Abzockerdebatte 2.0
Der UBS-Chef kann über 20 Millionen Franken als Lohn beziehen. Je nach Entwicklung des Aktienkurses könnte es aber auch deutlich mehr sein.
13. März 2025 • Beat Schmid

Die Debatte um Bankersaläre kommt in Fahrt. Nachdem der Ständerat Anfang der Woche einem Vorschlag des SVP-Parlamentariers Jakob Stark für einen Lohndeckel von drei bis fünf Millionen Franken zugestimmt hat, sind nun alle Blicke auf die Bezüge der obersten Führungsriege der UBS gerichtet. Diese werden am kommenden Montag mit der Publikation des Geschäftsberichts bekannt gegeben.

Zur Erinnerung: Für das Jahr 2023 bezog Sergio Ermotti einen Lohn von 14,4 Millionen Franken – und das für nur neun Monate, was viele negative Reaktionen auslöste. Nun gibt der Chef der Stiftung Ethos, Vincent Kaufmann, eine erste Schätzung für das vergangene Jahr ab. Diese hat es in sich: Gegenüber der NZZ sagte er, Sergio Ermotti könne «gesamthaft über 28 Millionen Franken realisieren» (Abo).

Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn ein langlaufendes Bonusprogramm, der sogenannte Long Term Incentive Plan (LTIP), sich über die nächsten drei Jahre positiv entwickelt. Die Chancen, dass Ermotti seine Bezüge steigern kann, stehen gut, da der Aktienanteil im LTIP im Zuteilungsjahr nur zu 50 Prozent bewertet wird.

Stützt man sich nicht auf zukünftige, sondern auf aktuelle Bewertungen, dann dürften sich Ermottis Bezüge auf rund 20 Millionen Franken belaufen. Die aktualisierten Entschädigungsregeln sehen vor, dass die variable Entschädigung des UBS-CEOs maximal das Siebenfache des Grundlohns betragen kann. Dieser beläuft sich auf 2,5 Millionen Franken. Der maximal mögliche Bonus (bei voller Zuteilung) beträgt damit 17,5 Millionen Franken. Voraussetzung dafür ist, dass Ermotti vom Vergütungsausschuss die volle Punktzahl für seine geleistete Arbeit erhält.

Der Bonus von Ermotti besteht aus insgesamt drei Komponenten: einem Cashbonus, dem LTIP sowie dem DCCP (Deferred Contingent Capital Plan) – einem Programm, das über fünf Jahre angelegt ist und auf AT1-Anleihen basiert.

Knüpft die UBS an alte «Abzockerzeiten» an?

Schnürt die UBS für Ermotti tatsächlich ein Lohnpaket von 20 Millionen Franken, das in den nächsten drei Jahren noch auf 28 Millionen steigen kann? Tut sie das, knüpft die Grossbank an vergangene «Abzockerzeiten» an. Der letzte, der einen Lohn von über 20 Millionen Franken bei der UBS bezog, war Marcel Ospel, der im Boomjahr 2006 über 26 Millionen Franken erhielt. Mit entsprechenden Folgen: Der Basler UBS-Lenker wurde gemeinsam mit Daniel Vasella von Novartis zur Zielscheibe in der Bonidebatte, die später zur Annahme der Abzocker-Initiative führte.

Ein Lohn von 20 Millionen Franken würde die bereits hitzige Debatte um mehr Eigenkapital noch zusätzlich anfachen. Will das die UBS? Vielleicht kommt es ja nicht so weit, und die Grossbank entscheidet sich aus politischen Gründen, den Lohn zu limitieren. CEO-Löhne sind immer auch politisch. Das scheint etwa die Zurich Insurance Group zu wissen: Deren Chef Mario Greco bezog für 2024 einen Lohn von 9,88 Millionen Franken. Mit seinem einstelligen Millionensalär bietet er kaum Angriffsfläche – er fliegt unter dem Radar.

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