quinn zur Wahl vorgeschlagen wird, ist nicht primär sein Problem. Das Problem ist vielmehr, dass es Schweizer Banken scheinbar zunehmend schwerfällt, eigenes Spitzenpersonal zu rekrutieren. Für das Amt bei Julius Bär angefragte Persönlichkeiten wie Sabine Keller-Busse oder der frühere Vontobel-Chef Zeno Staub sagten alle ab.